UBS- und CS-Aktien uneins: Credit Suisse-Übernahme durch UBS vorläufig von EU abgesegnet - UBS verteidigt Übernahme von CS
Die Schweizer Großbank UBS hat von den EU-Kartellbehörden vorläufig grünes Licht für die Übernahme der Rivalin Credit Suisse erhalten.
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Das Geldhaus müsse aber noch die Genehmigung nach den EU-Fusionskontrollvorschriften beantragen, teilte die EU-Kommission am Dienstag mit. Nach diese Vorschriften dürfen Unternehmen Fusionen nur abschließen, nachdem sie die Zustimmung der EU-Kartellbehörden eingeholt haben. Andernfalls drohen ihnen Geldbußen von bis zu zehn Prozent ihres Gesamtumsatzes. Die EU-Behörde teilte mit, dass die Schweizer Banken um eine Ausnahme von dieser Regelung gebeten hätten.
Credit Suisse wird von UBS in einer von der Schweizer Regierung orchestrierten Rettungsaktion für drei Milliarden Franken übernommen. Insidern zufolge segnete die britische Notenbank Bank of England bereits die Übernahme der Credit Suisse durch UBS in Großbritannien ab.
UBS-Präsident: Strategie bleibt von Credit-Suisse-Kauf unberührt
Trotz der Notübernahme des Rivalen Credit Suisse will die Großbank UBS an der bisherigen Stoßrichtung festhalten."Unsere Strategie ist klar und bleibt von der Akquisition der Credit Suisse unberührt", sagte Verwaltungsratspräsident Colm Kelleher am Mittwoch auf der Generalversammlung zu den Aktionäre des Schweizer Instituts. "Unsere Wachstumsambitionen konzentrieren sich auf die Bereiche Vermögensverwaltung und Asset Management. Damit kennen wir uns bestens aus und hier profitieren wir von unserem Schweizer Erbe und Fachwissen."
Die Integration der Credit Suisse bedeutet nicht, dass die Digitalisierungs-Bemühungen der UBS ruhten. Mit solchen Projekten hatten sich Konzernchef Ralph Hamers, der zur Integration der Credit Suisse Sergio Ermotti Platz machen muss, einen Namen gemacht. "Wir konzentrieren uns voll darauf, die Credit Suisse zu integrieren", erklärte Kelleher weiter.
Die Schweizer Regierung hatte Mitte März eine Not-Übernahme der Credit Suisse durch die Rivalin UBS orchestriert, nachdem ein Bankensturm das 167-jährige Institut an den Rand der Zahlungsunfähigkeit gebracht hatte.
Schweizer Aufsicht fordert nach CS-Zusammenbruch mehr Kompetenzen
Die Schweizer Finanzmarktaufsicht (Finma) fordert nach der Not-Übernahme der in Schieflage geratenen Credit Suisse durch die UBS zusätzliche Kompetenzen.So will die Behörde unter anderem Strafen verhängen können, wie dies andere wichtige Aufsichtsbehörden können, sagte Finma-Verwaltungsratspräsidentin Marlene Amstad am Mittwoch. "Die Finma besitzt keine Bußenkompetenz - sie ist damit im Vergleich mit anderen großen Finanzplätzen eine Ausnahme." Die Ereignisse um die Credit Suisse hätten gezeigt, dass die Instrumente der Behörde in extremen Fällen an ihre Grenzen stoßen. Deshalb sollte über einen Ausbau nachgedacht werden.
Auch sollte über ein Senior Manager Regime diskutiert werden - also die verpflichtende Zuordnung individueller Verantwortlichkeiten von Führungsorganen. "Dies kann auch die Unternehmenskultur eines Instituts stärken, weil diese eng mit der klaren Zuteilung von Verantwortung und einer gesunden Toleranz für Risiken verbunden ist", erklärte Amstad.
