Teurer Skandal

Wells Fargo-Chef nimmt seinen Hut - und wird dafür fürstlich bezahlt

13.10.16 20:25 Uhr

Wells Fargo-Chef nimmt seinen Hut - und wird dafür fürstlich bezahlt | finanzen.net

Dass nach einem Skandal der Chef gehen muss, ist nicht ungewöhnlich. Die US-Großbank Wells Fargo kommt das allerdings teuer zu stehen.

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Bereits Anfang September kochten erste Gerüchte hoch: Wells Fargo-Mitarbeiter sollten unbedingt die Verkaufsziele der Bank erreichen. Der Weg dahin war wohl mehr als fragwürdig.

Scheinkonten und nutzlose Produkte

Der Druck von Oben brachte die Mitarbeiter auf dubiose Ideen. Mehr als zwei Millionen Konten sollen im Namen unwissender Kunden eröffnet worden sein, so die Finanz-Verbraucherschutzbehörde CFPB. Gegenmaßnahmen leitete die Bank nicht ein, handelte es sich neben Konten doch auch zum Beispiel um Kreditlinien, welche einer Filiale Umsatz brachten. Für die einzelnen Kunden bedeutete dies jedoch, dass sie plötzlich bei anderen Banken Schwierigkeiten hatten, gute Konditionen für einen Kredit zu erhalten.

Finanzielle und personelle Konsequenzen für Wells Fargo

Bereits kurz nach den Vorwürfen handelte die Bank: 5.300 Mitarbeiter wurden wegen des Vorfalls entlassen. Die Staatsanwaltschaft Los Angeles, die CFPB und die Aufsicht für Kreditwesen verhängten eine Strafe in Höhe von 185 Millionen US-Dollar. Hinzu kam die finanzielle Entschädigung der betroffenen Kunden in Höhe von rund fünf Millionen US-Dollar. Der Tiefflug der Wertpapiere an der New Yorker Börse brachte die Bank finanziell zusätzlich unter Druck: Seit Anfang September büßten die Titel rund zehn Prozent ein. Am 5.Oktober markierten sie bei 43,55 US-Dollar sogar ein neues 52-Wochen-Tief.

Wells Fargo-Chef Stumpf übernimmt "die volle Verantwortung"

Auch Wells Fargo-CEO John Stumpf musste für die Folgen geradestehen. Vor dem US-Bankenausschuss sagte er Ende September "Ich übernehme die volle Verantwortung für die unethischen Verkaufspraktiken". Von einem Rücktritt sah der Chef jedoch vorerst ab. Allerdings fiel sein Bonus von rund 41 Millionen Dollar dem Skandal zum Opfer. Seine eigene Entscheidung war das nicht: Die Einbehaltung der ihm zustehenden Aktienoptionen entschied das Wells Fargo-Direktorium. Auch bei anderen Führungspersonen wurden die Boni kräftig zusammengestrichen.

CEO beugt sich Kritik

Letztendlich musste sich Stumpf jedoch der harschen Kritik beugen und seinen Stuhl räumen. "Ich habe entschieden, dass es das Beste für das Unternehmen ist, wenn ich Platz mache" teilte Stumpf Mitte Oktober mit. Nach insgesamt 34 Jahren im Unternehmen und neun Jahren als CEO sicherlich kein leichter Schritt für ihn.
Wer jetzt denkt, dass Stumpf das Unternehmen mit hängendem Kopf und leeren Händen verlässt, der irrt. Laut dem Forschungsunternehmen Equilar wird er rund 137,1 Millionen US-Dollar für seinen freiwilligen Ruhestand erhalten. Darin enthalten sind zum Beispiel immer noch 2,43 Millionen Aktien, welche mit dem Schlusskurs von Mittwoch einen Gesamtwert von 110,35 Millionen US-Dollar hätten.
Neuer Vorstandsvorsitzender wird Tim Sloan, der bisher für das operative Geschäft verantwortlich war. Seine Ziele hat er sich selbst hoch gesteckt: Für die Zukunft möchte er allen voran das verloren gegangene Vertrauen der Kunden in die Bank wiederherstellen.



Redaktion finanzen.net

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