Umdenken erforderlich

Bank of America: Die Zeit des "60-40"-Portfolios neigt sich dem Ende zu

21.10.19 23:30 Uhr

Bank of America: Die Zeit des "60-40"-Portfolios neigt sich dem Ende zu | finanzen.net

Für viele Anleger ist es die Standardanlage schlechthin: das "60-40" Portfolio. Doch angesichts der Marktentwicklung der letzten Jahre glauben die Experten der Bank of America, dass dieses Modell inzwischen überholt ist.

• "60-40"-Portfolio hat ausgedient
• Starke Nachfrage nach Anleihen hat Folgen
• Korrelation der Asset-Klassen könnte sich verdrehen

Über Jahre haben sich Anleihen und Aktien typischerweise in entgegengesetzte Richtungen entwickelt - sie zeigten also eine negative Korrelation. Dies konnten sich Anleger zunutze machen, indem sie zu 40 Prozent festverzinsliche Wertpapiere in ihr Portfolio aufnahmen und zu 60 Prozent Aktien, die zwar riskanter aber auch renditestärker als Anleihen sind. Mit dem "60-40"-Mix konnten sie also von den üblicherweise höheren Erträgen durch Aktien profitieren, genossen aber gleichzeitig dank der Anleihen auch die Vorteile eines geringeren Risikos und der Diversifikation.

Veränderte Beziehung der Asset-Klassen

Doch wie "MarketWatch" unter Berufung auf die BoA-Analysten Derek Harris und Jared Woodard berichtet, hat sich die Beziehung der Asset-Klassen zueinander inzwischen stärk verändert. Wie die beiden Portfolio-Strategen der Bank of America in einer Veröffentlichung mit dem Titel "Das Ende von 60/40" erklären, erwerben viele Investoren inzwischen Aktien nicht mehr deshalb, um an künftigem Wachstum zu partizipieren, sondern um gegenwärtig Einnahmen zu generieren. Dagegen werden Anleihen inzwischen mit dem Ziel gekauft, von Kursrallys zu profitieren.

Zu dieser Verdrehung sei es gekommen, weil Anleihen angesichts geringerer Wirtschaftswachstumsaussichten stark an Popularität gewonnen haben. Diese starke Nachfrage habe zu einer Kursrally bei gleichzeitig sinkenden Renditen geführt. Dabei seien die Anleiherenditen sogar so stark gefallen, dass es nun bereits weltweit 1.100 Aktien gebe, deren Dividende höher ist, als die durchschnittliche Rendite von Staatsanleihen.

Durch die entstandene Blase am Anleihemarkt seien inzwischen die Erträge von Anlegern bedroht, die am typischen "60-40"-Portfolio festhalten, warnen deshalb die Strategen der Bank. Zudem habe die starke Nachfrage nach Anleihen zur Folge, dass Anleger höhere Risiken eingehen müssen, um die gleiche Rendite er erzielen.

Das sollten Anleger jetzt tun

Die wesentliche Prämisse, damit das "60-40"-Portfolio funktioniere, sei, dass man sich mit Bonds gegen Wachstumsrisiken und mit Aktien gegen die Inflation absichern kann. Die Erträge dieser beiden Asset-Klassen korrelieren negativ zueinander.

Doch laut den BoA-Experten war dies nur die letzten beiden Jahrzehnte der Fall, während es in den 65 Jahren davor meist nicht so gewesen sei. Harris und Woodard warnen, dass die Zeit der negativen Korrelation nun zu Ende gehen könnte. Daher sei "es nun an der Zeit, sich Gedanken zu machen, was nach 60/40 kommt", so die Experten.

Angesichts dieser Entwicklung raten Derek Harris und Jared Woodard Anlegern, weniger US-Staatsanleihen in ihre Portfolien zu nehmen und stattdessen ihren Aktienanteil zu erhöhen. Insbesondere empfehlen sie Aktien mit einer hohen Dividendenrendite aus Sektoren die underperformen, wie beispielsweise aus dem Finanz-, Industrie- oder dem Rohstoffsektor. Solche Aktientitel könnten zu einer günstigen Bewertung gekauft werden.

Redaktion finanzen.net

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