Zinsschock an den Märkten - die Hintergründe
Steigende Marktzinsen haben zuletzt die Stimmung an den Märkten spürbar eingetrübt. Droht jetzt eine Zinspanik?
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Eine Kolumne von Holger Steffen. Der Anlageexperte ist Berater für den Value-Stars-Deutschland-Index, der seit Auflage im Dezember 2013 bis Ende des Jahres 2017 einen Kurszuwachs von 107% verzeichnet hat.
Die Minirenditen von Anleihen haben in den letzten zwei Jahren kaum jemanden richtig gestört. Solange die Situation stabil war, konnte man Kapital - insbesondere in der Eurozone mit Negativzinsen für große Sichteinlagen - gut im Rentenmarkt parken. Doch jetzt ändert sich die Lage, die Marktzinsen dies- wie jenseits des Atlantiks haben in den letzten Wochen einen Aufwärtstrend ausgebildet. Setzt sich diese Entwicklung fort, dürften die Investoren unter Druck geraten.
Die Inflationserwartungen
Die Leitzinsen der Zentralbanken sind eine wichtige Determinante für die langfristigen Zinsen, die sich am Markt bilden. Doch es gibt noch weitere Einflussfaktoren, zu denen zählen insbesondere die Inflationserwartungen. Steigt das Risiko einer beschleunigten Geldentwertung, fordern die Investoren naturgemäß höhere Risikoprämien, resp. Zinsen. Dieses Phänomen dürfte aktuell in den USA zu beobachten sein. Die Steuerreform, die einen kräftigen Stimulus für eine ohnehin solide wachsende Volkswirtschaft bedeutet, hat ein Umdenken eingeleitet und die Inflationsgefahr in den Vordergrund gerückt. Seit dem Zwischentief im letzten August hat der Marktzins 10-jähriger US-Staatsanleihen um etwa 0,8 Prozentpunkte auf aktuell 2,84 % zugelegt - der höchste Stand seit dem Frühjahr 2014. Auch in Deutschland ist ein Anstieg der Umlaufrendite auf ein Zweijahreshoch zu beobachten, das könnte aber zunächst aus der Halbierung der Anleihenkäufe von Seiten der EZB resultieren.
Das Kursrisiko
Für Investoren im Rentenmarkt ist diese Situation gefährlich. Der langfristige Abwärtstrend bei den Marktzinsen, der sich in Europa mit der Finanz- und Eurokrise und der Invention der EZB bis zum Jahr 2016 noch beschleunigt hat, bescherte den Besitzern von Staatsanleihen eine staatliche Doppelrendite aus den laufenden Zinszahlungen und deutlichen Kurssteigerungen. Jetzt hingegen weisen die Papiere nur noch eine geringe Ausschüttungsrendite auf. Demgegenüber drohen hohe Kursverluste, wenn die Marktzinsen steigen, was bei den handelbaren Anleihen (mit festem Kupon) durch niedrigere Kurse abgebildet wird.
Zinsschübe und Panikattacken sind möglich
Noch nimmt die Inflation nicht richtig Fahrt auf. Basiseffekte und ein starker Euro sorgen insbesondere in Europa noch für tendenziell rückläufige Werte. Die USA stufen wir aber wegen der Steuerreform und einem schwachen Dollar als gefährdeter ein. Spannend wird, wie die Investoren auf diese Gefahr reagieren. Kommt es zu einem geordneten Rückzug, dürfte sich das auf die Aktienhausse sogar positiv auswirken. Nicht ausgeschlossen sind aber Panikattacken und größere Zinsschübe, die am Kapitalmarkt insgesamt Turbulenzen auslösen könnten.
Das bleibt das wesentliche Risiko, das aus der Zinsentwicklung für die nächsten Monate resultiert. Bleibt hingegen eine panikartige Schließung von Positionen aus, könnte sich die aktuelle Korrektur als Einstiegsgelegenheit am Aktienmarkt herausstellen. Der DAX hat in der Spitze bereits rund 7 % vom Hoch konsolidiert, der auf Nebenwerte spezialisierte Value-Stars-Deutschland-Index hingegen um etwa 5 %.
Der Autor dieser Kolumne, Holger Steffen, ist Berater für den Value-Stars-Deutschland-Index
Hinweis zu möglichen Interessenkonflikten (§34b WpHG):
Der Autor hält über eine Gesellschaft Geschäftsanteile an der Anlegerbrief Research GmbH, die ein entgeltliches Beratungsmandat für den Value-Stars-Deutschland-Index hat. Darüber hinaus können hinsichtlich der in dieser Finanzanalyse genannten Aktien grundsätzlich folgende Interessenkonflikte vorliegen (zutreffendes gefettet):
- Der Autor oder ein Mitautor halten direkt oder indirekt folgende in diesem Artikel analysierte Aktien: - (keine)
- Der von der Anlegerbrief Research GmbH herausgegebene Börsenbrief "Der Anlegerbrief" hält folgende in diesem Artikel analysierte Aktien in seinen Modellportfolios: - (keine)
- In einem Zertifikat auf den Value-Stars-Deutschland-Index (ISIN DE000LS8VSD9) sind folgende in diesem Artikel analysierte Aktien enthalten: - (keine)
Hinweis: Die finanzen.net GmbH unterhält geschäftliche Verbindungen zur Anlegerbrief Research GmbH, dem Berater des Referenzportfolios, und partizipiert an den Einnahmen aus der Verwaltungsgebühr und der erfolgsabhängigen Gebühr des Endlos-Zertifikats auf den Value-Stars-Deutschland-Index (WKN LS8VSD).
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Bildquellen: VSI