Umfrage unter Finanzexperten: Die Inflation hat ihren Höchststand noch nicht erreicht
Während die Notenbanken weltweit die geldpolitischen Zügel anziehen, um die hohe Inflation unter Kontrolle zu bekommen, zeigt eine Umfrage unter Finanzexperten: Ein Rückgang der Verbraucherpreise ist offenbar noch nicht in Sicht.
• CFOs in CNBC-Umfrage rechnen mit Anstieg der Inflation
• Rezessionsgefahr bleibt
• Unternehmen dennoch weiter im Einstellungsmodus
Der Inflationsdruck bleibt weiter hoch: Während die US-Inflationsrate zuletzt bei 8,3 Prozent lag, erreichte sie in der Eurozone einen historischen Höchstwert von 10 Prozent. Die Währungshüter stemmen sich gegen diese Entwicklung, haben ihre Niedrigzinspolitik beendet und teils in großen Schritten die Leitzinsen angehoben. Doch auch eine deutliche Straffung der Geldpolitik konnte den Anstieg der Verbraucherpreise bislang nicht stoppen - und geht es nach Finanzexperten, dürfte dieser Trend auch in naher Zukunft nicht gebrochen werden.
Experten in CNBC-Umfrage wenig optimistisch
Das ist das Ergebnis der vierteljährlichen CFO Council Survey, einer von CNBC durchgeführten Umfrage unter Finanzexperten. 21 CFOs wurden im Rahmen der jüngsten Erhebung befragt. Damit gilt die Umfrage als eine Art Stichprobe der aktuellen Aussichten unter Top-Finanzverantwortlichen. Durchgeführt wurde die Befragung zwischen dem 12. und 27. September, 44 Prozent der Teilnehmer waren bei Fortune-500-Unternehmen tätig, die Hälfte dieser Befragten arbeitet bei einem Fortune-100-Unternehmen. Die Ergebnisse der Befragung lässt nicht auf baldige Entspannung an der Inflationsfront hoffen.
57 Prozent der befragten Führungskräfte zeigte sich überzeugt, dass die Inflation ihren Höhepunkt noch nicht erreicht hat. Mehr als ein Viertel der Befragten hält die Inflation für den größten externen Risikofaktor für das eigene Unternehmen.
Rezession voraus?
Die Geldpolitik der Währungshüter ist eine Gratwanderung: Zinserhöhungen gelten als eins der probatesten Mittel zur Inflationsbekämpfung, zeitgleich riskieren EZB, Fed & Co. aber ein Abwürgen des Konjunkturmotors. Die Sorge um eine Rezession treibt auch die Währungshüter selbst um: Die Wiederherstellung der Preisstabilität bei nur geringem Rückgang oder Anstieg der Arbeitslosigkeit und einer sanften Landung sei eine große Herausforderung, betonte Fed-Chef Powell nach der letzten Fed-Sitzung auf einer Pressekonferenz. "… niemand weiß, ob dieser Prozess zu einer Rezession führen wird und wenn, wie bedeutend diese Rezession wäre", so der oberste Chef der US-Währungshüter weiter.
Diese Sorge spiegelt sich auch in der CFO-Umfrage von CNBC wider: Fast die Hälfte (48 Prozent) der befragten CFOs gaben an, dass sie eine Rezession in der ersten Hälfte des Jahres 2023 erwarten. Rund 19 Prozent der Finanzexperten rechnet schon für das vierte Quartal mit einer Rezession, weitere 19 Prozent sehen die US-Wirtschaft sogar bereits inmitten eines Rückgangs der Wirtschaftstätigkeit.
Hilfe vom Arbeitsmarkt
Powell betonte unlängst, dass die Rezessionsgefahr davon abhängig sei, wie schnell der Lohn- und Preisinflationsdruck nachlasse, "ob die Erwartungen verankert bleiben und ob wir auch mehr Arbeitskräfte bekommen, was ebenfalls helfen würde." Zumindest in letzterem Punkt scheinen die Umfrageteilnehmer der CNBC-Befragung zuversichtlich zu sein. Die Unternehmen stellen weiterhin ein, 57 Prozent der CFOs betonen, dass sie davon ausgehen, dass sie im nächsten Jahr die Zahl der Mitarbeiter erhöhen werden. Weniger als 10 Prozent rechnen mit einem Personalabbau.
Insgesamt stehen die Experten hinter der Politik der Fed. 52 Prozent der befragten CFOs hält die Bemühungen der US-Notenbank für "angemessen", 19 Prozent bewerten sie mit "gut". 29 Prozent halten die Maßnahmen der Währungshüter unterdessen für unzureichend.
Redaktion finanzen.net
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