DoorDash: Tritt der US-Essenslieferdienst nun in den europäischen Markt ein?
Im vergangenen Jahr feierte DoorDash sein Börsendebüt. Nun schaut sich der US-Essenslieferdienst offenbar auf dem europäischen Markt nach möglichen Übernahmezielen um.
Werte in diesem Artikel
• US-Essenslieferdienst feierte im Dezember 2020 starkes Börsendebüt
• DoorDash kann von Corona-Pandemie profitieren - bei Öffnungen Rückgang des Geschäfts erwartet
• DoorDash auf dem Weg nach Europa?
Im vergangenen Dezember wagte der US-Essenslieferdienst DoorDash, mit Sitz in San Francisco, den Sprung aufs Börsenparkett. Die Aktien notierten am ersten Handelstag in der Spitze bei 195,50 US-Dollar und damit um mehr als 90 Prozent über dem Ausgabepreis von 102 US-Dollar - zum Handelsende stand noch ein Zuwachs von 85,79 Prozent auf 189,51 US-Dollar an der Tafel. In den darauffolgenden Monaten ging es für das Papier an der NYSE auf und ab. Aktuell notiert das Papier bei 122,76 US-Dollar (Stand: Schlusskurs vom 6. Mai 2021) - seit dem Börsengang im Dezember ging es für die DoorDash-Aktie also um etwa 35 Prozent runter. Dabei dürfte auch ein vorsichtiger Ausblick hinsichtlich Öffnungen der Wirtschaft bei einer Besserung der Corona-Lage belastet haben.
Corona-Pandemie verleiht DoorDash Rückenwind
Im Februar verkündete DoorDash Zahlen für das abgelaufene vierte Quartal 2020. In diesem konnte das Unternehmen ein Wachstum bei den Bestellungen von 233 Prozent im Vergleich zum Vorjahresquartal auf 273 Millionen verzeichnen. Der Umsatz stieg um 226 Prozent auf 970 Millionen US-Dollar. Der Nettoverlust belief sich auf 312 Millionen US-Dollar, nach 134 Millionen US-Dollar im vierten Quartal 2019. Das bereinigte EBITDA lag bei 94 Millionen US-Dollar, im Vergleich zu einem Minus von 103 Millionen US-Dollar im Vorjahreszeitraum.
In seinem Quartalsbericht nannte DoorDash als eine der aktuellen Herausforderungen Obergrenzen für die Gebühren, die das Unternehmen den Restaurants berechnen kann. Um für einen Ausgleich zu sorgen, habe das Unternehmen in einigen Märkten begonnen, zusätzliche Verbrauchergebühren einzuführen. Zudem rechne DoorDash damit, dass - nachdem die Corona-Pandemie im Jahr 2020 dem gesamten Online-Handel Rückenwind verlieh - mit der Wiedereröffnung von Restaurants, Rückgänge hinsichtlich Kundenbindung und durchschnittlichem Bestellwerten einhergehen werden.
DoorDash auf dem Weg nach Europa?
DoorDash, das auch in Kanada und Australien tätig ist, verfügt laut Bloomberg Second Measure über 55 Prozent des Marktanteils bei der Lieferung von Lebensmitteln in den USA. Im August 2020 sei das Unternehmen Partnerschaften mit Ketten wie Meijer und Wegmans eingegangen und habe damit erstmals den Markt mit Lebensmittellieferungen in den USA betreten. In Europa ist DoorDash bisher noch nicht vertreten - das könnte sich nun aber ändern.
Nach Angaben von mit der Angelegenheit vertrauten Personen habe das Unternehmen nach privaten Informationen gefragt, um mögliche Ziele für die Lieferung von Lebensmitteln in Europa zu ermitteln, berichtet Bloomberg. Dabei habe das Unternehmen ein Auge auf Deutschland und das Vereinigte Königreich geworfen. Doch ein Übernahmeziel sei nur eine Möglichkeit eines Markteintritts in Europa. Wie die mit der Sache vertrauten Personen sagten, könnte DoorDash auch beschließen, keinen Deal zu machen und alleine den Schritt auf den europäischen Markt zu wagen. Ein Vertreter von DoorDash lehnte laut Bloomberg eine Stellungnahme ab.
Konsolidierung am Markt
Wie Bloomberg berichtet, sei Europa zu einer Wiege für Startups geworden, die Variationen kleinerer Lebensmittelbestellungen anbieten, während Großbritannien seit langem Marktführer bei größeren wöchentlichen Lieferungen sei. Der Sektor der Lebensmittellieferung habe sich konsolidiert, da die Unternehmen um Marktanteile kämpften. "Es war unvermeidlich, dass Bewertungsarbitrage und Lebensmittel ein Faktor für die nächste Welle der Sektorkonsolidierung sein würden", zitiert Bloomberg Giles Thorne, Analyst bei Jefferies, aus einer Mitteilung an Kunden.
In Großbritannien hat Deliveroo Ende April eine zweijährige Partnerschaft mit dem Lebensmittelhändler Waitrose verkündet. Die Anzahl der Waitrose-Shops im Deliveroo-Lieferservice soll im Zuge dieser Partnerschaft bis Ende des Sommers auf 150 Geschäfte im ganzen Land ausgeweitet werden - den deutschen Markt hatte Deliveroo 2019 aufgegeben. Dieser wird derweil von Just Eat Takeaway.com dominiert. Das niederländische Unternehmen Takeaway.com hatte bereits 2014 Lieferando übernommen, 2019 Lieferheld, pizza.de und Foodora von Delivery Hero gekauft und 2020 den britischen Rivalen Just Eat übernommen. Im vergangenen Sommer verkündete Just Eat Takeaway.com, den US-Rivalen GrubHub für 7,3 Milliarden US-Dollar zu schlucken - auch Uber wurde als möglicher Käufer gehandelt, kam aber nicht zum Zug. Nicht einmal einen Monat später gab Uber bekannt, sein Geschäft mit Essenslieferungen durch die Milliarden-Übernahme des US-Startups Postmates auszubauen.
Erst vor Kurzem kündigte Uber außerdem an, seinen Essenslieferdienst Uber Eats nach Deutschland zu bringen. Starten soll Uber Eats zunächst in Berlin. Auch das finnische Startup Wolt, das inzwischen in 23 Ländern agiert, ist in Deutschland bereits in den Städten Berlin, München, Frankfurt und Hannover vertreten und hat weitere Expansionspläne, für die es im Januar im Rahmen einer Finanzierungsrunde 530 Millionen US-Dollar eingesammelt hat.
Bleibt abzuwarten, ob mit DoorDash tatsächlich noch ein weiterer kapitalstarker Wettbewerber in den bereits sehr vollen Markt für Essenslieferungen in Europa eintritt.
Redaktion finanzen.net
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Bildquellen: Tibrina Hobson/Getty Images for Los Angeles Times Food Bowl
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