Aktienindizes: Was steckt hinter diesen Marktvehikeln?
Aktienindizes sind in aller Munde. Sie sind wichtige Kennziffern für die Kurs- oder Performanceentwicklungen der internationalen Finanzmärkte geworden.
So besagt eine bekannte Börsenweisheit: "Wenn Wall Street niest, kriegt Europa den Schnupfen". Ganz gleich, ob regional, global oder auf einen Sektor bezogen, sind Aktienindizes wichtige messbare und sichtbare Bezugsgrößen für Branchen, Gesamtmärkte und Länder geworden.
Aktienindizes sind von einem Emissionshaus entwickelte "Bündel" von Aktien, um einen bestimmten Teil der Wirtschaft widerspiegeln. Die Familie der DAX Indizes wird beispielsweise von der Deutschen Börse AG herausgegeben. Sie haben eine Wertpapierkennnummer, obwohl sie nicht als solche gekauft werden können. Vielmehr dienen sie als Benchmark für aktiv und passive gemangte Fonds sowie Zertifikate verschiedenster Gattungen. Für das "Benchmarking" erhält die Emittentin eine Lizenzgebühr. Damit haben Indizes nicht nur informativen Charakter haben, sondern stellen auch eine lukrative Einkommensquelle für die Herausgeberin dar.
Der erste Index, der kreiert wurde, war im Jahr 1884 der Dow Jones Industrial Average Index (DJIA). Es war, strenggenommen, ein Branchenindex. Neun der ersten elf Werte waren Eisenbahntitel. Aus der damaligen Zeit stammt die noch bestehende Western Union Corp., die aber inzwischen im S&P 500 Index gelistet wird. Heute ist der DJIA ein branchenübergreifender Index und beinhaltet die 30 größten US - Unternehmen.
International bekannt sind Indizes auf die größten Unternehmen eines Landes (zum Beispiel DAX) oder eines Währungsraumes (bspw. Eurostoxx50). Hand in Hand mit einer immer größeren Diversifizierung an Investitionsvehikeln expandierte in den vergangenen Jahrzehnten der Markt an Indizes. Branchen, wie der Pharmasektor, sind ebenso zahlreich vertreten wie auch Themenindizes, die sich beispielsweise mit dividendenstarken Werten befassen. Je nach Index gibt es unterschiedliche Voraussetzungen, um als Aktie darin aufgenommen zu werden. Höhere Transparenzanforderungen gehören dazu. Zukünftig wird hierbei auch Nachhaltigkeit (ESG) eine immer größere Rolle spielen.
Indizes werden in Punkten berechnet, deren Einzeltitel unterschiedlich im Index gewichtet sind. Je nach Marktkapitalisierung wird entschieden, welchen Anteil ein Unternehmen im Index besitzt. Das heißt, Unternehmen, deren Börsenwert hoch ist, nehmen in der Regel auch eine dominante Position im Index ein und beeinflussen den Punktestand mehr als Unternehmen mit einem geringeren Börsenwert. Das kann dazu führen, dass ein Index von einem einzelnen Sektor maßgeblich beeinflusst wird. Der DAX besitzt einen deutlichen Schwerpunkt im Automobilsektor, während die Deutsche Bank als einziges Geldhaus in dem Index den gesamten Bankensektor Deutschlands repräsentiert. Im EuroStoxx50 haben dagegen die Banken einen deutlich höher gewichteten Anteil.
Anleger können entscheiden, ob sie ein Investmentvehikel wählen, welches einen Index als Benchmark für die eigene Wertentwicklung nutzt oder ob sie über ETFs (Exchange Trades Funds) oder auch Indexzertifikate eine Eins zu Eins Abbildung wünschen. Zu beachten ist dabei, dass Indizes in der Regel sehr starr sind und sich die Zusammensetzung nicht so schnell ändert. Man spricht daher auch von passiven Investments im Gegensatz zu aktiv gemanagten Fonds.
Bei einer Investition in den oft erwähnten MSCI World muss einem klar sein, dass man trotz des Namens einen 67-prozentigen USA-Anteil hat. Als Anleger sollte man daher vor der Investition genau prüfen, wie der Index aufgestellt ist, da er, wie oben beschrieben nicht fortlaufend angepasst wird und auch nicht immer das drin enthalten ist, was der Name vermuten lässt. Beispiel Standard & Poor´s 500 (S&P 500) Index: Trotz der hohen Anzahl an Werten (500) wird dieser Index maßgeblich von den Tech-Großgewichten bestimmt. Die Kursentwicklung dieser hochkapitalisierten Aktien beeinflusst aktuell den gesamten Indexwert vergleichsweise stark.
Ein weiterer wichtiger Faktor in der Beurteilung von Indizes und damit auch des entsprechenden Investitionsvehikels ETF ist, ob Dividenden berücksichtigt werden. Insbesondere im Vergleich von zwei Indizes sollten immer Äpfel mit Äpfeln und Birnen mit Birnen verglichen werden.
Der DAX40 bezieht die Dividenden mit ein und wird daher als Performanceindex, als Index, der die gesamte Wertentwicklung einschließlich der Dividenden abbildet, bezeichnet. Mittlerweile sind die 40 größten deutschen Unternehmen im DAX vertreten. Da der kumulierte Börsenwert ca. drei Viertel aller deutschen Aktien ausmacht, spricht man beim DAX von einem Leitindex.
Für viele Investoren ist der DAX40 damit so etwas wie ein Fieberthermometer der deutschen Wirtschaft, also ein starkes Indiz dafür, wie es um die Konjunktur bestellt ist. Fehldeutung entsteht jedoch regelmäßig, wenn es um die reine Kursentwicklung ohne die Dividenden geht. Kluge Investoren, die einen DAX Fokus auf die reine Kursentwicklung haben, ziehen daher den sogenannten Kursindex ohne die Dividenden zu Rate. Dessen Wertentwicklung weicht vom weit bekannten Performanceindex deutlich ab.
Gewissermaßen führt eine Indexvertretung auch zu einer hohen Nachfrage. ETFs, die Indizes abbilden, sind als Basisinvestments sehr beliebt. Anfang des Jahres wurden durch die indexmäßige Verknüpfung im Techbereich allerdings auch die Gefahr von ETFs deutlich. Durch die schlechte Performance einzelne Werte wurden tech-lastige Indizes nach unten gezogen. Durch dann ausgelöste Stop-Loss-Limite verstärkte sich der Verkaufsdruck noch und zog dann auch andere über den Index verbundene bisher stabil gebliebene Unternehmen mit nach unten.
Fazit: Aktienindizes sind heute unverzichtbare Kennziffern, um Märkte darzustellen und sich zu orientieren. Investoren sollten dabei genau hinschauen, wie der Index investiert und nach welchen Kriterien die Zusammensetzung funktioniert. Bei marktübergreifenden Indizes wie dem DAX40 gilt es außerdem zu beachten, wie die einzelnen Branchen gewichtet sind und welche vorrangig die Kursentwicklung beeinflussen.
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Von Henning Kirsch, Vermögensverwalter bei der Hansen & Heinrich AG, Frankfurt/ Main
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