VerlusteDie größten Kapitalvernichter 2024
Alljährlich veröffentlicht die Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger e.V. (SdK) das "Schwarzbuch Börse". Das sind die zehn größten Kapitalvernichter des Jahres 2024.
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Investitionen sind leider nicht immer von Erfolg und Profit gekrönt. Um Anleger zu schützen, wird immer am Ende eines Jahres das "Schwarzbuch Börse" veröffentlicht. Von Betrug bis Totalverlust ist alles vertreten.
Platz 11: Das Ranking
Jedes Jahr bringt die SdK Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger e.V. das sogenannte Schwarzbuch Börse heraus. Hier werden Skandale, Betrügereien und Abzockereien am Kapitalmarkt im vergangenen Jahr aufgelistet. Im Mittelpunkt steht auch dieses Jahr das Unternehmensstabilisierungs- und restrukturierungsgesetz (StaRUG): Eigentlich als Unterstützung von Unternehmen in der Krise gedacht, wird es immer häufiger missbraucht, wie einige der nachfolgenden Fälle verdeutlichen. Stand der Daten ist der 20. Dezember 2024.
Quelle: Schwarzbuch Börse 2024, Bild: Jag cz / Shutterstock.com
Platz 10: Varta AG
Am 22. Juli 2024 brach der Aktienkurs des Mikrobatterien-Herstellers Varta um rund 80 Prozent ein. An einem Tag ging so nahezu eine Milliarde Euro Börsenwert verloren. Grund für den massiven Einsturz war das angekündigte Sanierungsverfahren nach StaRUG zur Vermeidung eines Insolvenzverfahrens, dabei soll eine Kapitalherabsetzung auf null erfolgen. Anschließend ist eine erneute Kapitalerhöhung geplant. Kleinaktionäre verlieren ihre Anteile ohne Entschädigung. Als Reaktion hat die SdK eine Verfassungsbeschwerde initiiert.
Quelle: Schwarzbuch Börse 2024, Bild: MDart10 / Shutterstock.com
Platz 9: Endor AG
Der Gaming-Ausrüster Endor meldete Ende Juli 2024 Insolvenz an. Zwar stand das Unternehmen bereits seit 2021 vor diversen Herausforderungen wie Lieferkettenproblemen, doch die tatsächliche Krise begann erst Anfang 2024. Aufgrund einer überraschenden Gewinnwarnung kam es zu einem Kampf zwischen dem Gründer respektive Geschäftsführer Thomas Jackermeier und dem neuen Finanzchef Matthias Kosch. Dieser mündete schließlich darin, dass Kosch die Absetzung Jackermeiers durchsetzte und ein StaRUG-Verfahren mit dem Konkurrenten Corsair anstieß. Nachdem die Sanierung scheiterte, kam es zum Insolvenzverfahren und das operative Geschäft wurde schließlich an die Konkurrenz verkauft - die Aktionäre erhielten nichts.
Quelle: Schwarzbuch Börse 2024, Bild: Zoa.Arts / Shutterstock.com
Platz 8: ESPG AG
Auch die Immobilienfirma ESPG leitete Ende 2023 ein StaRUG-Verfahren ein. Anleihegläubiger sollten laut des Restrukturierungsplans ihre 50 Millionen Euro Forderungen künftig gegen die neu gegründete Gesellschaft Band Co richten, welche jedoch nur 15 Prozent der ESPG-Anteile erhält. Außerdem mussten sie einer Laufzeitverlängerung bis 2029 einwilligen. Externe Investoren dagegen sollen für 12 Millionen Euro 85 Prozent der Anteile der sanierten ESPG erhalten. Für die Anleihegläubiger entsteht ein enormer Nachteil, so die SdK. "Selbst wenn die ESPG nach der Sanierung erheblich an Wert gewinnen sollte, wird dieser geringe Anteil vermutlich nicht ausreichen, um die Forderungen der Anleiheinhaber am Ende der Laufzeit vollständig zu decken", erklärt die Anlagevereinigung.
Quelle: Schwarzbuch Börse 2024, Bild: Jirsak / Shutterstock.com
Platz 7: Credicore Pfandhaus
Als unglaublicher Betrugsfall entpuppte sich die angeblich sichere Anleihe des Credicore Pfandhaus als im Dezember 2023 ein Insolvenzantrag gestellt wurde. Statt hochwertiger Luxuspfänder akzeptierte das Pfandhaus wertlose Teppiche und Labordiamanten. Doch damit nicht genug: Durchsuchungen des LKA Hamburg im Dezember 2024 ergaben, dass die Investitionen in Höhe von rund 3,7 Millionen Euro der Anleger für private Zwecke verwendet wurden. Auch der Geschäftsführer Karl-Miguel Meyer war Teil der Betrugsmasche, denn er war ein ehemaliger Kellner auf Sylt, welcher durch die Hintermänner rekrutiert wurde. Weitere Ermittlungen laufen noch, doch banden- und gewerbsmäßiger Betrug sowie Geldwäsche stehen im Raum.
Quelle: Schwarzbuch Börse 2024, Bild: Creative Lab / Shutterstock.com
Platz 6: BayWa AG
Große Versprechen machte das Handels- und Dienstleistungsunternehmen BayWa: Nach dem Geschäftsführerwechsel im Mai 2024 zeigte sich das Unternehmen optimistisch und sprach von einer deutlichen Ergebnisverbesserung. Bereits einen Monat später wurde ein Sanierungsgutachten in Auftrag gegeben. Die finanzielle Lage war angespannt, da eine kreditfinanzierte Expansionsstrategie zum Problem wurde. "Davon war in den Unternehmensmitteilungen zuvor nie die Rede gewesen und viele Aktionäre dürften damit wohl auf dem falschen Fuß erwischt worden sein", so die SdK. Die Lage spitzte sich weiter zu, bis die mangelnde Kommunikation schließlich zu einem Kurssturz von über 50 Prozent führte. Auch wurden Untersuchungen der BaFin und ein Verfahren gegen den Wirtschaftsprüfer PWC eingeleitet.
