Tierarzneigeschäft verkauft

Novartis stellt sich mit Milliardendeal neu auf

22.04.14 15:27 Uhr

In der Pharmabranche werden die Karten neu gemischt. Der Schweizer Pharmakonzern Novartis hat sich einen großangelegten Umbau verordnet und verkauft sein Tierarzneimittelgeschäft an die Konkurrenz.

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Dieses Mal ist es der Schweizer Pharmakonzern Novartis, der sich einen großangelegten Umbau verordnet. Bei den milliardenschweren Deals mischen der britische Konkurrent GlaxoSmithKline und der US-Konzern Eli Lilly mit.

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Da viele große Pharmaunternehmen mit dem Ablauf von Patenten und Kostendruck kämpfen, kommt es in der Branche immer wieder zu großen Umwälzungen. Eine 100-Milliarden-Dollar-Übernahme soll gerade gescheitert sein: Der US-Pharmakonzern Pfizer wollte laut Presseberichten den britischen Branchenkollegen AstraZeneca schlucken.

NOVARTIS ZAHLT 16 MILLIARDEN DOLLAR FÜR KREBSMITTELGESCHÄFT

Das Novartis-Management hatte im Frühjahr 2013 eine Strategie-Überprüfung eingeleitet, die nun in dem Umbau mündet. Das Geschäft mit Tierarzneimitteln wird an den US-Konzern Eli Lilly und die Sparte für Impfstoffe ohne Grippemittel an den britischen Konkurrenten GlaxoSmithKline verkauft, wie der Pharmakonzern am Dienstag mitteilte. Hierfür erhält Novartis von den Amerikanern rund 5,4 Milliarden Dollar (3,9 Mrd Euro) und von den Briten 7,1 Milliarden Dollar. Novartis erwirbt im Gegenzug von GlaxoSmithKline dessen Krebsmittelgeschäft für insgesamt rund 16 Milliarden Dollar. Die Grippemittel sollen später verkauft werden. Die Transaktionen sollen mit liquiden Mitteln, kurzfristigen Verbindlichkeiten und falls nötig durch die Ausgabe von Anleihen finanziert werden.

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Die Anleger sind begeistert: Novartis stiegen bis zum Mittag um mehr als zwei Prozent. GlaxoSmithKline zogen um zuletzt fünfeinhalb Prozent an. Börsianer fanden am Novartis-Umbau mehrheitlich Gefallen. Die Lösung für praktisch alle "Problemkinder" freue die Anleger, sagte ein Schweizer Analyst. "Was überraschend kommt, ist der Erwerb des GSK-Onkologie-Portfolios mit sechs erst kürzlich zugelassenen Produkten", ergänzte ein Analyst der Zürcher Kantonalbank (ZKB). Das Umsatzwachstum dieser Produkte liege im zwei- bis dreistelligen Bereich und werde zwischen 2020 und 2030 den Großteil an Profit abwerfen. Krebsprodukte zeichneten sich durch hohe Margen aus. Der Preis erscheine allerdings hoch, sagte dagegen ein Analyst von Merrill Lynch.

FOKUS AUF KREBSMITTEL UND AUGENHEILKUNDE

Novartis will sich in Zukunft auf Augenheilkunde, das Pharmageschäft, hier vor allem die Krebsmedikamente, und auf Nachahmerprodukte konzentrieren. Zudem gründen die Schweizer ein weltweites Gemeinschaftsunternehmen für nicht verschreibungspflichtige Arzneien (Consumer Health) mit GlaxoSmithKline. Hier wird Novartis einen Anteil von 36,5 Prozent halten. Dadurch werden Marken wie das Schmerzmittel Excedrin von Novartis und die Zahnpasta Sensodyne von Glaxo zusammengeführt. Die gesamten Transaktionen sind noch abhängig von bestimmten Bedingungen wie der Zustimmung von Aktionären und Wettbewerbsbehörden. Bis Mitte 2015 sollte aber alles in trockenen Tüchern sein. Insgesamt seien weltweit rund 15 000 von 135 000 Mitarbeitern betroffen.

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"Dies ist ein historischer Schritt für Novartis", sagte Unternehmenschef Joe Jimenez in einer Telefonkonferenz. Novartis verspricht sich von der Portfolio-Bereinigung ein schnelleres Wachstum und steigende Margen. Ergänzungszukäufe seien möglich, aber auf kürzere Sicht werde es keine größeren Akquisitionen geben. Festgehalten werde auch an der Roche-Beteiligung, diese sei ein "guter Vermögenswert". Glaxo-Konzernchef Andrew Witty schrieb in einer Erklärung: "Mit dieser Transaktion werden wir zwei unserer Kernbereiche deutlich stärken." Die Glaxo-Aktionäre sollen vier Milliarden Pfund nach Abschluss ausgeschüttet bekommen.

ÜBERNAHMEFANTASIE IM SEKTOR - INDUSTRIE IN BEWEGUNG

Unterdessen scheint die größte Übernahme in der Branche überhaupt einem Pressebericht zufolge vorerst gescheitert zu sein. Der US-Pharmakonzern Pfizer habe in den vergangenen Wochen mit dem britischen Branchenkollegen AstraZeneca über eine mögliche Übernahme gesprochen, berichtete die "Sunday Times" am Wochenende unter Berufung auf Investmentbanker und Industriekreise. Die Briten könnten dabei auf eine Bewertung von mehr als 60 Milliarden Pfund (100 Mrd US-Dollar, 73 Mrd Euro) kommen. AstraZeneca habe dem Werben der Amerikaner aber nicht nachgegeben, derzeit gebe es keine Gespräche.

In der Pharmabranche kommt es in der jüngsten Zeit weltweit fast jeden Monat zu milliardenschweren Transaktionen. Die Branche ist derzeit stark in Bewegung: Viele große Konzerne suchen wegen auslaufender Patente und sinkender Gewinnmargen auch wegen der Gesundheitsreformen in den Industriestaaten nach neuen Geschäftsfeldern oder Partnern. In Deutschland hatte der Bayer-Konzern zuletzt die rund zwei Milliarden Euro schwere Übernahme des norwegischen Krebsmittelspezialisten Algeta abgeschlossen./stk/men/stb

BASEL (dpa-AFX)

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