STADA-Aktie auf Rekordhoch: STADA tritt Sorgen vor Job-Abbau entgegen
Nach dem hauchdünn besiegelten Verkauf an Finanzinvestoren will der Pharmakonzern STADA bei seinem Umbau aufs Tempo drücken.
Der Hersteller von Nachahmermedikamementen und rezeptfreien Markenprodukten werde die bereits eingeläuteten Effizienz- und Wachstumsprojekte intensivieren und mit Hochdruck vorantreiben, sagte Konzernchef Engelbert Willink am Montag während einer Telefonkonferenz mit Journalisten. Die detailliertere Strategie will der Konzern in den nächsten Wochen vorstellen.
Sorgen vor einem Arbeitsplatzabbau trat Willink dabei entgegen. "Die Zentrale in Bad Vilbel steht nicht zur Diskussion." Zwar gebe es noch keine genauen Personalplanungen unter den neuen Eignern Bain und Cinven. "Es deutet aber nichts darauf hin, dass künftig weniger Arbeit in Deutschland gemacht wird und mehr im Ausland", betonte Willink.
Angepeilt sei, Bereiche wie IT und Forschung sowie Verpackung stärker in der Zentrale zu bündeln. "Wir müssen nicht alles dreimal machen." Aktuell gebe es zu wenig Synergien zwischen den einzelnen Standorten, diese operierten sehr eigenständig, betonte Willink. Bain und Cinven haben STADA Zusagen zum Schutz der Beschäftigten gemacht, diese betreffen aber nur einen Teil der Arbeitnehmer. Die Gewerkschaft IG BCE warnt daher vor einem Job-Abbau.
STADA will das Geschäft mit biotechnologisch hergestellten Nachahmermitteln stärken und seine Markenprodukte besser international aufstellen. Dabei fasst der MDAX-Konzern auch Zukäufe ins Auge. Größere Übernahmen werde es aber wohl erst in zwei oder drei Jahren geben, sagte Willink. In welchen Bereich dies sein werde, ließ er offen. "Zunächst müssen wir die Basis unseres Unternehmens stärken."
Den Investoren Bain Capital und Cinven war im zweiten Anlauf der Kauf des hessischen Arzneimittelherstellers geglückt, wie sie vor dem Wochenende mitgeteilt hatten. Die erforderliche Annahmequote von 63 Prozent der Stimmrechte wurde aber nur knapp geknackt: Die Investoren sicherten sich 63,85 Prozent.
STADA hatte wegen des laufenden Übernahmeprozesses seine Hauptversammlung auf den 30. August verschoben. Es wird gemutmaßt, dass die neuen Eigner eigene Kandidaten für den Aufsichtsrat stellen wollen. Dies sieht die Tagesordnung für das Aktionärstreffen in der kommenden Woche jedoch nicht vor. Auch von den Investoren gab es noch keine entsprechende Ankündigung. Daher könnte es zu einer außerordentlichen Hauptversammlung kommen. Es sei aber noch zu früh, hierüber zu spekulieren, betonte Willink. Dies gelte auch für eine sogenannten Squeeze-out - also eine Herausdrängung der Aktionäre. Dieser ist aber erst ab einer Anteilsmehrheit von 95 Prozent möglich.
Bain und Cinven dürften zunächst einen Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrag anstreben, den die HV mit 75 Prozent Stimmenmehrheit billigen muss. Um bei STADA durchregieren zu können, hoffen die Investoren auf die nun noch bis 1. September verlängerte Annahmefrist. So können nun auch Index-Fonds ihre STADA-Papiere andienen, die gemäß ihrer Statuten zuvor die Anteile bis zum Erreichen der Mindestannahmeschwelle hatten halten müssen. Aus dieser Aktionärsgruppe könnten nun noch einmal bis zu 10 Prozent hinzukommen, sagte STADA-Finanzchef Düttmann.
Vorerst weiter mit im Boot bleibt bei STADA der umtriebige Investor Paul Singer, dessen Absichten bis zuletzt im Dunkeln geblieben waren. Er soll zwar auf den letzten Drücker dem Investorenduo Bain und Cinven Papiere angedient haben - allerdings nur einen Teil seines rund 10-prozentigen Pakets. Wie hoch Singers verbliebener Anteil ist, sei bei STADA unbekannt, sagte Finanzchef Düttmann. Der Konzern habe keinen Kontakt mit Singer oder dessen Hedgefonds Elliott gehabt.
