Technisch getriebene Rally

Morgan Stanley Wealth Management-CIO: Zyklische Aktien mit starker Performance - Abweichung von Fundamentaldaten

22.02.23 23:00 Uhr

Morgan Stanley Wealth Management-CIO: Zyklische Aktien mit starker Performance - Abweichung von Fundamentaldaten | finanzen.net

In den vergangenen Wochen und Monaten erholten sich die Märkte deutlich von ihren Verlusten und das trotz sich verschlechternder Gewinne und Wirtschaftserwartungen. Lisa Shalett von Morgan Stanley Wealth Management blickt skeptisch auf diese Entwicklung.

• Konjunktursensible Aktien mit besserer Performance als defensive Werte
• Wirtschaftsindikatoren haben sich abgeschwächt
• Technisch getriebene Rally sorgt für Abweichung von Fundamentaldaten



2022 war ein herausforderndes Börsenjahr. Themen wie der Ukraine-Krieg, gestiegene Energiekosten, die hohe Inflation und die Notenbanken, die mit großen Zinsschritten versuchten dieser wieder Herr zu werden, belasteten auch die Aktienkurse. Seit Herbst vergangenen Jahres konnten sich die Märkte jedoch vielerorts wieder etwas erholen. Während manche Marktteilnehmer den Anstieg konjunktursensitiver Aktien im Vergleich zu defensiven Aktien als Zeichen des Vertrauens des Marktes in zukünftiges Wachstum betrachten, sieht Lisa Shalett von Morgan Stanley Wealth Management in der aktuellen Entwicklung jedoch auch eine Gefahr.

Starke Entwicklung konjunktursensibler Aktien

Wie Bloomberg kürzlich berichtete, ist ein Index, der zyklische Aktien abbildet, seit Anfang Januar um 13 Prozent gestiegen, während eine Gruppe von defensiven Werten einen Rückgang von zwei Prozent verzeichnet habe. Derweil seien die Analystenschätzungen für das Gewinnwachstum des marktbreiten US-Index S&P 500 nach Angaben von Bloomberg Intelligence negativ geworden.

Der Anstieg der Aktienmärkte habe außerdem zu einer Entspannung der Finanzbedingungen beigetragen. Diese Entwicklung würden einige Marktteilnehmer im Widerspruch zu den Bemühungen der Zentralbank sehen, die Nachfrage zu drosseln und die Inflation einzudämmen. Laut Morgan Stanley Wealth Management-CIO Lisa Shalett sei der jüngste Ansturm von Anlegern auf kurzfristige Optionen ebenfalls ein Zeichen dafür, dass Geld noch immer leicht verfügbar sei.

Abweichung von Fundamentaldaten

Gegenüber Bloomberg erklärte Shalett, dass sich die Indikatoren für die Einzelhandelsumsätze, das verarbeitende Gewerbe und das Vertrauen der Unternehmensleiter zusammen mit den Unternehmensgewinnen abgeschwächt haben. Dies habe zur Folge, dass das Performanceverhältnis von zyklischen gegenüber defensiven Aktien noch nie so weit von den führenden Wirtschaftsindikatoren entfernt gewesen sei wie aktuell.

Shalett führt die jüngste Aktienrally, wie Bloomberg berichtet, auf potenziell kurzfristige technische Faktoren zurück. So würden Leerverkäufer Aktien zurückkaufen, um rückläufige Positionen zu decken, und es gebe eine saisonale Tendenz der Anleger, zu den größten Verlierern des Marktes aus dem Vorjahr zu greifen. Die technisch getriebene Rally habe dazu geführt, dass der Markt von den Fundamentaldaten abweiche.

"Ich habe die Theorien gehört, dass die Leute sagen: ‚Ja, wir verstehen, was passieren sollte, aber wir werden es durchschauen‘", so Shalett gegenüber Bloomberg. "Ich weiß nicht, wie weit ihre Kristallkugel geht, um das zu durchschauen, aber die Geschichte ist nicht freundlich zu dieser Art von massiven Unterbrechungen."

Marktstabilität könnte wieder in den Vordergrund rücken

Während Fed-Chef Jerome Powell die Rally am Aktienmarkt in den vergangenen Wochen abgetan habe, warnte Shalett gegenüber Bloomberg davor, dass andere politische Entscheidungsträger härtere Gespräche führen könnten, um die Aktiengewinne zu begrenzen.

"Diese Verwendung von Optionen und diese Bereitschaft, diese Art von Strategien mit sehr hohem Umsatz zu verfolgen, ist für mich ein Hinweis darauf, dass Liquidität im Spiel ist, dass die Marktstabilität wieder als Thema in den Vordergrund treten wird", sagte sie. "Wenn Vorsitzender Powell nicht darüber sprechen möchte, könnten möglicherweise einige der anderen Gouverneure, die sich die Daten tatsächlich ansehen, anfangen, sie zur Sprache zu bringen."

Redaktion finanzen.net

Bildquellen: peterschreiber.media / shutterstock.com, albund / Shutterstock.com