DAX: Das große Baisse-Thema
Dem DAX fehlt in Zeiten eines eskalierenden Handelskonflikts im Moment die Richtung. Wie groß ist die Gefahr, dass sich daraus die Baisse entwickelt?
Eine Kolumne von Holger Steffen. Der Anlageexperte ist Berater für den Value-Stars-Deutschland-Index, der seit Auflage im Dezember 2013 einen Kurszuwachs von 114,0% verzeichnet hat (Stand 30.06.18, 22.30 Uhr).
In den letzten zwölf Monaten hat der DAX das Momentum verloren. Der Index schaukelt hin und her, ohne eine klare Richtung nach oben oder nach unten auszubilden. Die zentrale Frage ist dabei natürlich, ob es sich schlichtweg um eine lange Konsolidierung als Reaktion auf die steile Rally in den Jahren 2016 und 2017 handelt, oder ob die Hausse nach neun Jahren ausgereizt ist.
Die mögliche Top-Formation beim DAX
Angesichts der verebbten Aufwärtsdynamik lohnt sich der Blick auf das große Chartbild, das im Prinzip noch unentschieden ausfällt. Denn mit der Rally 2016/17 ist dem DAX der Ausbruch über das vormalige Allzeithoch aus dem Jahr 2015 gelungen, was prinzipiell ein starkes trendbestätigendes Signal darstellt. Nachhaltig lösen konnte sich der Index von dem früheren Top allerdings nicht. Stattdessen hat er in anderthalb Jahren drei markante Zwischenhochs markiert, die zusammen eine bekannte Umkehrformation in Form einer Schulter-Kopf-Schulter darstellen. Das Hausse¬¬ende ist aber nicht zwingend mit einer markanten Wendeformation verknüpft. Während der Aufwärtstrend in den Nullerjahren 2007 formvollendet mit einem Triple-Top beendet wurde, kippte der DAX im Jahr 2000 ansatzlos nach unten.
Das große strukturelle Problem
Was den Trendwenden in den Jahren 2000 und 2007 aber gemein war, war ein großes, nachhaltiges und strukturelles Baisse-Thema. Vor 18 Jahren platzte die Technologieblase, was hohe Abschreibungen, Pleiten und einen starken Rückgang der Investitionen auslöste. 2007 wiederum nahm die Immobilienkrise in den USA ihren Lauf und erschütterte in der Folgeperiode schließlich die globale Finanzwelt. Wir gehen davon aus, dass auch jetzt nur ein großes strukturelles Problem die Hausse beenden kann - aber ist das schon in Sicht? Die mit dem Aufschwung der letzten Jahre weiter gestiegene (und zuvor schon hohe) Verschuldung, insbesondere in China, hat das Potenzial, aber es gibt noch keine handfesten Anzeichen für eine Entladung. Im Moment scheint es eher möglich, dass die aus großen Handelsungleichgewichten resultierenden, von den USA geschürten internationalen Handelskonflikte die Weltkonjunktur zum Erliegen bringen könnten. Allerdings ist das ein politisches Thema, das bei einem Einlenken der USA schnell wieder gelöst werden könnte.
Fazit zum DAX
Mit der Topbildung der letzten anderthalb Jahre ist die Gefahr einer oberen Trendwende gestiegen. Bislang gibt es aber noch kein Thema mit einer ausreichenden Dramatik für eine Baisse - für uns ist das aber eine zwingende Voraussetzung für einen Abwärtstrend. Es bleibt abzuwarten, ob sich die Handelskonflikte in diese Richtung entwickeln.
Der Autor dieser Kolumne, Holger Steffen, ist Berater für den Value-Stars-Deutschland-Index
Über Holger Steffen
Holger Steffen ist einer der erfahrensten Nebenwerte-Experten. Mit dem von ihm mitverantworteten Musterdepot des Anlegerbriefs erzielte er seit Start im Jahr 1999 eine Rendite von 2.300 Prozent, das entspricht einer durchschnittlichen Rendite von 18,3 Prozent pro Jahr (Stand: 30.06.2018).
Der gelernte Diplom-Kaufmann hat als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Finanzwirtschaft der RWTH Aachen gearbeitet. Seit mehr als 15 Jahren ist Steffen in der Finanzbranche aktiv, sein Schwerpunkt liegt in der Unternehmens- und Kapitalmarktanalyse. Der Analyst hat bereits zahlreiche Studien zu deutschen Nebenwerten verfasst und sich als Buchautor betätigt. Der Anlageexperte ist zudem Berater für den Value-Stars-Deutschland-Index, der seit Auflage im Dezember 2013 einen Kurszuwachs von 114,0% verzeichnet hat (Stand 30.06.18, 22.30 Uhr).
Hinweis zu möglichen Interessenkonflikten (§34b WpHG):
Der Autor hält über eine Gesellschaft Geschäftsanteile an der Anlegerbrief Research GmbH, die ein entgeltliches Beratungsmandat für den Value-Stars-Deutschland-Index hat. Darüber hinaus können hinsichtlich der in dieser Finanzanalyse genannten Aktien grundsätzlich folgende Interessenkonflikte vorliegen (zutreffendes gefettet):
- Der Autor oder ein Mitautor halten direkt oder indirekt folgende in diesem Artikel analysierte Aktien: - (keine)
- Der von der Anlegerbrief Research GmbH herausgegebene Börsenbrief "Der Anlegerbrief" hält folgende in diesem Artikel analysierte Aktien in seinen Modellportfolios: - (keine)
- In einem Zertifikat auf den Value-Stars-Deutschland-Index (ISIN DE000LS8VSD9) sind folgende in diesem Artikel analysierte Aktien enthalten: - (keine)
Weitere Hinweise:
Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus. Die finanzen.net GmbH unterhält geschäftliche Verbindungen zur Anlegerbrief Research GmbH, dem Berater des Referenzportfolios, und partizipiert an den Einnahmen aus der Verwaltungsgebühr und der erfolgsabhängigen Gebühr des Endlos-Zertifikats auf den Value-Stars-Deutschland-Index (WKN LS8VSD).