DAX: Die Gefahr einer "selffulfilling prophecy"
Der DAX hat nach dem Absturz in der ersten Augusthälfte eine Erholung gestartet. Die mittelfristigen Perspektiven hängen aber von der Konjunkturentwicklung ab - und diesbezüglich sind die Risiken gestiegen.
Eine Kolumne von Holger Steffen. Der Anlageexperte ist Berater für den Value-Stars-Deutschland-Index, der seit Auflage im Dezember 2013 einen Kurszuwachs von 87,1% verzeichnet hat (Stand 31.07.2019).
Nachdem der deutliche Rückgang der Wirtschaftsaktivitäten, insbesondere im industriellen Sektor, in den Medien lange Zeit als temporärer Abschwung eingestuft wurde, auf den eher früher als später die nächste Erholung folgt, richtet sich das Augenmerk nun verstärkt auf das Risiko einer Rezession. Das ist durchaus nicht ungefährlich, denn wegen einer ausgeprägten psychologischen Komponente könnte dieses Szenario zu einer "selffulfilling prophecy" werden.
Großer Pessimismus
Wenn ein großer Teil der Marktteilnehmer eine Rezession in naher Zukunft erwartet, dann kommt diese oftmals auch. Das hört sich zunächst einmal vielleicht etwas simpel an, wird aber aus der mikroökonomischen Betrachtungsweise verständlich. Denn die pessimistischen Akteure - vom Manager bis zum Konsumenten - passen ihre Dispositionen an, investieren und kaufen weniger und verstärken so den Abschwung. Dass der Pessimismus aktuell schon relativ ausgeprägt ist, deutet zumindest der ZEW-Index an, der zuletzt auf den niedrigsten Stand seit der Euro-Krise 2011 gefallen ist.
Es mangelt nicht an Risiken
Damals wie heute mangelte es nicht an Risiken. Der Handelskonflikt zwischen den USA und China zieht sich wie Kaugummi und nimmt, gemessen an den verhängten Zöllen, immer größere Dimensionen an. Ob die Parteien noch den Exit aus der Spirale schaffen, ist völlig offen. Ebenso die Frage, ob Großbritannien einen ungeregelten Brexit durchziehen wird - Bevölkerung und Parlament zeigen sich diesbezüglich tief gespalten. Und während Italien die Stabilität der Eurozone attackiert, kämpft China mit Interventionen gegen den Abschwung - zuletzt sah sich die Zentralbank genötigt, umgerechnet rund 55 Mrd. Euro in das Bankensystem zu pumpen.
Fazit zu DAX
Die Rezessionswahrscheinlichkeit hat zuletzt zugenommen - das zeigt unter anderem auch der vom IFO-Institut gemessene deutliche Rückgang des Weltwirtschaftsklimas (von -2,4 auf -10,1 Punkte). Nötig scheint nun ein entschlossenes Gegensteuern von Notenbanken und Politik, idealerweise verknüpft mit einer Entschärfung großer Konflikte (insb. USA/ China). Indizien für einen derartigen Befreiungsschlag sind im Moment nicht in Sicht.Der Autor dieser Kolumne, Holger Steffen, ist Berater für den Value-Stars-Deutschland-Index, der etwa 20 ausgewählte Aktien aus dem deutschen Nebenwerte-Segment enthält. Das Portfolio können Anleger im monatlichen Newsletter zum Value-Stars-Index einsehen.
Über Holger Steffen
Holger Steffen ist einer der erfahrensten Nebenwerte-Experten. Mit dem von ihm mitverantworteten Musterdepot des Anlegerbriefs erzielte er seit Start im Jahr 1999 eine Rendite von 1.701 Prozent, das entspricht einer durchschnittlichen Rendite von 16,4 Prozent pro Jahr (Stand: 31.12.2018).
Der gelernte Diplom-Kaufmann hat als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Finanzwirtschaft der RWTH Aachen gearbeitet. Seit mehr als 15 Jahren ist Steffen in der Finanzbranche aktiv, sein Schwerpunkt liegt in der Unternehmens- und Kapitalmarktanalyse. Der Analyst hat bereits zahlreiche Studien zu deutschen Nebenwerten verfasst und sich als Buchautor betätigt. Der Anlageexperte ist zudem Berater für den Value-Stars-Deutschland-Index, der seit Auflage im Dezember 2013 einen Kurszuwachs von 87,1% verzeichnet hat (Stand 31.07.2019).
Hinweis zu möglichen Interessenkonflikten (§34b WpHG):
Der Autor hält über eine Gesellschaft Geschäftsanteile an der Anlegerbrief Research GmbH, die ein entgeltliches Beratungsmandat für den Value-Stars-Deutschland-Index hat. Darüber hinaus können hinsichtlich der in dieser Finanzanalyse genannten Aktien grundsätzlich folgende Interessenkonflikte vorliegen (zutreffendes gefettet):
- Der Autor oder ein Mitautor halten direkt oder indirekt folgende in diesem Artikel analysierte Aktien: - (keine)
- Der von der Anlegerbrief Research GmbH herausgegebene Börsenbrief "Der Anlegerbrief" hält folgende in diesem Artikel analysierte Aktien in seinen Modellportfolios: -
- In einem Zertifikat auf den Value-Stars-Deutschland-Index (ISIN DE000LS8VSD9) sind folgende in diesem Artikel analysierte Aktien enthalten: -
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