Continental hat Bauteile mit zu viel Blei ausgeliefert
Der Autozulieferer Continental hat jahrelang zahlreiche elektronische Bauteile mit einem zu hohen Bleigehalt verkauft.
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Das Unternehmen habe die "geringfügige Überschreitung" der gesetzlichen Grenzwerte selbst festgestellt und Anfang Juni den zuständigen Behörden gemeldet, teilte Continental am Freitagabend in Hannover mit. Das niedersächsische Umweltministerium stellte klar, eine Gefahr für Mensch und Umwelt bestehe nicht. "Die betroffenen Komponenten sind fest in den Fahrzeugen verbaut und keinem Verschleiß ausgesetzt", erläuterte das Ministerium.
Unklar blieb zunächst, ob den betroffenen Autos ein behördlicher Rückruf droht. Die fraglichen Bauteile mit dem Schwermetall seien vor allem seit 2016 in Leiterplatten zum Beispiel als Kondensatoren eingesetzt worden, teilte Continental mit. Nach Informationen der Zeitung "Bild am Sonntag" sind die Komponenten in Fahrzeugen fast aller Autohersteller weltweit zu finden. Es soll sich demzufolge um mehrere Millionen Autos handeln, die nach 2013 produziert wurden.
Der Continental-Sprecher sagte der dpa, das Unternehmen könne noch keine Zahl nennen, da sich die Grenzwerte für Schwermetalle in diversen Bauteilen in den Jahren 2013, 2015 und 2016 geändert hätten. Formal hat Continental gegen die jeweils gültige Altfahrzeug-Richtlinie der EU verstoßen, die abhängig vom Datum der Typgenehmigung eines Fahrzeugmodells Grenzwerte festlegt.
Der "Bild am Sonntag" hatte ein Unternehmenssprecher erklärt: "Es war unser Fehler. Wir haben die gesetzlichen Anforderungen übersehen. Wir werden nicht juristisch gegen den Zulieferer vorgehen." Continental hatte Kondensatoren von einem chinesischen Zulieferer bezogen und in dann in Komponenten für Autos verbaut.
Das niedersächsische Umweltministerium wies darauf hin, dass die gleichen Komponenten in Nutzfahrzeugen über 3,5 Tonnen legal verbaut werden dürften. Man sei "mit der Aufklärung des Sachverhaltes befasst" und stehe mit Continental im Austausch. "Continental wurde aufgefordert, einen Maßnahmenplan zu erstellen, der eine schnellstmögliche Reduzierung des Bleigehalts der betroffenen Komponenten auf das zulässige Maß gewährleistet." Dieser Plan sei am Freitag eingegangen und werde nun geprüft. Continental will nach eigenen Angaben die Bleimengen in seinen elektronischen Bauteilen über die gesetzlichen Vorgaben hinaus verringern.
Nach Darstellung der "Bild am Sonntag" ist die Typengenehmigung für neue Automodelle in Gefahr. Demnach verlangt das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) von Continental und den Herstellern nun eidesstattliche Versicherungen und Gutachten darüber, dass der Bleigehalt in allen Bauteilen gesetzeskonform ist. Continental dagegen teilte mit, nach heutigem Kenntnisstand seien "bevorstehende Neuanläufe von Fahrzeugserien durch die Umstellung nicht gefährdet".
Zu möglichen Rückrufen wollte der Continental-Sprecher sich nicht äußern. Das sei Sache des Kraftfahrt-Bundesamts. Er wies aber darauf hin, dass die Grenzwerte nur geringfügig überschritten worden seien. Die Produktqualität und die Sicherheit der Fahrzeuge seien nicht beeinträchtigt. Nach Mitteilung des Konzerns geht es um eine Bleimenge von durchschnittlich rund 0,0003 Gramm je betroffener Komponente oberhalb des Grenzwerts.
/brd/DP/fba
HANNOVER (dpa-AFX)
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