TAG Immobilien-Aktie höher: TAG Immobilien steigert operatives Ergebnis dank höherer Mieten
Steigende Mieten in Ballungszentren geben TAG Immobilien weiter Auftrieb.
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Im ersten Halbjahr erhöhte sich das operative Ergebnis (FFO1) im Jahresvergleich um gut fünf Prozent auf rund 96 Millionen Euro, wie die im MDAX notierte Gesellschaft am Dienstag in Hamburg mitteilte. Die Kaltmieten kletterten um knapp 2 Prozent auf gut 169 Millionen Euro. Den Ausblick auf das laufende Jahr bestätigte der Immobilienkonzern.
Die für Immobilienunternehmen wichtige operative Kenngröße FFO1 soll 2022 auf 188 bis 192 Millionen Euro zulegen. Zwar sollen weiter 75 Prozent des operativen Ergebnisses an die Aktionäre gehen, allerdings passte das Unternehmen wegen der jüngsten Kapitalerhöhung die Prognose für die Dividende je Aktie an. Die Aktionäre sollen nun 81 Cent je Aktie erhalten statt der zuvor geplanten 98 Cent, im Vorjahr hatte TAG Immobilien 93 Cent gezahlt.
Im ersten Halbjahr erhöhte sich die durchschnittliche Miete in den Wohnimmobilien im Vergleich zum Vorjahr um gut 1,6 Prozent auf 5,59 Euro pro Quadratmeter. Auf vergleichbarer Basis und inklusive Leerstandsabbau betrug das Mietwachstum 2,0 Prozent. Der Leerstand ging bis Ende Juni im Vergleich zum Jahresende 2021 leicht auf 5,2 Prozent zurück. Für das laufende Jahr rechnet TAG Immobilien weiter mit einem Abbau des Leerstands.
Das Konzernergebnis sank in den ersten sechs Monaten wegen Transaktionskosten im Zusammenhang mit dem Kauf des polnischen Wohnimmobilienentwicklers Robyg um fast sieben Prozent auf 301,8 Millionen Euro.
Um den Brückenkredit für den Erwerb von Robyg zurückzahlen zu können, will TAG den Verkauf von weiteren Wohnungen vorantreiben. Nach der Veräußerung von 700 Wohnungen im ersten Halbjahr plane TAG Immobilien zusätzliche 2800 Wohnungen in Deutschland zu verkaufen, sagte Finanzchef Martin Thiel in einer Telefonkonferenz. Thiel rechnet mit einem Nettoerlös von insgesamt 300 Millionen Euro. Da der Verkauf von größeren Immobilienportfolios schwieriger sei, verkaufe TAG Pakete von 200 bis 300 Wohneinheiten. Größere Zukäufe in Deutschland und Polen sind in den kommenden Quartalen hingegen nicht geplant, betonte Thiel.
Zudem kündigte Thiel aufgrund von steigenden Baukosten eine Strategieänderung in Polen an. Dort soll nun der Bau zum Verkauf bestimmter Wohnprojekte vorgezogen werden. Damit könnten Mittelzuflüsse aus dem Vorverkauf von Wohnungen generiert und die Baukosten für Mietwohnungen ausgeglichen werden, sagte der Manager. Der Großteil der geplanten Vermietungsprojekte werde in die Folgejahre verschoben. Dadurch reduziere sich der Kapitalbedarf in Polen bis Ende 2023 auf insgesamt 50 bis 75 Millionen Euro.
Die gut 87 300 Immobilien des Hamburger Konzerns in Deutschland liegen in sogenannten B- und C-Standorten und damit in den weiteren Einzugsgebieten der Metropolen und in mittelgroßen Städten. Der größte Teil der Wohnimmobilien liegt in ostdeutschen Städten wie Gera, Leipzig, Chemnitz, Erfurt sowie im Umfeld von Berlin. Zudem ist TAG Immobilien mit dem Zukauf des Projektentwicklers Vantage Development Ende 2019 in den polnischen Markt eingestiegen und baute erst jüngst das Geschäft mit dem Kauf des Wohnungsentwicklers Robyg aus.
In Polen konnte TAG Immobilien die vertraglich gesicherte Pipeline zum Bau von Wohnungen durch den Robyg-Zukauf um fast 25 000 Einheiten erweitern. Diese umfasst den Angaben zufolge damit etwa 36 400 Wohnungen, davon sollen gut 18 200 vermietet und knapp 18 200 verkauft werden.
TAG Immobilien-Aktie mit Kurssprung - Positive Aspekte im Zahlenwerk
Für die Aktien von TAG Immobilien ist es am Dienstag nach der Vorlage von Halbjahreszahlen deutlich bergauf gegangen. Nach einer eher schwankenden Auftaktstunde schafften sie es via XETRA auf ein Tageshoch, mit Kursgewinnen von zeitweise fast sieben Prozent. Letztlich betrug das Kursplus noch 1,74 Prozent auf 9,33 Euro.
Börsianer zeigten sich in ersten Reaktionen erfreut von einigen Details, während die Zahlen an sich erwartungsgemäß solide ausgefallen seien. Positiv überrascht hätten die Immobilien-Bewertungsgewinne, aber auch das verbesserte Mietwachstum und die damit einhergehend gesunkene Leerstandsquote. Das Nettovermögen auf Basis eines langfristig orientierten Geschäftsmodells (EPRA NTA) sei mehr als doppelt so hoch wie der Aktienkurs, merkte ein Börsianer an. TAG bezifferte die "Net Tangible Assets" nach der im Juli vollzogenen Kapitalerhöhung auf 22,11 Euro.
"Operativ setzt sich die positive Dynamik beim Leerstandsabbau im deutschen Portfolio fort", urteilte Kai Klose von der Berenberg Bank. Er bewertete daher das Ergebnis unter dem Strich als etwas höher als erwartet, was mit niedrigeren Betriebs- und Finanzierungskosten in Zusammenhang stehe. "Da die Nachfrage nach den Wohnungen von TAG steigt, glauben wir, dass sich der Portfoliowert des Unternehmens weiter solide entwickeln sollte."
Nach Einschätzung des Stifel-Research-Experten Tom Carstairs spricht das Halbjahr dafür, dass der Immobilienkonzern auf einem guten Weg ist, um die bestätigten diesjährigen Jahresziele zu erfüllen. Mit einem FFO 1 von gut 96 Millionen Euro liegt das Unternehmen zum Halbjahr auf halber Strecke zum Zielbereich von 188 bis 192 Millionen Euro. Der Experte selbst liegt mit seiner eigenen Schätzungen knapp über dem oberen Ende der Spanne.
Einen starken Fokus legten Experten auch auf aktuellen Entwicklungen in Polen, wo TAG sein Geschäft mit der Übernahme der Immobiliengesellschaft Robyg gestärkt hat. Laut dem Berenberg-Experten Klose dürfte TAG zeitnah noch einige Quartale kleinere deutsche Portfolio-Teile veräußern und den Fokus seiner Investitionen stärker auf Polen legen - mit Wohnungen, die entweder vermietet oder verkauft werden sollen.
TAG Immobilien teilte mit, dass dort aber zunächst zum Verkauf bestimmte Wohnungsprojekte vorgezogen werden sollen, um Mittelzuflüsse aus deren Vorverkauf zu generieren und den Kapitalbedarf zu senken. Analyst Sander Bunck sah in dem dadurch für die nächsten zwei Jahre sinkenden Nettofinanzierungsbedarf einen weiteren positiven Aspekt.
HAMBURG / FRANKFURT (dpa-AFX)
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