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Anleger und die Klimawende: Kann man am Klimawandel Geld verdienen?

30.05.24 06:26 Uhr

Klimawandel: Wie Anleger von der Klimawende profitieren können | finanzen.net

Politische Maßnahmen gegen den Klimawandel werden die Geschäfte von den meisten Unternehmen beeinflussen. Wie können Anleger geschickt investieren, um am Klimawandel Geld zu verdienen?

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• MSCI ACWI könnte wegen des Klimawandels bis 2025 um 4,5 Prozent schrumpfen
• Erneuerbare Energien und klimafreundliche Antriebe im Fokus
• Unternehmen, die klimaneutral werden, liegen vorne

Der Klimawandel rückt nicht zuletzt wegen riesiger Fridays-for-Future-Demonstrationen, Extinction-Rebellion-Aktionen und Greta Thunberg in den Fokus der internationalen Politik - und damit auch in den Blick der Märkte. Um die Klimaziele zu erreichen, muss vor allem der CO2-Ausstoß verringert werden. Erneuerbare Energien zur Stromerzeugung werden immer wichtiger, klimafreundliche Fahrzeuge ebenso. Vor allem große Unternehmen müssen sich anpassen, um in Zukunft nicht auf der Strecke zu bleiben. Ihr Aktienkurs wird in Zukunft auch an ihrer Klimafreundlichkeit hängen. Können Anleger sich den Klimawandel zunutze machen, um Geld zu verdienen?

Großer Wertverlust an den Finanzmärkten möglich

Bisher sind die Finanzmärkte auf das Thema Klimawandel noch nicht wirklich eingestellt und scheinen die damit einhergehenden Risiken zu unterschätzen, wie eine Studie von Principles for Responsible Investment (PRI) herausfand. Die PRI ist eine Investorenalternative, die von den Vereinten Nationen unterstützt wird und sich vor allem mit nachhaltigem und verantwortungsvollem Investieren beschäftigt.

Der MSCI ACWI, der Weltindex für Aktien, könnte bis 2025 aufgrund verstärkter politischer Maßnahmen beim Klimaschutz einen Abschlag zwischen 3,1 und 4,5 Prozent hinnehmen müssen. 1,6 bis 2,3 Billionen US-Dollar an Volumen ginge damit verloren. Die 100 Unternehmen, die am schlechtesten hinsichtlich des Klimaschutz performen, würden im MSCI ACWI 43 Prozent ihrer bisherigen Bewertung verlieren. Das wären 1,4 Billionen US-Dollar.

Die größten Verlierer hierbei könnten vor allem Kohleunternehmen sein. Es sei denkbar, dass die größten Kohleunternehmen der Welt um 44 Prozent im Wert sinken, heißt es in der Studie. Damit würden sie ihren aktuellen Wert beinahe halbieren. Auch die Öl- und Gas-Produzenten schauen in die Röhre: Die zehn größten Vertreter der Branche verlören möglicherweise 31 Prozent an Wert. Wenig Zukunft haben auch Unternehmen, die sich mit Entforstung beschäftigen - PRI prognostiziert einen Wertverlust von 43 Prozent - und solche, die ihr Geld vor allem mit Rindfleisch machen. Hier könnten 15 Prozent des aktuellen Wertes verloren gehen.

Klimafreundlicher Strom, Antrieb und Mineralstoffe für den Wandel

Neben den großen Verlierern beim Thema Klimawandel gibt es aber auch einige Gewinner, auf die Anleger setzen können, wenn sie mit dem Klimaschutz Geld verdienen wollen. Die 100 besten Performer im MSCI ACWI könnten bis 2025 nämlich 33 Prozent an Wert gewinnen - das wären 0,7 Billionen US-Dollar. Wer auf erneuerbare Energien, umweltfreundliche Antriebe wie Elektromotoren oder für den Klimaschutz nötige Mineralstoffe setzt, hat in Zukunft gute Karten in der Hand.

So prognostiziert die PRI-Initiative den Autobauern, die am meisten in Elektrofahrzeuge investieren, einen Wertzuwachs von 108 Prozent. Auch Stromversorger, deren Strategien für erneuerbare Energien zukunftsfähig sind, könnten ihren Wert um 104 Prozent steigern. Aber bei den Stromversorgern gilt es aufzupassen: Diejenigen, die zu spät dran sind, könnten laut PRI 66 Prozent an Wert verlieren. Unternehmen, die Mineralstoffe produzieren, die dem Klimaschutz zuträglich sind, könnten ihren Wert um 54 Prozent steigern. Diejenigen mit den geringsten Anteilen an klimafreundlichen Mineralstoffen könnten im Gegenzug dafür aber 49 Prozent ihres Wertes verlieren.

E.ON und RWE?

Wer auf nachhaltige Unternehmen setzt, könnte also in Zukunft durch den Klimawandel Geld einfahren. Doch wo genau könnten sich Investitionen lohnen? Der Blick von Anlegern dürfte sich zunächst einmal auf den Energiesektor richten. Unternehmen in diesem Bereich erleben durch die Klimawende nach dem desaströsen Atomausstieg wahrscheinlich wieder einen Wertanstieg.