STADA-Aktien mit Rückenwind
STADA-Aktien haben am Montag ihren Rekordlauf mit einem Sprung bis auf 73,88 Euro fortgesetzt. Gegen Mittag führten sie den Index der mittelgroßen Werte MDAX mit einem Plus von noch 1,41 Prozent auf 73,57 Euro an.
Am Freitag waren die Papiere nach der geglückten Übernahme des Arzneimittelherstellers durch die Finanzinvestoren Bain und Cinven um 13,18 Prozent auf 72,55 Euro nach oben geschnellt. Geboten hatten Bain und Cinven 66,25 Euro je Aktie.
Händler hatten das vor allem mit Eindeckungen von Leerverkäufen begründet: Spekulanten, die mit geliehenen Aktien auf fallende Kurse gesetzt hatten, müssten diese nun am Markt zurückkaufen. Einige Marktteilnehmer schienen zudem auf einen Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrag zu hoffen, der ihnen eine jährliche Zahlung einbringen würde.
Auch könnten sie Auge auf eine mögliche Komplettübernahme richten. Denn sollten die beiden Finanzinvestoren auch während einer Verlängerung der Angebotsfrist nicht alle Aktien angedient bekommen, könnten die später versuchen, die verbliebenen Anteile am Markt zu kaufen. Das wäre tendenziell eine Stütze für den Kurs.
Analyst Bernhard Weininger von Independent Research geht denn auch davon aus, dass die neuen Eigentümer versuchen dürften, sich zunächst über 75 Prozent der Aktien zu sichern. Auch die Marke von 95 Prozent dürften sie im Auge haben, um dann die Minderheitsaktionäre hinauszudrängen. Die Spekulationen über einen solchen Squeeze-out dürften zwar den Kurs mittelfristig über dem Angebotspreis halten, der deutliche Kursanstieg von Freitag dürfte aber dennoch nicht von Dauer sein, glaubt der Analyst. Er stufte die Papiere von "Halten" auf "Verkaufen" ab und hob das Kursziel von 66,25 auf 70,00 Euro an.
Auch Experte Ulrich Huwald vom Analysehaus Warburg Research wurde vorsichtiger. Bei einem Kursziel von 66,25 Euro rät er nun ebenfalls zum Verkauf, nachdem er die Papiere bisher mit "Halten" bewertet hatte.
BAD VILBEL (dpa-AFX)
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Bildquellen: 360b / Shutterstock.com, STADA Arzneimittel
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Analysen zu STADA
Datum | Rating | Analyst | |
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10.08.2018 | STADA Sell | S&P Capital IQ | |
09.05.2018 | STADA Halten | Independent Research GmbH | |
08.05.2018 | STADA Sell | S&P Capital IQ | |
04.04.2018 | STADA Sell | Warburg Research | |
29.03.2018 | STADA Halten | Independent Research GmbH |
Datum | Rating | Analyst | |
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17.02.2017 | STADA Arzneimittel buy | Kepler Cheuvreux | |
13.02.2017 | STADA Arzneimittel buy | Kepler Cheuvreux | |
12.12.2016 | STADA Arzneimittel kaufen | DZ BANK | |
29.11.2016 | STADA Arzneimittel buy | Kepler Cheuvreux | |
11.11.2016 | STADA Arzneimittel kaufen | DZ BANK |
Datum | Rating | Analyst | |
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09.05.2018 | STADA Halten | Independent Research GmbH | |
29.03.2018 | STADA Halten | Independent Research GmbH | |
21.03.2018 | STADA Halten | Independent Research GmbH | |
12.03.2018 | STADA Halten | Independent Research GmbH | |
20.12.2017 | STADA Halten | Independent Research GmbH |
Datum | Rating | Analyst | |
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10.08.2018 | STADA Sell | S&P Capital IQ | |
08.05.2018 | STADA Sell | S&P Capital IQ | |
04.04.2018 | STADA Sell | Warburg Research | |
23.03.2018 | STADA Verkaufen | Norddeutsche Landesbank (Nord/LB) | |
12.03.2018 | STADA Sell | S&P Capital IQ |
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