Systemzusammenbruch

Bestseller-Autor Marc Friedrich: "Auch ein DAX unter 5.000 Punkten ist möglich"

25.04.20 21:28 Uhr

Bestseller-Autor Marc Friedrich: "Auch ein DAX unter 5.000 Punkten ist möglich" | finanzen.net

Bereits 2019 prophezeiten Marc Friedrich und Matthias Weik in ihrem Bestseller "Der größte Crash aller Zeiten" einen Zusammenbruch der Weltwirtschaft. In einem Interview mit "BÖRSE am Sonntag" spricht Marc Friedrich über seine Einschätzungen zur Corona-Krise.

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•Ungewisser Ausgang der Corona-Pandemie
• Lieferketten brechen zusammen
• Geld bleibt weiterhin billig

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Für viele Anleger waren die letzten Tage und Wochen nicht besonders erfreulich. Immer noch weiß niemand, wie lange die Pandemie dauern wird und wie stark die Weltwirtschaft am Ende darunter zu leiden hat. Das ruft Crash-Propheten wie Marc Friedrich auf den Plan.

Kein baldiges Ende in Sicht

Die Bundesregierung hat ein milliardenschweres Konjunkturpaket auf den Weg gebracht. Mit dem Kurzarbeitergeld sollen Arbeitsplätze geschützt und der Mittelstand mit schnellen Soforthilfen über Wasser gehalten werden. Doch Friedrich geht nicht davon aus, dass diese Maßnahmen ausreichen: "Ich würde es mir wünschen, aber ich denke nicht. Wenn innerhalb der nächsten zwei bis vier Wochen ein Gegenmittel gegen das Coronavirus gefunden wird oder auf wundersame Art und Weise das Virus gestoppt wird, dann wäre dies eventuell möglich, aber die Chancen schwinden mit jedem Tag. Parallel steigert sich der Rattenschwanz an Kollateralschäden in Milliardenhöhe."

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Vor allem die Automobilindustrie ist vom Stillstand der Weltwirtschaft hart getroffen. Bei fast allen Autobauern stehen die Produktionsbänder seit längerem still und auch die internationalen Lieferketten sind stark unter die Räder gekommen. "Selbst wenn wir in zwei bis drei Wochen wieder in Normalbetrieb übergehen würden, wissen wir nicht, welche Unternehmen noch da sind, wie die Lieferketten beschädigt sind und wie unsere Partnerländer sich entwickeln", hält Friedrich fest.

"Wir sind in einer Rezession"

In den USA steigen die Arbeitslosenanträge auf Rekordhöhe an und auch in China gehen Beobachter davon aus, dass die Arbeitslosenzahlen rasant steigen werden. Die Aktienmärkte befinden sich seit Wochen auf einer Berg- und Talfahrt. Analysten verzichten inzwischen auf Vorhersagen, wie beispielsweise zur Entwicklung des S&P 500. "Wir sind in einer Rezession und sind schon in einer Deflation. Wenn daraus eine globale Depression werden sollte mit vielen Arbeitslosen, dann haben wir das Ende der Fahnenstange in den Aktienmärkten noch nicht gesehen. Dann ist auch ein DAX unter 5.000 Punkten möglich - oder sogar tiefer", blickt Marc Friedrich in die Zukunft.

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Tatsächlich erheben sich immer wieder warnende Stimmen, welche die Auswirkungen der aktuellen Krise mit der großen Depression von 1929 vergleichen. Der internationale Währungsfond (IWF) schätzt, dass die Weltwirtschaft in diesem Jahr um drei Prozent und in Deutschland um sieben Prozent schrumpfen wird. Diese Schätzungen sind allerdings nach wie vor mit großer Unsicherheit behaftet. Alles hängt davon ab, wie schwer und wie lange die Pandemie Spuren hinterlassen wird und wie erfolgreich die Maßnahmen der Gesundheits- und Wirtschaftspolitik sein werden.

Das Notenbankexperiment ist gescheitert

Seit der Finanzkrise 2008 flutet die Europäische Zentralbank (EZB) die Märkte mit billigem Geld. Bis zum Jahresende will die EZB zusätzliche Anleihenkäufe in Höhe von 120 Milliarden Euro tätigen und den Leitzins bei 0,0 Prozent belassen. Bereits seit März 2016 liegt er auf diesem Rekordtief. "Wir haben die Probleme nicht gelöst, sondern lediglich mit einem historischen Notenbankexperiment aus niedrigen Zinsen und unglaublich viel Geld in die Zukunft verschoben, wo sie sich weiter aufgestaut und potenziert haben. […] Jetzt werden wir grandios scheitern, weil wir 2008 nicht den Mut hatten, dem System den Stecker zu ziehen", resümiert Marc Friedrich.

Felix Spies / Redaktion finanzen.net

Bildquellen: Hans RW Goksoyr / Shutterstock.com, BEST-BACKGROUNDS / Shutterstock.com

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