Dr. Doom warnt: Wall Street könnte vor Crash stehen
Der angesehene Ökonom Nouriel Roubini - bekannt für seine pessimistischen Prognosen - hat vor einem Crash am US-Aktienmarkt gewarnt, sollte nicht rechtzeitig eine Einigung im US-Schuldenstreit gefunden werden.
Werte in diesem Artikel
• Zähe Verhandlungen im US-Schuldenstreit
• Zahlungsausfall der US-Regierung hätte schlimme Folgen
• Nouriel Roubini warnt vor drohendem Aktien-Crash
US-Ökonom Nouriel Roubini hatte als einer der Ersten die Finanzkrise 2008 vorausgesagt und sich damit den Spitznamen "Dr. Doom" eingehandelt. Und auch in Zusammenhang mit dem derzeitigen Schuldenstreit in Washington blieb der Krisenprophet während eines Bloomberg-Interviews seinen pessimistischen Wirtschaftsaussichten treu.
Anhaltender US-Schuldenstreit
In den Vereinigten Staaten droht eine Staatspleite weil dort das Parlament und nicht die Regierung darüber entscheidet, wie viel Geld sich der Staat leihen darf. Bereits seit Wochen streiten Demokraten und die oppositionellen Republikaner über eine Anhebung der Schuldengrenze. In zähen Verhandlungen wollen die Republikaner die Demokraten etwa zu Einsparungen im sozialen Bereich zwingen. Zwar zeichneten sich zuletzt Fortschritte bei den Gesprächen zwischen den Demokraten von US-Präsident Joe Biden und dem republikanischen Verhandlungsführer Kevin McCarthy ab, eine Lösung ist aber weiter nicht in Sicht. Dabei drängt die Zeit, denn nach Schätzung des Finanzministeriums könnte das Land schon Anfang Juni die derzeitige Schuldenobergrenze erreichen - die USA könnten dann ihren Zahlungsverpflichtungen nicht mehr vollumfänglich nachkommen.
Ein solcher Zahlungsausfall der US-Regierung könnte zu einer weltweiten Finanzkrise führen, denn dann könnte das Land u.a. die Zinsen auf seine Anleihen nicht mehr zahlen, was die Marktzinsen steil in die Höhe treiben und "Schockwellen" durch die Weltwirtschaft jagen würde, erläuterten die Analysten von Hargreaves Lansdown laut Dow Jones Newswires. Die sich bislang abzeichnende milde Rezession würde sich in einen Sturm verwandeln und die "finanzielle Glaubwürdigkeit" der USA in ihren Grundfesten erschüttern, so ihre düstere Prognose.
Dr. Doom warnt vor Aktien-Crash
Nouriel Roubini hat angesichts dieser Zitterpartie vor einem Crash an der Wall Street gewarnt, sollten sich die Parteien in Washington nicht rechtzeitig auf eine Anhebung der Schuldengrenze verständigen. Durch die mangelnden Fortschritte bei den Verhandlungen zwischen Republikanern und Demokraten sieht der Starökonom die Finanzmarktstabilität gefährdet: "Sie könnten sich bis zur letzten Stunde mit einer Einigung Zeit lassen", so Roubini im Bloomberg-TV. "Oder es ist möglich, dass sie zu keiner Verständigung kommen. Falls diese ausbleibt, dann wird der Markt einstürzen. Dies könnte eine Einigung in einigen Tagen erzwingen".
Nouriel Roubini sieht Dollar-Dominanz in Gefahr
Der emeritierte Professor für Ökonomie an der renommierten Stern School of Business befürchtet zudem, dass ein Zahlungsausfall der USA die Dominanz des Greenback als Weltreservewährung schwächen könnte. Derzeit wird im internationalen Zahlungsverkehr in großem Maße die US-Währung als Transaktions- und Reservewährung genutzt. Unter anderen werden Gold und Rohöl überwiegend in US-Dollar gehandelt. Hieran ersieht man deutlich die Bedeutung des Greenback für die Weltwirtschaft. Außerdem gilt der US-Dollar aufgrund der wirtschaftlichen Stärke der Vereinigten Staaten als "sicherer Hafen" in Krisenzeiten.
Roubini sieht diese Führungsrolle nun gefährdet: "Es gab zuletzt viel Gerede über eine Ent-Dollarisierung", sagte der Ökonom und bezog sich dabei auf Länder wie Brasilien oder China, die dieses Jahr signalisiert haben ,die Ent-Dollarisierung beschleunigen zu wollen. "Falls die USA ein wirkliches Problem mit ihren Schulden hätten, einem Kreditvorfall usw., dann würde dies die Wahrscheinlichkeit vergrößern, dass die Leute mit der Zeit stärker diversifizieren werden, weg von Dollar-Assets", warnte der Crashprophet.
Andererseits wurde ein Niedergang der US-Währung schon des Öfteren vorausgesagt - beispielsweise in Zusammenhang mit Ex-Präsident Donald Trumps "America First"-Politik oder der Corona-Krise. Und bisher ist dies nicht eingetreten.
Redaktion finanzen.net
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