United Internet- und 1&1-Aktien wieder im Plus: 1&1-Entwicklung dürfte United Internet bremsen - "Nachholdividende" für 2018 bis 2023

Eine schleppende Entwicklung der Tochter 1&1 dürfte im laufenden Jahr die Geschäftserholung von United Internet bremsen.
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1&1 bekommt weiterhin den Umzug der Mobilfunk-Kunden auf das neue Netz zu spüren. Das Unternehmen muss dabei immer noch eine erhöhte Zahl von Kündigungen hinnehmen, wie es am Dienstagabend mitteilte. Im Fokus steht zudem der Aufbau des eigenen 1&1-Mobilfunknetzes.
1&1 avisiert für 2025 einen stabilen Vertragsbestand sowie einen Service-Umsatz auf dem Vorjahresniveau von rund 3,3 Milliarden Euro. Der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) dürfte indes um rund 3,4 Prozent auf etwa 571 Millionen Euro sinken. Schon 2024 war er um knapp 10 Prozent auf 591 Millionen Euro zurückgegangen.
Da hatte 1&1 einen tagelangen Ausfall seines Netzes und die verzögerte Umstellung vieler Kunden auf das Vodafone-Netz zu spüren bekommen. Hintergrund der Verzögerungen war ein fehlerhaftes Update. Dafür will 1&1 von seinem Geschäftspartner entschädigt werden. Branchenkreisen zufolge handelt es sich dabei um einen japanischen Konzern.
Der für 2025 erwartete weitere Rückgang des operativen Gewinns hängt auch mit dem fortlaufenden Wechsel ins Netz des Partners Vodafone zusammen. Anders als der Vertrag mit dem alten Partner Telefonica (O2) sehe die Roaming-Vereinbarung mit dem britischen Mobilfunker keine Einmalzahlungen alle fünf Jahre vor, die dann abgeschrieben werden müssten. Vielmehr werde die Nutzung des Vodafone-Netzes direkt in den Vorleistungskosten erfasst. Zudem veranschlagt 1&1 Aufwendungen von rund 100 Millionen Euro für die Umstellung der Kunden sowie für Netzvorleistungen, die nach Abschluss ab 2026 entfallen werden.
Analyst Andrew Lee von der Investmentbank Goldman Sachs monierte zwar den unerwartet schlechten Ausblick. Die mittlere Markterwartung sei jedoch nach der Veröffentlichung der schwachen Eckdaten für 2024 Mitte Februar noch nicht angepasst worden. Daher liege der kommunizierte Ausblick nicht so deutlich unter den Schätzungen, wie es auf den ersten Blick erscheine.
United Internet will derweil Umsatz und operatives Ergebnis 2025 steigern. Ohne die Berücksichtigung des zum Verkauf stehenden Geschäftsfelds Energy soll der Umsatz laut Mitteilung vom Dienstagabend weiter leicht wachsen, und zwar von 6,3 auf rund 6,4 Milliarden Euro. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen soll nach einer bereits bekannten Stagnation im vergangenen Jahr auf rund 1,35 Milliarden Euro zulegen. Darin enthalten sei eine Belastung von rund 20 Millionen aufgrund des Wechsels von Telefonica zu Vodafone bei 1&1.
Derweil will United Internet für das abgelaufene Jahr eine reguläre Dividende von 40 Cent je Aktie ausschütten. Hinzukomme eine einmalige Zahlung von 1,50 Euro je Anteilsschein zum Ausgleich für die geschmälerten Ausschüttungen der Jahre 2018 bis 2023, hieß es. Der Konzern begründete dies mit einer Entscheidung der Bundesnetzagentur, durch die sich ein Kauf von Mobilfunkfrequenzen durch die Tochter 1&1 um mehrere Jahre verschiebe.
So will die Regulierungsbehörde mit einer am Montag bekannt gegebenen Entscheidung den Ausbau der Handynetze ankurbeln: Die Vorschriften für den Netzausbau wurden verschärft - mit Blick auf die Abdeckung der Fläche der Bundesrepublik mit schnellem mobilen Internet. Zugleich verzichtet die Bundesnetzagentur auf die eigentlich für den Bund sehr lukrative Auktion von Frequenzen. Stattdessen werden Nutzungsrechte für Frequenzen um fünf Jahre verlängert.
Der Neueinsteiger 1&1 hatte 2019 erstmals eigene Frequenzen ersteigert und wollte sich am Auktionstisch weitere Frequenzen sichern. Die Verlängerung der Nutzungsrechte ist für das Unternehmen aus Montabaur eine schlechte Nachricht - denn es bleibt damit erst einmal außen vor. Mit speziellen Regeln soll der daraus entstehende Nachteil aber minimiert werden.
