Die Trump-Rally: Steuern die Märkte auf eine Blase zu?
Düstere Szenarien hatte man sich an den Märkten ausgemalt, sollte Trump die US-Wahl gewinnen. Doch jetzt, da der vermeintliche "Börsen-Alptraum" tatsächlich zum Präsidenten gewählt wurde, gehen die Kurse sogar auf Rekordjagd. Woher aber kommt die Trump-Rally?
Dass Donald Trump für die Märkte ein großer Unsicherheitsfaktor ist, darüber war man sich vor der US-Wahl recht einig. Dass im Falle seiner Wahl ein schwarzer Börsentag anbrechen würde, hielt man daher für wahrscheinlich. Dies zeigte sich auch an den Reaktionen des Marktes, sobald wieder neue Umfragen zur US-Wahl kursierten: Hatte Trump zu Clinton aufgeholt, ging es für die Kurse abwärts, hatte Clinton die Nase vorn, kletterten sie wieder. Als Trump letztendlich doch die US-Präsidentschaftswahl gewann, rauschten die Märkte zunächst wie erwartet ab - doch nur kurz. Bereits innerhalb des ersten Handelstages nach der US-Wahl erholten sich die Kurse wieder, die Indizes schlossen sogar deutlich im Plus. Mehr noch: Seit der Wahl haben an der Wall Street nicht nur der Dow Jones, sondern auch der S&P 500, der NASDAQ Composite und der Russell 2000 neue Rekordhochs erklommen. Wie das "Wall Street Journal" berichtete, gab es vier Rekorde dieser Indizes an einem Tag zum letzten Mal 1999. Bloßer Zufall? Wohl kaum. Inzwischen sprechen Marktakteure sogar von einer "Trump-Hausse". Die Frage, die sich aufdrängt, ist: Ist diese Hausse wirklich solide oder handelt es sich dabei doch viel eher um eine Blase?
Auf Wahlversprechen setzen - ein gefährliches Pflaster
Konkretes zur kommenden "Ära Trump" gibt es aktuell nicht zu sagen. Da Donald Trump erst am 20. Januar offiziell das Amt des US-Präsidenten übernimmt, konnte der Milliardär bisher keinerlei Fakten schaffen. Was bleibt, sind seine Ankündigungen und Versprechungen für die Zeit, ab der er die Geschicke der USA lenken wird. Gerade diese Versprechungen scheinen den Investoren zurzeit dennoch bereits den Mund wässrig zu machen: Steuersenkungen, Milliardeninvestitionen in die Infrastruktur, verstärkte Fokussierung auf den US-Binnenmarkt und Deregulierung hat Trump in Aussicht gestellt - und die Märkte scheinen ihm dies zu glauben. Vor diesem Hintergrund verkaufen Anleger in den USA verstärkt ihre US-Bonds und pumpen ihr Kapital in den US-Aktienmarkt. Nicht ohne Folgen - nicht nur der befürchtete Crash an den Märkten blieb aus, es kam sogar ein veritabler Aufschwung in Gang, der für neue Rekorde sorgte.Gesetzt den Fall, Trumps Versprechen würden sich bewahrheiten, wäre der aktuelle Aufschwung nicht ungerechtfertigt. Der protektionistische Kurs, den Trump einschlagen möchte, würde zwar denjenigen US-Konzernen schaden, die international ausgerichtet sind, kleineren US-Unternehmen, für die vor allem der Binnenmarkt wichtig ist, würden jedoch enorm profitieren. Ihnen würde eine Absage an sämtliche Freihandelsabkommen nur wenig ausmachen. Letztendlich bleiben Trumps Ankündigungen für den Moment jedoch genau das: Bloße Ankündigungen - und damit ein riskantes Fundament für den aktuellen Rekordkurs an den US-Märkten.