Amstad zufolge wäre es auch wünschenswert, dass die Finma über ihre Verfahren informieren könne. Derzeit müssten die meisten Untersuchungen der Behörde gegen Banken geheim bleiben, auch aus Gründen des Stabilitätsschutzes. "Die beiden Instrumente Busse und Senior Manager Regime sowie die Möglichkeit der aktiveren Kommunikation von abgeschlossenen Enforcement-Verfahren würde aus Sicht der Finma ihren insgesamt funktionierenden Instrumentenkasten ergänzen und komplementieren", sagte die Verwaltungsratschefin.
UBS verteidigt Übernahme von Credit Suisse
Das Management der Schweizer Großbank UBS hat die Übernahme der zuletzt existenzgefährdeten Konkurrentin Credit Suisse verteidigt - sieht zugleich aber auch Risiken. Die Transaktion sei der erste Zusammenschluss von zwei weltweit systemrelevanten Banken, sagte UBS-Verwaltungsratspräsident Colm Kelleher am Mittwoch bei der Generalversammlung in Basel. "Die Ausführung ist alles andere als leicht und bringt ein enormes Risiko mit sich."
Der scheidende UBS-Chef Ralph Hamers betonte die großen Chancen des Zusammenschlusses, mit dem eine Bank entstehe, die rund fünf Billionen Dollar (fünf Billionen Euro) an Vermögen verwalten werde. Zentral sei in der Branche eine Währung - nämlich das Vertrauen. "Ohne Vertrauen geht in unserem Geschäft nichts, wie wir leider alle gesehen haben."
Aufgrund des Vertrauensverlusts der Kunden sowie weiterer gravierender Probleme war die Credit Suisse im März binnen weniger Tage in eine äußerst bedrohliche Schieflage geraten. Nur der Notverkauf an den Konkurrenten UBS für drei Milliarden Dollar konnte das Bankhaus retten.
Die dramatische Situation habe außergewöhnliche Schritte erforderlich gemacht, sagte Kelleher. "Für eine Rücksprache mit den Aktionären blieb keine Zeit." Der Zusammenschluss solle in wenigen Monaten abgeschlossen sein. Die Strategie bleibe durch die Fusion unverändert. Mit dem Zusammenschluss kehrt der frühere UBS-Chef Sergio Ermotti an die Spitze der UBS zurück.
Einige der 1800 anwesenden UBS-Aktionäre mahnten deutlich an, dass die Beherrschung der Risiken der Übernahme ein ganz zentraler Punkt beim weiteren Vorgehen sein müsse. "Auf viele Fragen haben wir heute auch noch keine Antwort", räumte der Vizepräsident des UBS-Verwaltungsrats, Lukas Gähwiler, ein.
UBS lässt Tür für Abspaltung von Credit-Suisse-Schweiz offen
Die Schweizer Großbank UBS hat Sorgen vor der Dominanz der neuen Mega-Bank auf dem Heimmarkt nach der Notübernahme der Credit Suisse zu zerstreuen versucht."Es gibt in der Schweiz mit rund 250 Banken ausreichend Wettbewerb", erklärte Verwaltungsrats-Vizepräsident Lukas Gähwiler am Mittwoch auf der Aktionärsversammlung der UBS. Dennoch schloss er nicht aus, dass das Schweizer Geschäft der Credit Suisse abgestoßen werden könnte. "Es sind alle Optionen auf dem Tisch." Der Konzern wolle die beste Lösung für die Aktionäre, die Kunden, die Mitarbeiter und die Gesamtinteressen der Schweiz suchen.
Politiker, weite Teile der Schweizer Öffentlichkeit und auch Ökonomen befürchten, dass die Marktmacht des neuen Instituts den Wettbewerb einschränken könnte. Zudem haben sie Sorge, dass die Schweiz womöglich nicht die Kraft besitzt, bei einer Schieflage der neuen Mega-Bank rettend einzugreifen. "Wir sind besorgt über den neuen Bankriesen", sagte der Direktor des Stimmrechtsberaters Ethos. Er forderte, eine Abspaltung des Schweizer Geschäfts in ein bis zwei Jahren zu prüfen.
