Tourismus boomt

Reise-Aktien: Sonne, Spaß und steigende Gewinne

aktualisiert 08.03.14 20:43 Uhr

In der Tourismusbranche brummt das Geschäft, vor allem die Deutschen reisen wie die Weltmeister. Veranstalter rechnen mit neuen Umsatzrekorden. Bei welchen Aktien der Einstieg lohnt.

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von Florian Westermann, Euro am Sonntag

Deutschland ist im Reisefieber. Ob mit dem Elefanten durch den Dschungel oder dem Kamel durch die Sahara - auf der weltgrößten Tourismusmesse ITB in Berlin holen sich Reiselustige ab dem 5. März Appetit. Ein prominentes Gesicht fehlt: Richard Branson. Der Abenteurer und Milliardär will mit seinem Unternehmen Virgin Galactic noch in diesem Jahr die ersten Touristen ins All schicken. Mit rund 180.000 Euro ist der zweistündige Trip in 110 Kilometer Höhe allerdings kein Schnäppchen.

Ganz so viel Geld können die meisten deutschen Touristen nicht aufwenden. Gefragt sind in diesem Jahr eher die klassischen Reiseziele: Spanien, Italien oder die Türkei. Der Deutsche Reiseverband (DRV) schätzt, dass die Deutschen im vergangenen Jahr rund 65 Milliarden Euro für Urlaubsreisen ins Ausland ausgegeben haben. 2014 dürfte dieser Spitzenwert übertroffen werden. Laut einer Studie der Konsumforscher von der GfK verzeichnen die deutschen Reisebüros für die Sommersaison bislang ein kräftiges Umsatzplus. Niedrige Zinsen, eine stabile Beschäftigungslage sowie steigende Einkommen sorgten demnach dafür, dass die Konsumenten eher zu größeren Anschaffungen tendieren. "Ein wesentlicher Teil der zusätzlichen finanziellen Mittel der Haushalte fließt auch in die Bereiche Urlaub und Reisen", schreiben die Nürnberger.

Nicht nur in Deutschland grassiert die Reiselust. "2013 war ein fantastisches Jahr für den internationalen Tourismus", sagt Taleb Rifai, Generalsekretär der Welttourismusorganisation UNWTO. Im vergangenen Jahr wurde der Rekordwert von rund 1,1 Milliarden internationalen Touristenankünften erreicht. Bis zum Jahr 2030 sei mit einem Anstieg auf 1,8 Milliarden zu rechnen.

Die Hauptsaison ist eröffnet
Trotz der guten Stimmung in der Reisebranche meldete Europas führender Reiseveranstalter TUI Travel für das Winterquartal einen operativen Verlust. Doch rote Zahlen sind in den Wintermonaten für die Reiseveranstalter nichts Ungewöhnliches, da Vorabzahlungen für Flug- und Hotelkapazitäten zu leisten sind. Erst in der Hauptsaison verdienen die Konzerne Geld. Für das Gesamtjahr ist mit einem Gewinnanstieg bei TUI von acht Prozent zu rechnen. Im Folgejahr dürfte der Konzern sogar zweistellig zulegen.

Für TUI-Chef Fritz Joussen liegen Freud und Leid nah beieinander. Zum einen entwickelt sich die britische Touristiktochter prächtig. Andererseits steigt die Aktie von einem Hoch zum nächsten. Joussens Problem: Sein langjähriger Vorgänger Michael Frenzel fusionierte fast das gesamte TUI-Reisegeschäft vor Jahren mit dem britischen Reiseveranstalter First Choice zu TUI Travel. Joussen aber möchte TUI Travel gern wieder ganz in den Konzern zurückholen. Für eine Übernahme der verbleibenden 44 Prozent fehlt jedoch das Geld.

Heiter sind die Aussichten auch beim Kontrahenten Thomas Cook. Den saisonal bedingten operativen Verlust fuhr Konzernchefin Harriet Green im ersten Geschäftsquartal zurück. Green, seit Sommer 2012 an der Spitze des Unternehmens, verordnete dem Reisespezialisten eine Rosskur. Die war dringend nötig, stand der Konzern vor drei Jahren doch kurz vor der Pleite. Unter Greens Regie wurden Stellen gestrichen, schlecht laufende Filialen geschlossen, Unternehmensteile verkauft und schließlich die Verbindlichkeiten gesenkt. Bis zum nächsten Jahr will die Managerin die Kosten um über eine halbe Milliarde Euro drücken - und bis 2018 noch einmal um dieselbe Summe. Das hat Auswirkungen auf die Bilanz. Nach einem Verlust soll in diesem Jahr wieder Gewinn erzielt werden.

Wachstumsmarkt Internet
Die wahre Wachstumssparte der Branche aber ist das Geschäft mit Onlinebuchungen. "Unser Onlinegeschäft gewinnt weiter an Fahrt", sagt TUI-Travel-Chef Long. In diesem Segment müssen sich die klassischen Reiseveranstalter allerdings einer harten Konkurrenz stellen.

