Umfrage von Finanzvorständen

Kommt die Rezession? CFOs werden pessimistischer

23.09.19 18:15 Uhr

Kommt die Rezession? CFOs werden pessimistischer | finanzen.net

Angesichts sich mehrender Unsicherheitsfaktoren und sich eintrübender globaler Wirtschaftsaussichten mehren sich Ängste, eine Rezession sei nicht mehr fern. Wie Daten zeigen, werden auch CFOs zunehmend pessimistisch.

• Umfragen zeigen Pessimismus von CFOs weltweit
• Eine sich selbst erfüllende Prophezeiung?
• Kein Grund zur Panik

US-CFOs mit gedrückter Stimmung

Angesichts anhaltender Belastungsfaktoren und sich verschlechternder Wirtschaftsdaten werden nicht nur Anleger zunehmend vorsichtig. Auch unter Finanzvorständen wird die Stimmung pessimistischer. Zu diesem Ergebnis kommt eine Umfrage der Duke University, bei der 225 CFOs zu ihrer Ansicht einer anstehenden Rezession in den USA befragt wurden. Demnach gehen 53 Prozent der Finanzvorstände davon aus, dass sich die USA bis zum Ende des dritten Quartals 2020 in einer Rezession wiederfinden wird. Dass der Wirtschaftsabschwung bis zum Ende 2020 da sein wird, davon gehen gar 67 Prozent der Befragten aus.

Weltweit nimmt Sorge zu

Doch nicht nur US-amerikanische Manager halten das Rezessionsrisiko für erhöht. Auch in Afrika, Kanada, Europa, Lateinamerika und Asien ziehen Finanzvorstände zunehmend die Köpfe ein, wie es in der Duke-Umfrage heißt. Auf dem afrikanischen Kontinent waren die CFOs im Übrigen am wenigsten zuversichtlich. Hier gehen 81 Prozent der Befragten davon aus, dass eine Rezession bis zum dritten Quartal 2020 ihre Länder erreicht haben wird.

Zu einem ähnlichen Ergebnis kommt die monatliche Umfrage der Bank of America Merrill Lynch. Hier wurden mehr als 100 internationale Manager zu ihren Rezessionserwartungen befragt. Hier gehen mehr als ein Drittel (38 Prozent) davon aus, dass die Welt im nächsten Jahr von einem Wirtschaftsabschwung in Atem gehalten werden wird. Das letzte Mal, dass das Rezessionsrisiko derart hoch eingeschätzt wurde, war im Jahr 2009.

Rezession noch abwendbar?

Dabei wird insbesondere der schon seit mehr als einem Jahr anhaltende Handelskonflikt zwischen den USA und China als Grund für ein sich verlangsamendes Wirtschaftswachstum genannt. Die verschiedenen Entwicklungen haben in der Vergangenheit auch an den internationalen Aktienmärkten vermehrt zu einem regen Auf und Ab geführt. Dementsprechend haben einige Manager die Hoffnung noch nicht aufgegeben, ein Handelsabkommen zwischen den beiden streitenden Nationen könnte eine Rezession noch verhindern. Dass dies allerdings in naher Zukunft geschieht, ist eher unwahrscheinlich, bedenkt man, wie festgefahren die Situation ist. So meint Jeffery Gundlach von DoubleLine Capital gegenüber CNN Business: "The Aussicht auf ein Handelsabkommen liegt bei null" und weiter "China hat keinen Anreiz einen Deal machen".

Daneben gaben die von der Bank of America befragten Manager steuerliche Anreize in Deutschland, eine drastische Zinssenkung durch die US-Notenbank Fed und deutlich höhere chinesische Infrastrukturinvestitionen als Möglichkeiten an, den Abschwung noch abzuwenden.

Kommt die "sich selbst erfüllende Rezession"?

Allerdings warnt Finanzprofessor John Graham, tätig an der Duke University, davor, dass die wachsenden Rezessionsängste zu einer sich selbst füllenden Prophezeiung werden könnten, oder wie er gegenüber CNN Business meint "einer sich selbst erfüllenden Rezession". Denn seien Finanzvorstände erst einmal besorgt, würde dies dazu führen, dass sie auch bei den Ausgaben ihres Unternehmens vorsichtiger werden würden, was wiederum zu einer Verlangsamung der Wirtschaft führt. "Wenn wir uns am Rande einer Rezession befinden und Unternehmen bereits in Sorge sind, wird es wahrscheinlicher, dass wir auch tatsächlich in eine Rezession stürzen", so Graham.

Noch nicht aller Tage Abend

Noch gibt es allerdings keinen Grund in Panik zu verfallen. Schließlich würden US-Wirtschaftsdaten laut Graham noch immer von Stärke zeugen. Daneben würde der Pessimismus zwar zunehmen, hätte sich jedoch noch nicht ins Extreme gesteigert, wie er gegenüber CNBC zu bedenken gab. Die Unsicherheit würde zu einem Großteil auch daraus erwachsen, dass nicht klar wäre, "welcher Teil der Weltwirtschaft stark genug" ist, "um den Rest der Welt mitzuziehen". Ein Lichtblick sei allerdings, dass die Umfrage der Duke University auch zeige, dass CFOs weiterhin neue Leute einstellen würden.

Redaktion finanzen.net

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