Verwaltungsratspräsident Colm Kelleher erklärte, zuerst müsse die Transaktion über die Bühne gehen. Dies könnte einige Monate in Anspruch nehmen. Zudem müsse die Credit Suisse stabilisiert werden. Gähwiler warnte vor zu hohen Erwartungen an eine mögliche Trennung von dem Geschäft. "Eine Abspaltung könnte schwierig und finanziell weniger attraktiv sein als gemeinhin angenommen." Er verwies auf die komplexe IT-Architektur, den hohen Refinanzierungsbedarf und die fehlende internationale Anbindung. Zudem sehe die Bank viel Potenzial in dem Geschäft. "Aber: Wir als UBS werden alle Optionen ergebnisoffen angehen und analysieren."
Zusammenschluss bringt enormes Risiko
Zu der Mega-Übernahme dürfen sich Eigner auf der Generalversammlung allerdings genauso wenig äußern wie die Credit-Suisse-Aktionäre auf ihrem Treffen am Dienstag. Der Deal wurde mit Notrecht durchgesetzt. Die Schweizer Regierung hatte Mitte März eine Zwangsheirat zwischen den beiden Großbanken arrangiert, nachdem ein Kundenansturm die Credit Suisse an den Rand der Zahlungsunfähigkeit gebracht hatte. Dabei handle es sich um den ersten Zusammenschluss von zwei weltweit systemrelevanten Banken, erklärte Kelleher. "Die Ausführung ist alles andere als leicht und bringt ein enormes Risiko mit sich." Die Integration dürfte drei bis vier Jahre dauern, erklärte er weiter.
Diese Herkulesaufgabe will Kelleher einem neuen Steuermann anvertrauen. Statt des niederländischen Retail-Bankers Ralph Hamers führt ab Donnerstag der gelernte Investmentbanker Sergio Ermotti die UBS. Der 62-jährige hatte die UBS während seiner früheren neunjährigen Amtszeit tiefgreifend umgebaut und vor allem das riskante Investmentbanking eingedampft. Schon damals hatte er sich mit der Idee einer Großübernahme getragen.
Dass es mit der Credit Suisse nun soweit kommt, geht auf eine lange Reihe von Fehlschlägen und Skandalen zurück, die die 167-jährige Traditionsbank zum Sorgenkind Nummer eins der europäischen Geldhäuser machte. Alleine im letzten Geschäftsjahr erlitt die Bank einen Verlust von 7,3 Milliarden Franken. Die UBS fuhr 2022 mit 7,63 Milliarden Dollar dagegen das beste Ergebnis seit 16 Jahren ein.
Die Anleger goutierten den Deal. Seit der Ankündigung hat die UBS-Aktie acht Prozent an Wert gewonnen und den europäischen Bankensektor damit hinter sich gelassen. Die UBS bekommt die CS für nur drei Milliarden Franken, ein Teil des Risikos des Deals übernimmt zudem der Schweizer Staat.
Hauptversammlung von UBS weitaus ruhiger als bei Credit Suisse
Die schweizerische Bank UBS hat ihre erste Hauptversammlung nach Ankündigung der Übernahme von Credit Suisse mit viel weniger Emotionen und mehr Ruhe über die Bühne gebracht. Dafür hatte die UBS-Veranstaltung viel mehr Gewicht als die Aktionärsversammlung der Credit Suisse. Die schwer angeschlagene zweitgrößte Bank der Schweiz hatte am Dienstag die letzte Veranstaltung dieser Art in ihrer mehr als 166-jährigen Geschichte abgehalten.
Nachdem die Notübernahme von Credit Suisse durch UBS auf Druck der Politik im März angekündigt worden war, stand auch für UBS eine ganz besondere Hauptversammlung an. Die Bankspitze versuchte am Mittwoch, Zuversicht unter den Aktionären zu verbreiten.
Der neue Bankengigant sei nicht zu groß für die Schweiz, betonte UBS-Vize-Verwaltungsratschef Lukas Gähwiler vor den Aktionären. Die Banken seien zusammen viel kleiner als vor der Finanzkrise.
Und obwohl die Übernahme nicht die eigene Idee gewesen sei, dürfte die Transaktion seiner Ansicht nach für die UBS-Aktionäre finanziell attraktiv sein, fügte Präsident Colm Kelleher hinzu. Trotz aller Risiken sei es "ein Neubeginn mit großen Chancen".