Denn Internetvermittler wie Expedia oder Priceline.com verzichten auf eigene Hotels oder Flugzeuge, sie leben von Werbeerlösen und Provisionen. Das senkt die Fixkosten und erhöht die Profitabilität. Priceline erzielt etwa eine operative Marge von gut einem Drittel. Deutlich mehr als die klassischen Reiseanbieter, die mit Margen von drei bis vier Prozent arbeiten. Der größte Kontrahent Expedia muss sich mit einer Marge von rund einem Fünftel begnügen.

Auch beim Wachstum hat Priceline die Nase vorn. Die Amerikaner schraubten unter dem neuen Chef Darren Huston Umsatz und Gewinn im Schlussquartal um jeweils rund ein Drittel in die Höhe. Hustons Vorgänger Jeffery Boyd, der dem Konzern als Aufsichtsratsvorsitzender erhalten bleibt, erkannte früh die Möglichkeiten, die in Europa schlummern. Schließlich verfügt ein Europäer im Schnitt über doppelt so viele Urlaubstage wie ein Amerikaner. Außerdem setzte Boyd auf den Erfolg der Billigflieger wie Ryanair oder Easyjet und damit auf einen Boom der Städtereisen.

Rund 100 Millionen Euro legte Boyd 2005 für Booking.com auf den Tisch. Damals eine wenig bekannte Hotelbuchungsseite aus den Niederlanden, heute die Nummer 1 in dem Bereich. Zwei Jahre später setzte Boyd mit dem Kauf des Hotelbuchungsportals Agoda.com auf den Megatrend Asien. Zudem erkannte er früh, welchen Umbruch Steve Jobs mit dem iPhone auslösen würde. 2013 verzeichnete Booking.com Buchungen per Smartphone oder Tablet-Computer in Höhe von rund sechs Milliarden Euro - mehr als achtmal so viel wie noch zwei Jahre zuvor. Boyds Nachfolger kündigte bereits an, den eingeschlagenen Kurs beizubehalten. "Investitionen in mobile Innovationen bleiben unser Schwerpunkt", sagt Huston.

Während der Urlauber sich nach schneller Erholung sehnt, sind Anleger gut beraten, auf die langfristigen Aussichten der Branche zu setzen. Nur Bransons geplanter erster Orbitalflug dürfte noch spektakulärer werden.

Investor-Info

Priceline.com
Im Höhenflug

Die weltgrößte Online-Reiseagentur überzeugt seit Jahren mit kräftigen Wachstumsraten. Der eingeschlagene Kurs dürfte beibehalten werden: Von 2013 bis 2017 ist mit einer Umsatzverdopplung auf zehn Milliarden Euro zu rechnen. Der Gewinn wird voraussichtlich stärker auf knapp vier Milliarden Euro zulegen. Angesichts der Wachstumsraten ist die Aktie nicht zu teuer. Favorit im Online-Segment.

Thomas Cook
Ambitionierte Ziele

Seit ihrem Amtsantritt 2012 setzt Chefin Harriet Green alles daran, den Konzern wieder profitabel zu machen. In diesem Jahr soll der Sprung zurück in die Gewinnzone gelingen. Unter dem Strich rechnen Analysten mit einem Nettoergebnis von rund 200 Millionen Euro. Über den Berg ist Thomas Cook aber noch nicht. Die selbst gesteckten Spar- und Margenziele erscheinen ambitioniert.

Tui
Beschleunigtes Wachstum

Die dringlichste Aufgabe von Konzernchef Joussen ist es, die komplexe Holdingstruktur zu ändern. Neben der Wiedereingliederung von TUI Travel steht die Reederei Hapag-Lloyd, an der TUI beteiligt ist, im Fokus. Die Hamburger loten derzeit eine Fusion mit dem chilenischen Rivalen CSAV aus. 2014 und 2015 ist mit einem beschleunigten Gewinnwachstum zu rechnen. Attraktiv.

Tui Travel
Übernahmefantasie

Europas führender Reiseveranstalter blickt sonnigen Zeiten entgegen. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis für das laufende Jahr erscheint nicht zu hoch, zumal in den kommenden Jahren mit weiteren Zuwächsen zu rechnen ist. Außerdem besteht nach wie vor die Möglichkeit, dass TUI Travel vom Mutterkonzern TUI komplett übernommen wird. Top-Investment.

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Analysen zu Booking Holdings

DatumRatingAnalyst
08.08.2019Booking OutperformCowen and Company, LLC
08.08.2019Booking BuyDeutsche Bank AG
08.08.2019Booking OverweightBarclays Capital
21.05.2019Booking BuyNeedham & Company, LLC
19.03.2019Booking Market PerformTelsey Advisory Group
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08.08.2019Booking OutperformCowen and Company, LLC
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19.03.2019Booking Market PerformTelsey Advisory Group
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22.06.2018Booking HoldThe Benchmark Company
03.04.2017Pricelinecom NeutralMoffettNathanson
31.03.2016Pricelinecom Sector WeightPacific Crest Securities Inc.
10.11.2015Pricelinecom Equal WeightBarclays Capital
06.08.2015Pricelinecom HoldDeutsche Bank AG
DatumRatingAnalyst
27.03.2012Pricelinecom reduceNomura
11.10.2011Pricelinecom reduceNomura
18.08.2011Pricelinecom reduceNomura
04.06.2010priceline.com "below average"Caris & Company, Inc.

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