Ifo-Chef Sinn sieht Grenze der Energiewende erreicht
Der Chef des Münchner ifo-Instituts, Hans-Werner Sinn, sieht den Ausbau der erneuerbaren Energien in Deutschland bereits jetzt an seine Grenzen stoßen.
Sinn führt das auf fehlende Stromspeicher zurück. "Die Energiewende hat das mögliche Maß bereits erreicht", sagte der bekannte Wirtschaftsprofessor am Mittwoch bei einer Fachkonferenz in Berlin.
Der ifo-Präsident warnte vor ausufernden Kosten des weiteren Ausbaus von Solar- und Windkraft. Laut seinen Berechnungen müssten in Deutschland mindestens 500 Pumpspeicherkraftwerke gebaut werden, um die Schwankungen bei der Stromproduktion aus Windrädern und Solaranlagen halbwegs auszugleichen. Derzeit verfügt Deutschland über 35 Pumpspeicherkraftwerke. "Das eine geplante Pumpspeicherwerk am Jochberg ruft aber die Bauern mit der Sense hervor", sagte Sinn.
Der Idee, Elektroautos als Stromspeicher einzusetzen, erteilte er als PR-Gag eine Absage. In Deutschland müssten nach ifo-Zahlen 159 Millionen BMW i3 auf die Straßen kommen, um genügend Strom zu speichern.
Auch die Umwandlung von elektrischer Energie in Gas, das dann bei Bedarf im Gaskraftwerk wieder zu Strom umgewandelt wird, sieht Sinn als teure Alternative. Der Ökonom bezifferte die Kosten auf 24 Cent je Kilowattstunde, während der Import von Gas aus Russland nur mit etwas mehr 3 Cent zu Buche schlage. "Dann wird es schnell sehr teuer", warnte Sinn.
Für ihn sind die vom Bundesumweltministerium veranschlagten 1 Billion Euro für die Umstellung auf eine grüne Energieversorgung eine gewaltige Wette mit ungewissem Ausgang. Es drohe die reale Gefahr, dass Deutschland seinen Wohlstand verspiele.
Widerspruch kam vom Vorsitzenden des Sachverständigenrates für Umweltfragen, Martin Faulstich. Der Berater der Bundesregierung ist ein Anhänger der Energiewende und setzt darauf, dass Stromspeicher in den nächsten Jahren immer besser, kleiner und billiger werden. "Wer hätte vor 20 Jahren gedacht, dass man heute mit seinem Smartphone mit der ganzen Welt kommunizieren kann", sagte Faulstich bei der gleichen Fachtagung.
Aktuell kommt hierzulande ein Viertel des Stroms aus Erneuerbaren Energien. Bis 2050 sollen es 80 Prozent sein.
DJG/chg/brb
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