Tsipras' Forderungen

Schuldet die Bundesrepublik Griechenland 270 Milliarden Euro?

17.08.16 16:07 Uhr

Schuldet die Bundesrepublik Griechenland 270 Milliarden Euro? | finanzen.net

Der griechische Ministerpräsident Alexis Tsipras hat nun erneut eine Entschädigungsforderung an die Bundesrepublik gestellt, die er ebenfalls bereit sei mit rechtlichen Schritten durchzusetzen.

Der griechische Regierungschef Alexis Tsipras richtet erneut Entschädigungsforderungen für die verübten Kriegsverbrechen und Schäden während des zweiten Weltkrieges an Deutschland. Forderungen, wie sie Griechenland in der Vergangenheit schon des Öfteren an die Bundesrepublik gestellt hat. Dieses Mal betonte Tsipras jedoch seine Bereitschaft "alles Notwendige" zu unternehmen, dass die Forderungen seines Landes erfüllt werden. Dies könne bis auf die Einforderung auf juristischer Ebene reichen, eine "nationale Strategie" gebe es bereits.

270 Milliarden Euro gefordert

Ende Juli sei dem Parlament ein Bericht der Parlamentskommission übergeben worden, in welchem sich die Forderungen auf 269,5 Milliarden Euro belaufen. Diese Summe soll rund 300.000 griechische Staatsangehörige, die in der Besatzung Hitler-Deutschlands ihr Leben verloren und einen 1942 von der Besatzungsmacht bei der griechischen Zentralbank eingeforderten Zwangskredit entschädigen. Der Kredit über damals 500 Millionen Reichsmark wäre nach den Berechnungen der Griechen inklusive der anfallenden Zinsen heute einige Milliarden Euro wert.

Reparationsforderungen der Griechen berechtigt?

Bislang hat die Bundesregierung die griechischen Entschädigungsforderungen abgewiesen. Der Zwangskredit falle unter das sogenannte "Londoner Schuldenabkommen" von 1953. Dadurch sei Deutschland von allen Reparationskosten freigesprochen. Die griechische Regierung sieht dennoch einen Anspruch auf die Ersatzzahlungen. Sie verweisen auf eine Trennung zwischen dem Besatzungskredit und den Forderungen nach Reparationen. Auch in der deutschen Politik gehen die Meinungen auseinander. Während Gesine Schwan, SPD, gegenüber "Spiegel Online" die Wichtigkeit betonte, dass Deutschland anerkennen müsse, welch schlimmes Unrecht es in Griechenland begangen habe, sieht die CSU in den Forderungen ein "billiges Ablenkungsmanöver" der Griechenregierung. Sie sehen Griechenland an der Reihe, die aktuellen Probleme im eigenen Land zu lösen. Eine Debatte über die Reparationsforderungen sei überflüssig und das Thema aus rechtlicher Sicht abgeschlossen.


Redaktion finanzen.net

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