In Deutschland gilt es hier vor allem die beiden großen Versorger E.ON und RWE zu beobachten. Erst in diesem Jahr lief ein großer Deal zwischen ihnen über die Bühne, von dem beide Unternehmen stark profitieren könnten: E.ON konzentriert sich auf die Infrastruktur, RWE ist vor allem im Bereich erneuerbare Energien engagiert. Das Konzept scheint bisher aufzugehen: Erst kürzlich hob E.ON den Ausblick für das Jahr 2019 an. Und auch RWE geht aufs Ganze. Bis 2040 will das Unternehmen klimaneutral werden, indem der Ausbau der erneuerbaren Energien mit voller Kraft vorangetrieben wird. Die Aktie hat in diesem Jahr ordentlich zugelegt und dürfte für Anleger, die mit dem Klimawandel Geld verdienen wollen, auf jeden Fall einen genauen Blick wert sein.

Wasserstoff und Brennstoffzellen: NEL, Ballard Power, ITM Power

Im Automobilbereich lohnt sich nicht nur ein Blick auf die Elektrofahrzeugbauer, sondern auch auf diejenigen, die auf den Trend des Brennstoffzellenantriebs setzen. "Wasserstoff, Brennstoffzelle und Strom bewegen die Zukunft", sagte beispielsweise jüngst Verkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) in einer Pressemitteilung des BMVI. Bisher scheinen Investitionen in diesen Bereich aber noch nicht so wirklich lohnenswert. In Deutschland ist der Trend noch nicht auf die Straßen vorgedrungen, Anfang des Jahres waren weniger als 400 Fahrzeuge mit Brennstoffzellen-Antrieb registriert, von insgesamt 57 Millionen angemeldeten Fahrzeugen. Die Berater von McKinsey prognostizieren aber, dass bis 2030 zehn bis 15 Millionen Brennstoffzellen-Fahrzeuge weltweit genutzt werden.

Einige Unternehmen versuchen bereits jetzt, die Brennstoffzelle salonfähig zu machen - und das recht erfolgreich. So beispielsweise NEL ASA. Die Norweger konnten im dritten Quartal dieses Jahres ihren Umsatz verglichen zum Vorjahresquartal um fast 28 Prozent auf 149 Millionen Kronen steigern, das sind etwas mehr als 16 Millionen US-Dollar. Vor allem die Autoindustrie und Tankstellenbetreiber gehören zu den Großkunden von NEL. Bisher kommen die meisten Aufträge aus Asien, wo das Thema Brennstoffzelle prominenter zu sein scheint. In der Technologie der Brennstoffzelle könnten in Zukunft auch die Kanadier von Ballard Power und die Briten von ITM Power, die mit Linde kooperieren, Fahrt aufnehmen.

Unternehmen, die CO2-Ausstoß verringern: Walmart und UPS

Wer beim Thema Klimawandel nicht unbedingt auf die Produzenten von klimafreundlichen Energien, Fahrzeugen und Co. setzen will, der kann seinen Investitionsfokus auch auf Konzerne legen, die aktiv ihren CO2-Ausstoß reduzieren und Produktion und Dienstleistungen an sich klimafreundlicher gestalten.

Beispiele für Unternehmen, die in diesem Bereich Potenzial haben könnten, gab kürzlich Nina Lagron, die beim französischen Investment-Unternehmen La Française CO2-freundliche Anlageoptionen verantwortet, der Zeitung Die Welt. Für sie sind in dieser Hinsicht vor allem Walmart und UPS interessant. Der Riesensupermarkt mit mehr als zwei Millionen Angestellten weltweit plant, bis 2030 klimaneutral zu sein, "und entscheidend ist: Das soll nicht nur für Walmart selbst gelten, sondern auch für die verkauften Produkte", sagte Lagron. Wenn die größte Supermarktkette überhaupt damit beginnt, nur noch Produkte zu verkaufen, die klimaneutral sind, sorgt sie zum einen dafür, dass ihre Kunden automatisch zu umweltfreundlichen Waren greifen. Zum anderen nimmt sie aber auch eine Vorreiterfunktion ein, der Konkurrenten nacheifern könnten. An UPS schätzt Lagron, die Optimierung der Lieferwege. Zehn Prozent der Emissionen können durch verbesserte Infrastruktur und Logistik eingespart werden. Für Lagron haben die beiden Unternehmen auf jeden Fall Zukunft.

Wer mit der Klimawende Geld machen will, sollte sich vor allem mit nachhaltigen, klimafreundlichen Unternehmen beschäftigen, deren Produkte oder deren Produktion das Klima schützen. Welche Aktien auf lange Sicht am meisten profitieren, bleibt abzuwarten. Doch nachhaltige Investitionen, die gleichzeitig den Geldbeutel klingeln lassen, dürften für viele Anleger erstrebenswert sein.

Redaktion finanzen.net

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