Für Analyst Andrew Lee von Goldman Sachs bleibt allerdings auch der Verzicht von 1&1 auf den teuren Aufbau eines eigenen Netzes ein mögliches Szenario. Daraus würde sich ein erhebliches Kurspotenzial ergeben.
Bernstein belässt 1&1 auf 'Underperform' - Ziel 10,40 Euro
Das US-Analysehaus Bernstein Research hat 1&1 nach endgültigen Jahreszahlen und einem Ausblick auf "Underperform" mit einem Kursziel von 10,40 Euro belassen. Die Ziele des Mobilfunkanbieters für 2025 blieben deutlich hinter den Markterwartungen zurück, schrieb Analyst Ulrich Rathe in einer am Mittwoch vorliegenden ersten Reaktion. Die mit der Gewinnwarnung Mitte Februar veröffentlichten Eckdaten für 2024 habe 1&1 derweil bestätigt. Neu seien die nun für 2025 erwartete Stagnation beim Vertragsbestand und beim Service-Umsatz. Für beide Kennziffern beinhalteten die bisherigen Konsensschätzungen einen Anstieg. Auch die Aussagen zum operativen Ergebnisrückgang (Ebitda) und zu den höheren Investitionen enttäuschten.
So reagieren die Aktien
Der schwache Geschäftsausblick hat die Aktien von 1&1 am Mittwoch Vormittag belastet. Das Tagestief hatte fast fünf Prozent betragen. Der Kurs des Mobilfunkers hielt sich dennoch knapp über dem 21-Tage-Durchschnitt, einem beliebten Kurzfristindikator. Zuletzt drehte die Aktie ins Plus und notierte via XETRA 1,10 Prozent höher bei 14,66 Euro. Auf dem niedrigsten Niveau seit gut zwei Wochen konnte sich der Kurs aber fangen.
1&1 selbst erwähnte in seiner Mitteilung vom Vorabend, die Ergebnisprognose für 2025 bleibe deutlich hinter den Markterwartungen zurück. Das Unternehmen peilt beim operativen Ergebnis (Ebitda) einen Rückgang auf 571 Millionen Euro an, während ein Händler den Konsens auf rund 700 Millionen bezifferte.
Von Börsianern als Enttäuschung gewertet wurde auch ein 2025 nur stabil erwarteter Vertragskundenstamm von 1&1 sowie damit einhergehend die Prognose stagnierender Service-Umsätze. .
Deutlich besser schlugen sich die Aktien des Mutterkonzerns United Internet. Sie machten ihr frühes Minus wett und schloss zuletzt 3,41 Prozent im Plus bei 19,40 Euro. Hier stand den negativen Nachrichten von 1&1 und einem ebenfalls mit Enttäuschung aufgenommenem Ausblick eine positive Dividendenüberraschung gegenüber.
Laut dem Händler fällt die United-Auszahlung mit insgesamt 1,90 Euro durch die Zahlung einer "Nachholdividende" höher aus als gedacht. Neben der regulären Zahlung von 40 Cent je Aktie, die am Markt zwar etwas höher auf 49 Cent geschätzt worden sei, sollen zusätzlich 1,50 Euro zur Kompensation der geschmälerten Zahlungen für 2018 bis 2023 ausgeschüttet werden. Das habe am Markt offenbar niemand auf dem Radar gehabt, so der Experte.
Laut Goldman-Sachs-Analyst Andrew Lee kompensiert die Ausschüttung bei United Internet die Ziele für 2025. Er verwies auf eine Analystenkonferenz am Donnerstag, auf der der Fokus wohl auf der verzögerten Frequenzauktion liegen werde. "Unsere Analyse zeigt, dass es in einem Szenario ohne Netzwerkaufbau erhebliche Kurspotenziale gibt", betonte der Experte. Er hält sogar mehr als eine Verdopplung des 1&1-Kurses für möglich, wenn das Unternehmen beim Netzausbau bremse. Im Falle einer Konsolidierung des deutschen Mobilfunkmarktes könnte der Kurs sogar um mehr als 200 Prozent zulegen.
Aus dem United-Konzernverbund gab es am Mittwoch aber noch Kursverluste von 2,4 Prozent bei der Web-Dienstleistungstochter IONOS. Die wird am Donnerstag Geschäftszahlen vorlegen.
dpa-AFX / dpa-AFX Broker
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Bildquellen: Pavel Kapysh / Shutterstock.com
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