Rekordrückgang bei Erwerbstätigkeit in Deutschland im zweiten Quartal
Die Erwerbstätigkeit in Deutschland ist im zweiten Quartal so stark wie noch nie seit der deutschen Vereinigung zurückgegangen.
Wie das Statistische Bundesamtes (Destatis) mitteilte, waren im zweiten Quartal rund 44,7 Millionen Personen mit Arbeitsort in Deutschland erwerbstätig. Das ist im Vergleich zum ersten Quartal ein saisonbereinigter Rückggang um 618.000 Personen oder 1,4 Prozent.
Im Vergleich zum vierten Quartal, dem Quartal vor Beginn der Einschränkungen durch die Corona-Pandemie in Deutschland, fiel die Zahl der Erwerbstätigen im zweiten Quartal saisonbereinigt ebenfalls um 1,4 Prozent oder 634.000 Personen.
Nicht saisonbereinigt sank die Zahl der Erwerbstätigen gegenüber dem Vorquartal um 397.000 oder 0,9 Prozent. Normalerweise steigt die Erwerbstätigkeit im zweiten Quartal eines Jahres aufgrund der üblichen Frühjahrsbelebung stark an - im Durchschnitt der letzten fünf Jahre in einem zweiten Quartal um 0,9 Prozent oder 409.000 Personen. Im Zuge der Pandemie seit der zweiten Märzhälfte ist in diesem Jahr jedoch statt eines Anstiegs ein außergewöhnlich großer Rückgang zu verzeichnen.
Verglichen mit dem zweiten Quartal des Vorjahres sank die Zahl der Erwerbstätigen um 1,3 Prozent oder 574.000 Personen.
Unsicherheit bei der Schätzung der Zahlen
"Die zur Eindämmung der Corona-Pandemie getroffenen Maßnahmen führen zu einer erhöhten Unsicherheit bei der Schätzung der Erwerbstätigenzahlen", erklärten die Statistiker. "Die massiv gestiegene Kurzarbeit wirkte sich dabei nicht auf die Erwerbstätigenzahlen aus, da Kurzarbeitende unabhängig vom Ausmaß der Kurzarbeit nach den Konzepten der Erwerbstätigenrechnung zu den Erwerbstätigen zählen und nicht als Erwerbslose."
Die Dienstleistungsbereiche waren am stärksten von den Rückgängen betroffen. Im zweiten Quartal fiel die Erwerbstätigenzahl gegenüber dem Vorjahr um 1,1 Prozent oder 369.000 Personen. Damit war die Zahl erstmals seit 2003 rückläufig.
Im produzierenden Gewerbe (ohne Baugewerbe) setzte sich der Rückgang der Zahl der Erwerbstätigen im zweiten Quartal verstärkt fort. Er betrug 2,2 Prozent oder 182.000 Personen. Im Baugewerbe konnten hingegen noch Beschäftigungsgewinne von 0,4 Prozent oder 11.000 Personen erzielt werden.
Starker Rückgang des Arbeitsvolumens
Die Zahl der geleisteten Arbeitsstunden je erwerbstätige Person verringerte sich nach Berechnungen des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) der Bundesagentur für Arbeit im zweiten Quartal im Vergleich zum Vorjahresquartal sehr stark um 8,8 Prozent auf 297,3 Stunden.
Das gesamtwirtschaftliche Arbeitsvolumen - also das Produkt aus Erwerbstätigenzahl und geleisteten Stunden je erwerbstätige Person - sank im gleichen Zeitraum um 10,0 Prozent auf 13,3 Milliarden Stunden. "Hier zeigt sich insbesondere der Effekt der Inanspruchnahme von Kurzarbeit ab der zweiten Märzhälfte, der sich zwar nicht in der Zahl der Erwerbstätigen, aber in der Zahl der geleisteten Arbeitsstunden niederschlägt", hieß es von Destatis.
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WIESBADEN (Dow Jones)
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