Banken surfen auf der "Trump-Hausse"
Ausgerechnet die Banken sind am Aktienmarkt bislang als eindeutiger Gewinner nach der Wahl Trumps hervorgegangen. Und das, obwohl im Vorhinein eigentlich vielmehr Hillary Clinton als Wall Street-freundlich eingeschätzt wurde im Gegensatz zum Republikaner Trump. Was den Banken nun jedoch Aufwind verleiht, ist die Tatsache, dass Donald Trump sich für eine Deregulierung ausgesprochen hat. Die Finanzwirtschaft solle von der Leine gelassen werden, so Trumps Ansicht, besonders auf das "Dodd-Frank-Gesetz", das nach der Finanzkrise zum Einsatz kam, hat Trump es abgesehen. Trump hält wenig davon, dass die Auflagen für die Kreditvergabe gestiegen sind und dass risikobehaftete Firmen seither schwerer an Geld kommen. Kann Trump die Deregulierung tatsächlich vorantreiben, so würde das den Banken Freiräume schaffen, die sie aktuell nicht haben. Und noch etwas treibt die Anleger verstärkt in Bankenwerte: Die Aussicht auf steigende Zinsen.Rückenwind von der Fed
Die US-Währungshüter haben bei ihrer Sitzung am 1. und 2. November eine "baldige" Zinserhöhung diskutiert, sollten die Konjunkturdaten weiter eine sich erholende Wirtschaft anzeigen. Einige der Notenbanker forderten sogar explizit einen Zinsschritt im Dezember. Nun, da das befürchtete Börsenbeben nach der Wahl Trumps ausgeblieben ist, ist die US-Konjunktur wieder in den Mittelpunkt der Erwägungen der Fed gerückt - und auf dieser Seite stehen die Zeichen auf "Erhöhung". Dass die Fed die Zinsen also am 14. Dezember wirklich anheben wird, gilt als wahrscheinlich. Auch dies dürfte den Banken wieder in die Hände spielen. Steigt die Inflation und mit ihr dann bald auch die Zinsen, könnte dies der Finanzindustrie kräftige Gewinne in die Kassen spülen.Märkte hoffen auf aggressive Finanzpolitik unter Trump
Dass Trump den finanziellen Gürtel in seiner Regierungszeit nicht unbedingt enger schnallen möchte, hat der Milliardär bereits im Wahlkampf klargestellt. Vielmehr will der Immobilien-Mogul sogar zusätzliche Ausgaben aufwenden wie etwa für den geplanten Ausbau der Infrastruktur. Dieses Vorhaben dürfte sich wohl überwiegend durch Staatsschulden finanzieren lassen. Gepaart mit den Steuersenkungen, die Trump ebenfalls plant, könnte dies zu einem Wirtschaftswachstum ähnlich dem unter Ronald Reagan in den Achtzigerjahren führen. Die wachsende Wirtschaft würde den Realzins treiben, aber auch den Staatsschuldenberg weiter auftürmen. Aus Sicht der Finanzmärkte würde diese Situation dann für steigende Anleiherenditen sprechen - im Austausch gegen Kursverluste für bestehende Anleihen. Die Unternehmensgewinne dürften hingegen vom steigenden Wirtschaftswachstum auf neue Höhen getrieben werden, was wiederum zum Motor für die Aktienkurse werden könnte. Eine ähnliche Entwicklung zeichnet sich bereits jetzt ab: Die Aktienkurse steigen und halten die Wall Street weiter auf Rekordkurs, während die Anleihekurse fallen. Setzt sich diese Entwicklung unter Trumps Regierung so fort, würde dies den USA letztendlich einen deutlich massiveren Schuldenberg bescheren. Bis dieser jedoch zum Problem wird, würde noch einige Zeit vergehen. Die Party an den Börsen könnte somit noch eine Weile andauern.Dreh- und Angelpunkt der aktuellen Aufwärtsbewegung sind jedoch aktuell überwiegend Donald Trumps bloße Versprechungen - deren Wahrheitsgehalt noch zu beweisen sein wird. Ebenso wie die Tragfähigkeit des aktuellen Kurshochs.
Redaktion finanzen.net
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