T-Mobile verbucht trotz Corona-Krise starke Geschäftszuwächse - Telekom-Aktie springt hoch
Die US-Tochter des Bonner Telekom-Konzerns T-Mobile-US trotzt nach der Übernahme des kleineren Rivalen Sprint weiter der Corona-Krise.
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Nach dem dritten Quartal hob T-Mobile-US-Chef Mike Sievert die Ziele für den operativen Gewinn und den Kundenzuwachs an, was die Deutsche Telekom in der Vergangenheit des öfteren schon zum Nachziehen bewogen hat. T-Mobile schlug die Erwartungen des Finanzmarkts deutlich.
Im dritten Quartal erfüllte der mittlerweile größte Telekom-Konzernteil seine jüngsten Ziele für den Kundenzuwachs vorzeitig. Mike Sievert will nun im Schlussquartal noch etwas drauflegen. Nach einem Vertragszuwachs um 689 000 Telefon-Kunden in den Monaten Juli bis September dürften bis Jahresende noch einmal 600 000 bis 700 000 dazukommen.
T-Mobile US hatte sich nach der Übernahme von Sprint für das zweite Halbjahr zum Ziel gesetzt, 12,4 bis 12,7 Milliarden US-Dollar beim um Sondereffekte bereinigten Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen zu erwirtschaften. Nachdem es im dritten Quartal bereits 7,13 Milliarden Dollar operativer Gewinn waren, steht nun das Ziel von 13,6 bis 13,7 Milliarden Dollar im Plan. Die weiterhin für die Fusion veranschlagten Kosten von 0,8 bis 1 Milliarden Dollar werden aus dem operativen Gewinn herausgerechnet.
Mit der Prognoseerhöhung liegt die Latte für das operative Ergebnis nun rund eine Milliarde Dollar höher als zuvor. Die USA sind für die Telekom der mit Abstand wichtigste Markt: Im zweiten Quartal stammten fast zwei Drittel des Konzernumsatzes aus den USA, beim operativen Ergebnis (bereinigtes Ebitda) war es ein ebenso großer Anteil.
Höhere Ergebnisse in den USA führen wegen unterschiedlicher Bilanzierung und Wechselkurseffekten nicht eins zu eins zu höheren Ergebnissen auch bei der Telekom, die bisher rund 34 Milliarden Euro operatives Ergebnis zu konstanten Wechselkursen vom vergangenen Jahr eingeplant hat - allerdings zogen die Bonner in der jüngeren Vergangenheit oft nach, wenn auch nicht immer in gleicher Höhe.
Im dritten Quartal legte der Gewinn von T-Mobile im Jahresvergleich um 44 Prozent auf 1,3 Milliarden Dollar (1,1 Mrd Euro) zu, wie das Unternehmen am Donnerstagabend in Bellevue nach US-Börsenschluss mitteilte. Die Erlöse wuchsen vor allem dank der Übernahme um 74 Prozent auf 19,3 Milliarden Dollar.
T-Mobile US verkündete zudem, dass die am 1. April nach einer zweijährigen kartellrechtlichen Zitterpartie vollzogene Fusion mit Sprint schneller zu Kostensenkungen führe als ursprünglich erwartet. In diesem Jahr sollen 1,2 Milliarden Dollar an Einsparungen erzielt werden.
So reagiert die Telekom-Aktie
Die hochgeschraubten Jahresziele der Mobilfunktochter T-Mobile US haben am Freitag den Aktien der Deutschen Telekom spürbar Rückenwind verliehen. Nach der Übernahme des kleineren US-Rivalen Sprint gelang es der US-Tochter der Telekom auch im dritten Quartal, der Corona-Krise zu trotzen: Die Erwartungen am Markt wurden deutlich übertroffen. Das gab nicht nur diesen Papieren im nachbörslichen US-Handel am Vorabend Auftrieb, sondern beflügelt nun vor dem Wochenende auch die T-Aktien.
Zum Handelsende gewannen die Ende Oktober wegen Beschlüssen für Teil-Lockdowns abgesackten T-Aktien nun via XETRA 1,94 Prozent auf 14,18 Euro. Damit nahmen sie einen der Spitzenplätze im DAX ein. Zugleich haben sie damit auch wieder den Sprung über die 200-Tage-Linie geschafft, die aktuell bei etwas über 14,20 Euro verläuft. Die T-Mobile-Papiere schlossen derweil an der NASDAQ 5,37 Prozent stärker bei 123,56 Dollar. Für charttechnisch orientierte Anleger ist diese Durchschnittslinie ein wichtiger Indikator für den längerfristigen Trend der Papiere. Ende Oktober noch waren die Papiere der Telekom bei etwas unter 12,60 Euro auf den tiefsten Stand seit Mitte April gerutscht. Vor dem Corona-Börsencrash im Februar hatten sie noch fast 17 Euro gekostet.
In den USA wiederum war das Papier von T-Mobile US nach dem Quartalsausweis am Donnerstagabend um rund fünf Prozent nach oben gesprungen. Der Kursverlauf in diesem Jahr ist für die Aktionäre der Telekom-Tochter bislang deutlich vorteilhafter gewesen: Seit Jahresbeginn ist der Anteilsschein im Wert um fast 50 Prozent gestiegen.
Analysten lobten durch die Bank die starken Quartalszahlen der für die Telekom wichtigen US-Tochter. T-Mobile US komme nach der Sprint-Übernahme mit dem Heben von Synergien gut voran, hieß es etwa von der UBS. Mit ersten Aussagen zum langfristigen Synergie-Ziel rechnet Goldman-Analyst Andrew Lee nun im ersten Quartal 2021. Zudem hob er hervor, dass das aufgestockte Cashflow-Ziel der US-Tochter etwa fünf Prozent Spielraum für das entsprechende Ziel des gesamten Telekomkonzerns bedeute.
Berenberg-Experte Usman Ghazi schrieb, dass angesichts all der Kurstreiber die T-Aktie selbst nicht ausreichend bewertet sei. "Wir gehen davon aus, dass die Synergie-Ziele mit den Zahlen zum dritten Quartal angehoben werden. Außerdem dürften sich die Sorgen um Investitionen in das glasfaserbasierte deutsche Highspeed-Netz während einer der Kapitalmarkttage in der ersten Jahreshälfte 2021 auflösen."
BELLEVUE/BONN (dpa-AFX)
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