Der US-Aktienmarkt würde ohne den Handelskrieg besser dastehen
Der Optimismus herrscht immer noch vor an den Aktienmärkten. Nachdem der S&P 500 im Mittwochshandel auf ein neues Allzeithoch bei 2.995 Punkten kletterte, stellt sich allerdings die Frage, wie der US-amerikanische Börsenindex performen könnte, wenn der Handelskrieg nicht dazwischen gekommen wäre.
Seit über einem Jahr liegt US-Präsident Donald Trump im Clinch mit seinen Handelspartnern: allen voran China. Mit der Volksrepublik liefert er sich einen erbitterten Streit, auf Signale der Verständigung und Annäherung folgen immer wieder Signale der Eskalation. Kein Wunder, dass die Stimmung an den Aktienmärkten durchwachsen und von der Sorge beeinflusst ist, dass es zu einer vollständigen Eskalation im Streit zwischen Trump und seinem chinesischen Amtskollegen Xi Jinping kommen könnte.
S&P 500 würde ohne Handelskrieg 3,5 Prozent höher stehen
Dem Erreichen des neuen Allzeithochs des S&P 500 gingen allerdings klare Entspannungssignale der vertrackten Situation zwischen den USA und China voraus. Am vergangenen Wochenende beim G20-Gipfel im japanischen Osaka führten Trump und Xi Gespräche und es kam zu einer Annäherung. Unter anderem gab Trump via Twitter bekannt, die Restriktionen an US-Unternehmen, ihre Technologien nicht mehr an den chinesischen Hersteller Huawei zu verkaufen, auflösen zu wollen. Dies sorgte gerade bei den Tech-Werten für ein Aufatmen.
Allerdings hat der nun schon über ein Jahr währende Handelskonflikt auch deutliche Spuren an den Märkten hinterlassen. Savita Subramanian, Managing-Direktorin der US-Bank of America Merrill Lynch, rechnete erst kürzlich vor, welchen Zählerstand der S&P 500 haben könnte, wenn alle aus dem Handelszwist entstandenen positiven und negativen Einflüsse herausgerechnet werden würden.
Sie kam zu dem Ergebnis, dass das Börsenbarometer noch deutlich über seinem jetzigen Allzeithoch liegen könnte und zwar bei 3.100 Punkten. Das sind 3,5 Prozent mehr als das neue Allzeithoch - Anleger hätten also deutlich mehr Gewinn machen können, wenn die Situation zwischen Trump und Xi so niemals aufgekommen wäre.
Profitmargen am stärksten von Protektionismus betroffen
Dass der Handelskonflikt den Markt beeinflusst, sollte so langsam auch dem Letzten klar sein. Und doch scheint US-Präsident Trump immer noch unberechenbar in diesem Streit und es ist unklar, ob und wann es zu einer endgültigen Einigung zwischen den beiden Parteien kommen wird.
Das größte Risiko für die US-Aktien, das aus dem Handelskonflikt hervorgeht, betreffe die Margen, erklärte Subramanian gegenüber CNN. Denn die Profitmargen seien vor allem durch die Globalisierung angetrieben worden. Ein Schwenk hin zu einem protektionistischeren Handelssystem hätte deshalb direkte Auswirkungen darauf. Es bleibt zu hoffen, dass der Handelskonflikt im bestmöglichen Sinne für alle Parteien schnellstmöglich gelöst werden kann.
Redaktion finanzen.net
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