2024 - Das Jahr der Zinsanlage?
Die letzte Sitzung der amerikanischen Notenbank Federal Reserve (FED) im Dezember wurde von den Märkten als stimulierend, teilweise sogar als 180-Grad-Wende aufgenommen und ließ die Aktienmärkte auf Höchstständen enden. Grund sind die Hoffnung auf Zinssenkungen in diesem Jahr.
Der Marktreaktion nach zu urteilen, war die Botschaft der Federal Reserve "taubenhafter" als erwartet: Die Notenbanker erweckten den Eindruck, dass die Flughöhe jetzt erreicht sei und deuten an, dass der nächste Schritt eine Zinssenkung sein könnte. FED-Chef Powell bestätigte, dass auf der Notenbanksitzung über den Zeitpunkt von Zinssenkungen diskutiert wurde.
Die Marktteilnehmer interpretieren das nun so, dass die FED die Leitzinswende damit offiziell bestätigt hat und die Märkte nun auf bis zu drei Zinssenkungen und 75 Basispunkte weniger für 2024 einstellt. Auch die Inflationsprognosen für 2024 und 2025 wurden nach unten revidiert. Die FED will offensichtlich sicherstellen, nicht zu spät zu lockern, und zur Normalität zurückkehren. Damit nimmt das Rezessionsrisiko in der Wirtschaft ab, was wiederum das positive Aktien- und Anleihemarktumfeld unterstützt.
Dennoch: Die Inflation ist noch nicht tot. Auch Powell mahnte, dass weitere Zinserhöhungen nicht völlig vom Tisch sind. Zumindest im ersten Halbjahr sollte die Zinsseite aber einen positiven Kursbeitrag zum Depot leisten können, ein Selbstläufer wird es aber wohl nicht.
Die Entwicklung der Anleiherenditen wird auch die Richtung am Aktienmarkt vorgeben. Steigen die Bondrenditen, sinkt die Attraktivität von Aktien als Anlageklasse. Wie stark diese Koppelung wirkt, zeigte sich schon im letzten Jahr: Zunächst stieg die Rendite der zehnjährigen US-Staatsanleihen von August bis Ende Oktober von rund vier auf in der Spitze über fünf Prozent. Den Anlegern wurde klar, dass die FED die Zinsen länger relativ hoch belassen würde. In diesem Zeitraum fiel der deutsche Leitindex DAX um knapp zehn Prozent. Als die Renditen dann auf unter 4,5 Prozent wieder nachgaben, stieg der DAX um fast vier Prozent. Zinsen und Anleihen sowie das Wechselspiel zwischen Notenbankaussagen und Markterwartungen werden uns unweigerlich das Jahr hindurch begleiten. Gegen Jahresende wird es mit der US-Präsidentschaftswahl dann nochmal sehr politisch an der Börse.
von Dr. Marc-Oliver Lux von Dr. Lux & Präuner GmbH & Co. KG in München
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