Auch rechtfertigte sich Kelleher dafür, dass die UBS-Aktionäre bei der Entscheidung übergangen wurden. Man habe unverzüglich handeln müssen, daher sei es "bedauerlicherweise" nicht möglich gewesen, ihre Zustimmung für die Übernahme einzuholen.
Dennoch ließen Aktionäre den Präsidenten auch ihren Unmut spüren: Kelleher wurde zwar mit großer Mehrheit im Amt bestätigt, erzielte allerdings mit knapp 90 Prozent Ja-Stimmen das klar schlechteste Ergebnis aller Mitglieder im Verwaltungsrat. Alle anderen Mitglieder des Aufsichtsgremiums wurden mit mindestens 94 Prozent Zustimmung wiedergewählt.
Die Aktionäre brachen zudem eine Lanze für die Mitarbeiter von Credit Suisse. "Mir ist es wichtig, dass wir uns mit Achtung und Respekt auf Augenhöhe in den kommenden Monaten begegnen und faire Lösungen für die Betroffenen finden", sagte der Präsident der Arbeitnehmervertretung der UBS in der Schweiz, Friedrich Dumke.
Für den Iren Kelleher war es die erste UBS-Generalversammlung als Präsident. Er war erst vor einem Jahr auf Axel Weber gefolgt, der die Amtszeitbegrenzung von zehn Jahren erreicht hatte. Vorher hatte Kelleher 30 Jahre für die US-Bank Morgan Stanley gearbeitet.
Die UBS-Hauptversammlung fand erstmals seit der Corona-Pandemie wieder mit Aktionären in Präsenz statt. Viele Fragen von Kleinaktionären befassten sich zwar mit der Übernahme von Credit Suisse, noch mehr Redner gab es allerdings zum Thema Nachhaltigkeit. Scharf kritisiert wurden unter anderem Finanzierungen von Projekten und Unternehmen im Bereich fossiler Energie wie Erdöl und Erdgas.
Dass UBS selbst ihre Probleme hat und nicht frei von Altlasten ist, zeigt auch die Abstimmung zur Entlastung des Managements. Die Aktionäre erteilten dem Verwaltungsrat und der Geschäftsleitung zwar mit 94 Prozent die Entlastung für das vergangene Geschäftsjahr. Wie bereits in den vergangenen Jahren wurde dabei aber der Steuerstreit mit Frankreich ausgeklammert.
Im Dezember 2021 war UBS in zweiter Instanz vom Berufungsgericht in Paris wegen unerlaubter Geldgeschäfte und der Beihilfe zur Geldwäsche schuldig gesprochen worden. Dagegen ging die Bank erneut in Berufung. Das französische Gericht hatte die Einziehung von Geldern und Entschädigungszahlungen an den französischen Staat in Höhe von insgesamt 1,8 Milliarden Euro verlangt sowie eine Geldbuße von 3,75 Millionen Euro.
Derweil bedankten sich die Aktionäre am Mittwoch bei dem scheidenden UBS-Chef, der angesichts der Fusion mit Credit Suisse den Platz für den früheren UBS-Chef Sergio Ermotti freimacht. Zur Hauptversammlung erschien dieser aber nicht.
Der Manager soll die Integration der beiden größten schweizerischen Banken zum Erfolg führen. Die Übernahme wird voraussichtlich in wenigen Monaten abgeschlossen sein. Die Zusammenführung dürfte jedoch noch drei bis vier Jahre dauern, wie UBS-Präsident Kelleher eingestand. Dies allerdings noch ohne die vollständige Abwicklung der Teile der Investmentbank von Credit Suisse, die abgestoßen werden sollen.
An der SIX verliert die UBS-Aktie zeitweise 1,17 Prozent auf 18,55 Franken. Titel der Credit Suisse zeigen sich derweil 1,09 Prozent leichter bei 0,8012 Franken.
Brüssel / Bern (Reuters) / BASEL (dpa-AFX)
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Bildquellen: Simon Zenger / Shutterstock.com, Pincasso / Shutterstock.com
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