Quelle: Schwarzbuch Börse 2024, Bild: BayWa AG
Platz 5: CompuGroup Medical
Eine optimistische Zukunft prognostizierte auch der Softwarehersteller CompuGroup Medical (CGM): 4 bis 6 Prozent Umsatzwachstum versprach der Geschäftsführer Michael Rauch in einem Interview. Das bereinigte EBITDA (zu deutsch "Gewinn vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen auf Sachanlagen und Abschreibungen auf immaterielle Vermögensgegenstände") sollte 270 bis 310 Millionen Euro betragen. Große Versprechungen, die drei Wochen später wieder nach unter korrigiert wurden. Nachdem nur noch 220 bis 250 Millionen und ein Umsatzrückgang von 2 Prozent erwartet wurden, brach der Aktienkurs abermals um 34 Prozent ein. In einem Jahr verlor der Aktienkurs so über 50 Prozent seines Wertes. Rauch wurde durch den Sohn des Gründers, Daniel Gotthardt, ersetzt.
Quelle: Schwarzbuch Börse 2024, Bild: GlebSStock / Shutterstock.com
Platz 4: MyHammer
MyHammer, eine Online-Plattform für Handwerks- und Dienstleistungsaufträge, machte zunächst einen vielversprechenden Eindruck. Der Großaktionär Angi, welcher etwa 80 Prozent des Grundkapitals hielt, startete 2022 eine Verschmelzung von MyHammer auf die Instapro II AG (IP II). Aktionäre erhielten im Tausch Aktien der IP II. Laut der SdK wurde MyHammer dabei mittels fragwürdiger Wachstumsannahmen deutlich unterbewertet. Zwei Jahre später beantragte die Muttergesellschaft Instapro I einen verschmelzungsrechtlichen Ausschluss der IP II-Streubesitzaktionäre. Der Wert dieser wurde anhand der gleichen Technik - einer noch negativeren Zukunftserwartung - noch weiter nach unten gezogen. Letztlich erhielten Aktionäre für die MyHammer-Aktien nur noch 13,26 Euro pro Aktie - vor der ersten Verschmelzung betrug der Börsenkurs rund 22 Euro. Damit verloren die Aktionäre circa 66 Prozent.
Quelle: Schwarzbuch Börse 2024, Bild: thomas woduschegg / pixelio.de
Platz 3: HELMA Eigenheimbau
Der Massivhaus-Anbieter HELMA Eigenheimbau war ab März 2024 zahlungsunfähig, nachdem sich Sanierungsvereinbarungen als unrealistisch herausstellten. Der Aktienkurs brach von 70 Euro auf 10 Cent ein und Handwerker, Kreditgeber sowie Bauherren stehen vor geringen Insolvenzquoten, unfertigen Projekten und zusätzlichen Kosten. Die einzigen Profiteure waren der Großaktionär Maerzke, bauerfahrenes Mitglied des Aufsichtsrats von HELMA, sowie die Berater, die mehr als 7 Millionen Euro erhielten. Maerzke dagegen hat rechtzeitig verkauft: 2021 veräußerte er Aktien für 20 Millionen Euro und habe private Grundstücksdeals mit dem niedersächsischen Bauträger gemacht.
Quelle: Schwarzbuch Börse 2024, Bild: Peshkov Daniil / Shutterstock.com
Platz 2: Aurelius Equity Opportunities
Der global tätige Investor Aurelius stimmte im Jahr 2024 über eine Umbenennung der Investmentgesellschaft in "AUR Portfolio III SE & Co. KGaA" ab. Die SdK verortet die Ursache bei Gründer und Großaktionär Dirk Markus, da die Marke Aurelius auf die Aurelius AG und nicht auf das Family Office von Markus registriert wurde - es scheint, als wolle Markus das Geld der Anleger für eigene Zwecke nutzen. Ein weiterer Schritt könne es sein, die börsennotierte Aurelius verschwinden zu lassen. Besonders bitter, da die Gesellschaft rund 20 Jahre von den Aktionären finanziert wurde.
Quelle: Schwarzbuch Börse 2024, Bild: AURELIUS
Platz 1: PREOS
Als "besonders schwerer Rechtsverstoß" wurde das Vorgehen des Büroimmobilienentwicklers PREOS durch das Oberlandesgericht Frankfurt bezeichnet. Das Unternehmen befand sich bereits in Schieflage, als Mitte 2023 überraschend selbst gehaltene Anleihen im Wert von 110 Millionen Euro an eine vermeintlich neutrale Gesellschaft - Vilus Immo Germany - übertragen wurden, wodurch sich die externe Verschuldung erhöhte. Ziel war es, unbemerkt Einfluss auf die Abstimmungen zu nehmen. Auf diese Weise gelang es - neben dem Zinsverzicht - den Anlegern sogar einen Zwangstausch der Anleihen zum Kurs von 4,50 Euro aufzudrücken. Zu diesem Zeitpunkt war die Aktie bereits ein sogenannter Pennystock. Das Vorgehen wurde jedoch als illegal eingestuft und PREOS meldete im Juli 2024 Insolvenz an. Die Anleger erlitten einen Totalverlust.
Quelle: Schwarzbuch Börse 2024, Bild: Jirsak / Shutterstock.com
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