Europa-Aktien könnten 2025 aus dem Schatten der USA heraustreten - aber für wie lange?
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Nachdem US-Aktien in den letzten Jahren insbesondere angetrieben durch die starke Performance von Tech-Größen satte Gewinne erzielen konnten, sieht es in 2025 bisher so aus, als hätte endlich die Stunde von Europa-Aktien geschlagen. Hält der Trend an?
• Europa-Indizes outperformen US-Pendants bisher in 2025
• Experten warnen vor hoch bewerteten US-Tech-Aktien
• Verlagerung in Europa-Investments möglich
Wie Reuters schreibt, hätten europäische Aktien in den ersten sechs Wochen des Jahres 2025 verglichen mit der Wall Street ihre beste Performance in zehn Jahren verzeichnet. So gewann der europäische Index Stoxx Europe 600 seit Jahresbeginn bereits 8,82 Prozent, während der US-Index S&P 500 lediglich ein Plus von 3,96 Prozent verzeichnen konnte. Auch bei enger gefassten, länderspezifischen Indizes wird der Unterschied deutlich. Während der deutsche Leitindex DAX in 2025 bereits 13,08 Prozent steigen und erstmals gar die runde Marke von 22.000 Punkten übersteigen konnte, ging es für den US-Leitindex Dow Jones "nur" 4,71 Prozent nach oben. Auch institutionelle Investoren tummeln sich vermehrt auf dem europäischen Kontinent. So hätten Fonds-Zuflüsse in europäische Aktien im Januar den zweithöchsten Stand in 25 Jahren erreicht.
US-Aktien bereits hoch bewertet
Laut der Nachrichtenagentur steckt hinter dem Zustrom in europäische Aktien insbesondere die Sorge vor bereits sehr hohen Bewertungen auf der anderen Seite des Atlantiks. Zudem gäbe es verschiedene Faktoren, die Anleger zu der Hoffnung treiben würden, dass die Rally von Europa-Aktien dieses Mal vielleicht von Dauer sein könnte. So wird gehofft, dass die Steuerpolitik in Deutschland nach den Bundestageswahlen, die am 23. Februar stattfinden, gelockert werden könnte. Auf der anderen Seite wird gehofft, dass die Spannungen im Ukraine-Krieg nachlassen könnten. Und im Zollstreit zwischen den USA und Europa wird derweil darauf gesetzt, dass die Zölle letztlich nicht so schlimm ausfallen werden, wie befürchtet.
Zudem könnte auch die jüngste Entwicklung im Bereich der künstlichen Intelligenz mit dem Aufkommen günstiger KI-Modelle wie jenes von DeepSeek dazu führen, dass vernachlässigte Sektoren in puncto Marktführerschaft doch noch aufholen könnten. In diesem Bereich sei Europa besonders stark.
Europa-Aktien noch untergewichtet
Edmond de Rothschild-Portfoliomanager Marc Halperin meint laut Reuters, dass die meisten Anleger aktuell in Europa "weitgehend untergewichtet" seien. Es gäbe hier jedoch noch viel Aufwärtspotenzial, insbesondere in schwächelnden Sektoren, wie der Automobilbranche: "Europa konzentriert sich auf Sektoren wie die Automobilbranche, die aufgrund ihrer schwachen Konjunktur ein erhebliches Wachstumspotenzial haben. Die seit Jahresbeginn zu beobachtende starke Performance könnte in den kommenden Wochen und Monaten noch ein wenig anhalten."
Auch Nordea-Strategin Hertta Alava rechnet in den kommenden Monaten mit einer besseren Performance europäischer Aktien, da sich ihr Gewinnwachstum beschleunigen dürfte, womit der Abstand zu US-Unternehmen verringert würde, gibt sie Reuters wider.
Auch Barclays-Experte Alexander Altmann sprach sich laut Bloomberg erst kürzlich für Europa-Investments aus und empfahl sehr hoch bewerteten US-Titeln zumindest zeitweise den Rücken zu kehren. Anleger sollten seiner Meinung nach nun Aktien außerhalb des KI-Trends und der US-Tech-Größen als mögliche Investments in Betracht ziehen. "Dinge, die in den letzten zwei Jahren sehr gut funktioniert haben, werden in diesem Jahr wahrscheinlich weniger gut funktionieren", sagte er.
Wie das Nachrichtenportal schreibt, würde sich das Sentiment nun in Richtung günstiger Europa-Aktien entwickeln. Begünstigende Faktoren seien eine stabilere Regierung in Frankreich und Großbritannien sowie die taubenhafte Geldpolitik der Europäischen Zentralbank und der Bank of England, insbesondere im Vergleich zur US-Notenbank Fed.
Strukturelle Probleme bleiben
Nicht alle Marktexperten sind jedoch so positiv eingestellt. Dies ist auch der Tatsache geschuldet, dass es in den letzten 40 Jahren immer wieder zu Rallybewegungen von Europa-Aktien kam, diese sich jedoch häufig als kurzlebig erwiesen. So gibt Generali Investments-Stratege Michele Morganti laut Reuters zu bedenken, dass strukturelle Probleme bleiben würden: "Europa steht immer noch vor Problemen wie einer geringeren Energieunabhängigkeit, einer schlechten Regierungsführung, […] fragmentierten Energie- und Kapitalmärkten, einem geringeren Bevölkerungswachstum und geringeren Investitionen im Technologiebereich".
Auch er geht allerdings davon aus, dass eine geringeres Wachstum der Gewinne von US-Tech-Größen und möglicherweise mutigere chinesische Konjunkturmaßnahmen eine Verlagerung nach Europa ermöglichen könnten.
Redaktion finanzen.net
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