Wird GameStop unter der Führung von Ryan Cohen zum nächsten Berkshire Hathaway?
Der Vorstand von GameStop setzt auf eine neue Investmentpolitik. Damit könnte das Kerngeschäft des US-Videospielhändlers vor einer dramatischen Änderung stehen.
Werte in diesem Artikel
• GameStop verfolgt neue Investmentpolitik
• Steht nun ein radikaler Strategie-Wechsel bevor?
• GameStop könnte sich in eine Holdinggesellschaft wie Berkshire Hathaway umwandeln
Das Kräftemessen zwischen professionellen Leerverkäufern und organisierten Kleinanlegern im Januar 2021 dürfte den meisten Anlegern noch gut im Gedächtnis sein. Im Rahmen dieses Shortselling-Kriegs hatten sich viele private Kleinanleger über Reddit und andere Internet-Foren mobilisiert und mit konzertierten Käufen die Kurse von stark geshorteten Aktien, wie etwa des US-Videospielhändlers GameStop, künstlich in die Höhe getrieben. Damit sorgten sie bei einigen Hedgefonds, die hingegen auf fallende Kurse spekulierten und deshalb auf dem falschen Fuß erwischt wurden, für hohe Verluste bis hin zum Beinahe-Ruin.
Krise bei GameStop
Dabei war es eigentlich nicht verwunderlich, dass sich Shortseller auf GameStop eingeschossen hatten, schließlich steckte das Unternehmen aufgrund eines veränderten Verhaltens der Gamer schon länger in einer Krise, die durch den Ausbruch der Corona-Pandemie noch schlimmer wurde. Seit etwa zwei Jahren arbeitet GameStop deshalb daran, sich vom angestaubten und schwächelnden Geschäftsmodell einer klassischen Einzelhandelskette für Computerspielbedarf zu verabschieden und zu einem modernen Technologie-Anbieter für Online-Gamer zu werden. Dieser Umbau von einer Ladenkette hin zu einem Technologieunternehmen mit Schwerpunkt auf E-Commerce wurde initiiert durch den aktivistischen Investor Ryan Cohen, der schon lange bevor Kleinanleger in Reddit-Foren die Aktie für sich entdeckt haben, in das kriselnde Unternehmen investiert hat.
Strategie-Wechsel
Ryan Cohen hat Mitte 2020, und damit noch vor dem "Meme"-Hype, einen beträchtlichen Teil der GameStop-Aktien erworben und diese Beteiligung anschließend stetig vergrößert, bis er über seine Risikokapitalfirma RC Ventures zum größten Einzelaktionär des Videospielhändlers wurde. Als solcher begleitete er die Sanierung bei GameStop aktiv und übernahm im September 2023 sogar das Amt des CEO.
Unter seiner Führung geht GameStop nun noch einen Schritt weiter und änderte auch die Investitionspolitik. So wurde es Cohen und seinem Managementteam gestattet, künftig auch in Aktien sowie ein breites Spektrum anderer börslicher oder außerbörslicher Finanzinstrumente zu investieren, wogegen sie zuvor auf kurzfristige, festverzinsliche Wertpapiere mit Investment-Grade-Rating wie z.B. US-Staatsanleihen oder Einlagenzertifikate beschränkt waren. Laut "TheStreet" ist es sehr wahrscheinlich, dass Cohen im Jahr 2024 das beträchtliche Barvermögen von GameStop in Höhe von fast einer Milliarde US-Dollar einsetzen wird, um in Aktien anderer Unternehmen zu investieren, so wie er es auch schon bei RC Ventures tut.
Dabei bleibt es Cohen gestattet - entweder persönlich oder über angeschlossene Investmentvehikel wie RC Ventures - auch in dieselben Unternehmen wie GameStop zu investieren. Denn es wurde die Übereinstimmung der Interessen von GameStop und Ryan Cohen als ihrem Hauptaktionär betont.
Warren Buffett als Vorbild
Diese Änderung der Investitionspolitik könnte signalisieren, dass GameStop seine Barreserven künftig für Kapitalbeteiligungen statt für sein Kerngeschäft mit Videospielen und Sammlerstücken ausgeben will. Bei "TheStreet" geht man davon aus, dass sich GameStop vom Einzelhandelsgeschäft abwenden wird und hält diesen strategischen Wechsel für klug, angesichts der harten Konkurrenz die stationären Einzelhändlern durch die Digitalisierung physischer Medien sowie durch E-Commerce-Riesen erwachsen ist.
Damit könnte Cohen dem Beispiel seines Vorbilds Warren Buffetts folgen. Dieser wandelte Berkshire Hathaway, nachdem er das Unternehmen übernommen hatte, von einem Textilhersteller in eine Holdinggesellschaft mit Investitionen in verschiedenen Segmenten um und gilt inzwischen als einer der erfolgreichsten Investoren aller Zeiten.
Redaktion finanzen.net
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