Aktienmärkte werden wieder volatiler
Aktien sind derzeit ohne Alternative. Doch das wirtschaftspolitische Umfeld wird für Störfeuer sorgen.
Von Friedrich Huber, geschäftsführender Gesellschafter der Huber, Reuss und Kollegen Vermögensverwaltung
An Aktien führt auch im Jahr 2011 kein Weg vorbei. Die Dividendenpapiere sind günstig bewertet, der Trend hin zu Sachanlagen sorgt für Nachfrage bei Käufern. Dennoch sollten Anleger mit starken Schwankungen rechnen. Der Grund: Das Wirtschaftsumfeld hat sich fundamental gewandelt.
Der Konjunkturaufschwung und die heimischen Aktienindizes zeigen es: Die deutsche Wirtschaft, vor allem die exportorientierte Industrie mit ihren Premium-Produkten, ist extrem wettbewerbsfähig. Eben das unterscheidet sie von etlichen führenden Industrieländern. Sowohl in den USA als auch in Europa haben die Spätfolgen der Finanzkrise ein Wirtschaftsumfeld geschaffen, das wenig mit der Normalität der vergangenen 20 Jahre gemein hat. So hat das angeschlagene Bankensystem nicht nur viele Staatshaushalte in die Überschuldung getrieben, sondern auch das Wirtschaftswachstum erheblich gedämpft.
Bullen und Bären im Dauer-Clinch
Die Börse wird sich schwer tun, dies zu akzeptieren. Auch 2011 werden die „Bullen“ immer wieder versuchen, in das alte Schema zurückzukehren und die Börsenkurse zu sehr anhand von Wachstumsparametern zu beurteilen. Auf der anderen Seite werden die „Bären“ bestrebt sein, die immer wieder kehrenden Phasen der Resignation für sich zu nutzen. Der Wechsel zwischen beiden Phasen wird zu einer erhöhten Volatilität führen, wie sie bereits im Jahr 2010 zu erkennen war.
Gleichwohl sind Aktien im Grund ohne Alternative. Mit einem durchschnittlichen Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) für den DAX von 14,8 und einem KGV von 15,4 für den US-Index Standard & Poor’s 500 sind sie vergleichsweise günstig bewertet. Hinzu kommt der Trend hin zu Sachwertanlagen. Nicht zuletzt zwingen die niedrigen Zinsen inzwischen auch Adressen wie den Anleihe-Giganten PIMCO dazu, Aktien höher zu gewichten und sich so breiter aufzustellen. Ähnlich positionieren sich einige große Versicherer.
„Haircut“ bei Schulden droht
Ein wesentliches Kennzeichen der neuen Zeit ist inzwischen kein Geheimnis mehr: Anleihemärkte werden keineswegs mehr als sicherer Hafen gesehen. Vielmehr hat die Staatschuldenkrise die Bondmärkte umgekrempelt: Für „todsichere“ Papiere wie deutsche Staatsanleihen gibt es faktisch keine Zinsen. Geld mit Anleihen verdient nur, wer Risiken eingeht, die oft gar nicht einzuschätzen sind. So liebäugelt Griechenland inzwischen ganz offen mit einem Schuldenschnitt, einem „Haircut“. Das Land sei offen für den vorzeitigen Rückkauf von Staatsanleihen unter dem Nennwert, hieß es vor kurzem.
Das würde bedeuten: Privatanleger hätten bei der Umschuldung der 263 Milliarden Euro hohen Staatsschuld die Hauptlast zu tragen – ein Szenario, dessen Folgen bereits in den entscheidenden EU-Gremien diskutiert werden. Sollte das Modell Schule machen, dürfte es Investoren in Irland und Portugal ebenso ergehen. Das würde zwar kurzfristig die Solvenzprobleme dieser Schuldnerstaaten beheben, aber nicht das grundlegende Defizit: die mangelnde Wettbewerbsfähigkeit.
Als Fazit bleibt: Auch wenn es gute Gründe gibt, dass die Aktienmärkte weiter haussieren, ist 2011 mit deutlichen Schwankungen zu rechnen.
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