Macht der Ölpreis der Aktienhausse den Garaus?
Seit mehr als zwei Jahren befindet sich der Ölpreis nun schon in einem recht steilen Aufwärtstrend. Ab wann wird es kritisch für die Weltkonjunktur und den Aktienmarkt?
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Eine Kolumne von Holger Steffen. Der Anlageexperte ist Berater für den Value-Stars-Deutschland-Index, der seit Auflage im Dezember 2013 einen Kurszuwachs von 119,7% verzeichnet hat (Stand 18.06.18, 7.30 Uhr).
Allein in den letzten zwölf Monaten hat der Ölpreis um 58 % zugelegt, damit bewegt er sich inzwischen wieder auf dem Stand von November 2014, aber noch weit unter den in den Jahren zuvor markierten Höchstständen. Von der Entwicklung des Angebots dürfte es nun abhängen, ob die Hausse mit dieser Dynamik weitergeht. Die OPEC könnte mit zunehmenden Divergenzen zu kämpfen haben.
OPEC beendet Phase mit Öl-Überangebot
Der Wind am Ölmarkt hat nachhaltig gedreht. Die OPEC hat es in Zusammenarbeit mit Russland geschafft, mit dem Beschluss einer Förderbegrenzung und einer relativ hohen Disziplin in der Umsetzung das Überangebot auszumerzen. Das war die Grundlage für den starken Preisanstieg der letzten zwölf Monate. Zwar steigen in den USA weiterhin die Produktionsaktivitäten - so hat etwa die Zahl der aktiven Bohrlöcher allein in den letzten sechs Monaten um 14,8 % zugenommen (siehe Abbildung) -, aber das reicht nicht mehr aus, um die OPEC zu kontern. Im laufenden Jahr wird der US-Output nach Schätzung der Internationalen Energieagentur um 1,3 Mio. Barrel pro Tag (mb/d) zulegen, im nächsten Jahr um weitere 0,9 mb/d. Die weltweite Nachfrage dürfte aber derweil um jeweils 1,4 mb/d steigen.
Divergierende Interessen
Es wird also darauf ankommen, was die OPEC und ihre Partner machen. Ohne Anpassungsmaßnahmen könnte deren Angebot sinken, da der Iran von neuen Sanktionsmaßnahmen und Venezuelas Output vom wirtschaftlichen Niedergang des Landes getroffen werden. Saudi-Arabien und Russland haben daher Bereitschaft signalisiert, beim OPEC-Treffen am 22. Juni die Fördergrenze anzuheben. Beide dürfte die Sorge umtreiben, dass ein zu hoher Preis, wie bereits des Öfteren in der Vergangenheit, letztlich die Weltkonjunktur abwürgt, mit stark negativen Preis- und Mengeneffekten. Länder wie Iran und Venezuela, denen eher an kurzfristigen hohen Preisen gelegen ist, dürften dagegenhalten.
Fazit zu Öl
Lange Zeit war der Ölpreis neutral bis förderlich für die Konjunktur, jetzt wird der Anstieg langsam zur Gefahr, wie die anziehende Inflation zeigt. Sollte die OPEC nicht die Bremse lockern, könnte die Notierung weiter nach oben schießen und zu einem Stresstest für den Aktienmarkt führen.
Der Autor dieser Kolumne, Holger Steffen, ist Berater für den Value-Stars-Deutschland-Index
Über Holger Steffen
Holger Steffen ist einer der erfahrensten Nebenwerte-Experten. Mit dem von ihm mitverantworteten Musterdepot des Anlegerbriefs erzielte er seit Start im Jahr 1999 eine Rendite von 2.100 Prozent, das entspricht einer durchschnittlichen Rendite von 18,1 Prozent pro Jahr (Stand: 31.12.2017).
Der gelernte Diplom-Kaufmann hat als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Finanzwirtschaft der RWTH Aachen gearbeitet. Seit mehr als 15 Jahren ist Steffen in der Finanzbranche aktiv, sein Schwerpunkt liegt in der Unternehmens- und Kapitalmarktanalyse. Der Analyst hat bereits zahlreiche Studien zu deutschen Nebenwerten verfasst und sich als Buchautor betätigt. Der Anlageexperte ist zudem Berater für den Value-Stars-Deutschland-Index, der seit Auflage im Dezember 2013 einen Kurszuwachs von 119,7% verzeichnet hat (Stand 18.06.18, 7.30 Uhr).
Hinweis zu möglichen Interessenkonflikten (§34b WpHG):
Der Autor hält über eine Gesellschaft Geschäftsanteile an der Anlegerbrief Research GmbH, die ein entgeltliches Beratungsmandat für den Value-Stars-Deutschland-Index hat. Darüber hinaus können hinsichtlich der in dieser Finanzanalyse genannten Aktien grundsätzlich folgende Interessenkonflikte vorliegen (zutreffendes gefettet):
- Der Autor oder ein Mitautor halten direkt oder indirekt folgende in diesem Artikel analysierte Aktien: - (keine)
- Der von der Anlegerbrief Research GmbH herausgegebene Börsenbrief "Der Anlegerbrief" hält folgende in diesem Artikel analysierte Aktien in seinen Modellportfolios: - (keine)
- In einem Zertifikat auf den Value-Stars-Deutschland-Index (ISIN DE000LS8VSD9) sind folgende in diesem Artikel analysierte Aktien enthalten: - (keine)
Hinweis: Die finanzen.net GmbH unterhält geschäftliche Verbindungen zur Anlegerbrief Research GmbH, dem Berater des Referenzportfolios, und partizipiert an den Einnahmen aus der Verwaltungsgebühr und der erfolgsabhängigen Gebühr des Endlos-Zertifikats auf den Value-Stars-Deutschland-Index (WKN LS8VSD).