Öl: Der Vorbote der Rezession?
Mit einem drastischen Absturz in kurzer Zeit hat der Ölpreis seinen Höhenflug beendet. Stellt das ein Alarmsignal für die Weltkonjunktur dar?
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Eine Kolumne von Holger Steffen. Der Anlageexperte ist Berater für den Value-Stars-Deutschland-Index, der seit Auflage im Dezember 2013 einen Kurszuwachs von 104,8% verzeichnet hat (Stand 30.09.2018).
Trotz zunehmender Substitutionsmöglichkeiten bleibt Öl ein zentraler Schmierstoff der Weltwirtschaft. Im Umkehrschluss wird der Preis des schwarzen Goldes daher durch das Auf und Ab der Konjunktur beeinflusst. Größeren Kursbewegungen werden daher eine gewisse Prognosefunktion für die Weltwirtschaft zugestanden. Ist der rasante Absturz des Ölpreises seit Anfang Oktober daher ein Alarmsignal?
Stark steigende Produktion in den USA
Die Ölnachfrage von China wächst zwar weiter, aber längst nicht mehr mit der Dynamik vergangener Tage. Das ist ein wesentlicher Einflussfaktor (neben bspw. der Substitution durch Erneuerbare Energien), der die Steigerungsrate des globalen Konsums dämpft. Dem steht auf der Angebotsseite ein Fracking-Produktionsboom in den USA gegenüber, der seinen Höhepunkt immer noch nicht erreicht hat. Im Gegenteil, mit etwas Verzögerung hat der Ölpreisanstieg seit Anfang 2016 einen neuen Schub ausgelöst. Allein in diesem Jahr hat die durchschnittliche Förderung (im Vier-Wochen-Durchschnitt) bislang um 20,3 % (!) auf 11,7 Mio. Barrel pro Tag (mb/d) zugenommen (Datenquelle: EIA).
Gelingt der OPEC erneut der Coup?
Das hat aktuell dazu geführt, dass die Weltproduktion die Weltnachfrage nach Schätzung der US Energie Information Administration wieder übersteigt - das war in den letzten anderthalb Jahren anders. Vor diesem Hintergrund könnten die OPEC und Russland nun, wie schon 2016/17, die Ölproduktion ihrerseits drosseln. Im Rahmen der Sitzung am 6. Dezember ist ein Beschluss über eine gemeinsame Kürzung des Outputs um 1,0 bis 1,4 mb/d möglich, wobei Saudi-Arabien wohl schon vorgeprescht ist und eine Reduktion um 0,5 mb/d bereits umgesetzt hat.
Fazit zu Öl
Der jüngste Absturz der Ölpreise geht tendenziell von der Angebotsseite aus und ist damit noch kein guter Rezessionsindikator. Dabei sind am Markt auch die Sorgen gewichen, dass die neuen Iran-Sanktionen zu Engpässen führen. Nun wird es spannend zu sehen, ob eine deutliche Förderkürzung der OPEC und Russland eine eigentlich überfällige kurzfristige Preiserholung einleiten. Sollte der Ölpreis danach aber weiterfallen, könnte das dann doch ein Indikator für eine Nachfrageschwäche sein.
Der Autor dieser Kolumne, Holger Steffen, ist Berater für den Value-Stars-Deutschland-Index, der etwa 20 ausgewählte Aktien aus dem deutschen Nebenwerte-Segment enthält. Das Portfolio können Anleger im monatlichen Newsletter zum Value-Stars-Index einsehen.
Über Holger Steffen
Holger Steffen ist einer der erfahrensten Nebenwerte-Experten. Mit dem von ihm mitverantworteten Musterdepot des Anlegerbriefs erzielte er seit Start im Jahr 1999 eine Rendite von 2.195 Prozent, das entspricht einer durchschnittlichen Rendite von 17,7 Prozent pro Jahr (Stand: 30.09.2018).
Der gelernte Diplom-Kaufmann hat als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Finanzwirtschaft der RWTH Aachen gearbeitet. Seit mehr als 15 Jahren ist Steffen in der Finanzbranche aktiv, sein Schwerpunkt liegt in der Unternehmens- und Kapitalmarktanalyse. Der Analyst hat bereits zahlreiche Studien zu deutschen Nebenwerten verfasst und sich als Buchautor betätigt. Der Anlageexperte ist zudem Berater für den Value-Stars-Deutschland-Index, der seit Auflage im Dezember 2013 einen Kurszuwachs von 104,8% verzeichnet hat (Stand 30.09.18).
Hinweis zu möglichen Interessenkonflikten (§34b WpHG):
Der Autor hält über eine Gesellschaft Geschäftsanteile an der Anlegerbrief Research GmbH, die ein entgeltliches Beratungsmandat für den Value-Stars-Deutschland-Index hat. Darüber hinaus können hinsichtlich der in dieser Finanzanalyse genannten Aktien grundsätzlich folgende Interessenkonflikte vorliegen (zutreffendes gefettet):
- Der Autor oder ein Mitautor halten direkt oder indirekt folgende in diesem Artikel analysierte Aktien: - (keine)
- Der von der Anlegerbrief Research GmbH herausgegebene Börsenbrief "Der Anlegerbrief" hält folgende in diesem Artikel analysierte Aktien in seinen Modellportfolios: - (keine)
- In einem Zertifikat auf den Value-Stars-Deutschland-Index (ISIN DE000LS8VSD9) sind folgende in diesem Artikel analysierte Aktien enthalten: - (keine)
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Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus. Die finanzen.net GmbH unterhält geschäftliche Verbindungen zur Anlegerbrief Research GmbH, dem Berater des Referenzportfolios, und partizipiert an den Einnahmen aus der Verwaltungsgebühr und der erfolgsabhängigen Gebühr des Endlos-Zertifikats auf den Value-Stars-Deutschland-Index (WKN LS8VSD).