Wells Fargo kappt Chef-Boni in Höhe von 41 Millionen Dollar

"Ich übernehme die volle Verantwortung für die unethischen Verkaufspraktiken", sagte Wells Fargo-Vorstandschef John Stumpf unlängst bei einer Befragung durch den US-Bankenausschuss. Senatorin Elizabeth Warren, die den Banker befragte, waren diese Aussagen nicht genug. Sie hakte nach und empfahl Stumpf letztendlich: "Sie sollten zurücktreten."

Wells Fargo setzt den Boni-Rotstift an

Den Rücktritt ist Stumpf bislang trotz harscher Kritik schuldig geblieben. Doch wie nun bekannt wurde, muss der Vorstandschef sich von seinem dekadenten Bonus in Höhe von 41 Millionen Dollar verabschieden. 41 Millionen Dollar - so viel sind die Aktienoptionen wert, die Stumpf als Gehaltsbestandteile der vergangenen Jahre eigentlich noch zustehen. Wells Fargo hat dennoch den Rotstift angesetzt. Das Direktorium der Bank entschied am Mittwoch, die 41 Millionen Dollar in Aktien würden mit sofortiger Wirkung einbehalten. Neben dem Vorstandschef wurde auch der ehemaligen Privatkundenchefin Carrie Tolstedt der Bonus gestrichen. Sie muss damit auf 19 Millionen Dollar verzichten. Im Gegensatz zu Stumpf hat Tolstedt jedoch inzwischen ihre Kündigung eingereicht.

Wells Fargo als größte Bank der Welt - das war einmal

Der Skandal hat Wells Fargo auch den Titel der größten Bank der Welt nach Börsenwert gekostet. 2015 hatte das Bankhaus die chinesische ICBC dank der Übernahme des Rivalen Wachovia als größte Bank der Welt nach Börsenwert überholt. In den letzten Wochen bröckelte der Vorsprung von Wells Fargo jedoch im Zuge des Skandals zusehends, sodass das Geldhaus diesen Status inzwischen wieder verloren hat.

Herber Karriererückschlag für Stumpf

Für John Stumpf, der inzwischen fast 35 Jahre bei Wells Fargo ist und seit 2007 an der Spitze des Instituts steht, sind die Querelen in Folge des Skandals ein herber Rückschlag. Mit der Streichung des Bonus‘ verliert Stumpf, dem "Wall Street Journal" zufolge etwa ein Viertel dessen, was der Vorstandschef in seiner kompletten Wells-Fargo-Karriere verdient hat. Das Blatt beruft sich dabei auf eine Untersuchung des Personalberaters Overture Group.

Wells Fargo zieht Konsequenzen

Wells Fargo hat inzwischen reagiert und auch die Verkaufsziele neu ausgerichtet. Anfang September stimmte das Bankhaus einer Strafe in Höhe von 185 Millionen Dollar zu. Außerdem hat Wells Fargo auch bei den eigenen Angestellten kräftig durchgegriffen und 5.300 Mitarbeitern wegen unangemessenem Verhalten gekündigt. Den geschädigten Kunden wurden bis dato 2,6 Millionen Dollar an Gebühren erstattet.
Einige Wells Fargo-Angestellte hatten ohne die ausgesprochene Erlaubnis der Kunden Millionen von Bankkonten eröffnet und auch Online-Banking-Aktivitäten vorgegeben, um auf diesem Weg die Verkaufsziele zu erreichen, die Wells Fargo vorgegeben hatte.

Redaktion finanzen.net