Deutsche Dropbox-Alternative Seafile verweigert Kundenbespitzelung - Paypal kündigt Zusammenarbeit

Kunden des fränkischen Cloud-Anbieters Seafile dürfen die Dienste des Unternehmens künftig nicht mehr mit PayPal bezahlen. Der US-amerikanische Payment-Dienstleister verweigert der deutschen Dropbox-Konkurrenz nach Unstimmigkeiten die Zusammenarbeit.

Sollte Seafile seine Kunden bespitzeln?

In einem Blogbeitrag teilte Seafile mit: "Ab dem 19. Juni 2016 dürfen wir keine Paypal-Zahlungen mehr akzeptieren. Paypal hat uns aufgefordert, den Datenverkehr und die Daten unserer Kunden auf illegale Inhalte zu überprüfen und zu überwachen." PayPal habe zudem von Seafile verlangt, detaillierte Statistiken darüber weiterzuleiten, welche Dateitypen Seafile-Kunden bei dem Cloud-Dienst hinterlegen und teilen. Damit waren die Deutschen offenbar nicht einverstanden und führten zur Begründung an, damit gegen europäische und deutsche Datenschutzgesetze zu verstoßen.

PayPal reagiert prompt und ultimativ

Da zwischen den Unternehmen keine Einigung erzielt werden konnte, reagierte PayPal umgehend und forderte Seafile auf, den Dienst als Zahlungsmethode von der Plattform zu entfernen. Eine Mitarbeiterin von PayPals Brand-Risk-Management-Team habe die Entscheidung bestätigt und gleichzeitig klargestellt, dass diese nicht angefechtet werden könne. Eine erneute Prüfung erfolge nicht, die Entscheidung sei endgültig.

Verdacht auf illegale Inhalte?

Seafile bietet seinen Kunden die Möglichkeit an, ihre Daten in der Cloud zu speichern, um diese mit verschiedenen Geräten zu synchronisieren. PayPal sieht das Geschäftsmodell von Seafile aber möglicherweise anders, denn sie warfen dem fränkischen Anbieter "einen Verstoß gegen die Nutzungsbedingungen" vor. Sealife habe daraufhin 16 Fragen zum Geschäftsmodell beantworten müssen, die bei dem Unternehmen offenbar den Eindruck hinterließen, "dass PayPal uns als Filesharing- oder Torrent-Website einstuft". Sollte dies tatsächlich der Hintergrund sein, dann könnte die Weigerung von Seafile, nähere Auskünfte über die Nutzung durch Kunden offenzulegen, als mögliche Verschleierung illegaler Inhalte gewertet werden - ein eindeutigere Verstoß gegen die PayPal-Richtlinien. Doch Seafile wehrt sich gegen den Vorwurf: Man habe PayPal auch versucht zu erklären, "dass wir kein Filesharing-Dienst oder Torrent-Website sind". PayPal habe seine Entscheidung aber bereits getroffen, und die fiel für Seafile negativ aus. Auch der Hinweis darauf, dass andere - ähnlich gelagerte Dienste - PayPal-Dienstleistungen weiter nutzen dürften, stimmte die US-Amerikaner nicht um. Dennoch sei man in Franken weiter überzeugt, dass die geforderte Überwachung der Kundendaten gegen geltendes Recht verstoße und darüber hinaus "auch moralisch in unseren Augen nicht in Ordnung ist".

Konten bleiben geöffnet

Die Konten von Seafile-Kunden werden auch nach der Kündigung der Zusammenarbeit mit PayPal nicht geschlossen. Der Cloud-Service solle weiter angeboten werden, PayPal als Zahlungsweise wird es von nun an aber nicht mehr geben.

Redaktion finanzen.net