Strafzölle im Fokus

Aktien, Anleihen oder Devisen? Das rät ein Analyst Anlegern bei dem Droh-Szenario "Handelskrieg"

19.06.18 16:23 Uhr

Aktien, Anleihen oder Devisen? Das rät ein Analyst Anlegern bei dem Droh-Szenario "Handelskrieg" | finanzen.net

Donald Trumps protektionistische Politik betrachten viele Anleger mit Sorge. Insbesondere die von den USA verhängten Strafzölle, die einen möglichen Handelskrieg nach sich ziehen könnten, könnten nicht nur die Weltwirtschaft sondern auch die Finanzmärkte empfindlich treffen.

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Im Handelsstreit zwischen den USA und dem Rest der Welt ist US-Präsident Donald Trump einen folgenschweren Schritt gegangen und hat Importsteuern von 25 Prozent auf Stahl und zehn Prozent auf Aluminium verhängt. Mit dieser Entscheidung hat Trump den Unmut vieler Länder der EU und Kanadas auf sich gezogen, die Klage bei der Welthandelsorganisation eingereicht und mögliche Vergeltungszölle angekündigt haben.

Unterdessen hat auch der Konflikt mit China eine neue Eskalationsstufe erreicht: Die chinesische Regierung kündigte Vergeltung an, kurz nachdem das Weiße Haus die Prüfung von weiteren Zöllen in Höhe von zehn Prozent auf chinesische Waren im Wert von 200 Milliarden US-Dollar in Auftrag gab.

Für Anleger stellt sich angesichts der aktuellen Entwicklungen die Frage, wie sie sich bei einem möglichen Szenario "Handelskrieg" positionieren sollen. Kevin Muir, Marktstratege und Autor des bekannten Blogs "The Macro Tourist", hat sich die möglichen Folgen der protektionistischen Politik von US-Präsident Donald Trump näher angeschaut und hat einen Rat für unsichere Anleger.

Aktien oder Anleihen?

Wie Muir in seinem Blog erklärte, seien die Folge der protektionistischen US-Politik alles andere als eindeutig. "Ich habe keine Ahnung, wie ein Handelskrieg die Finanzmärkte beeinflussen würde. In der Realität würde man wohl sagen: ‚Das kommt darauf an‘ ", so der Experte. Dass Handelskriege steigende Preise nach sich ziehen, sei unbestritten. Ob dies aber zu steigenden oder fallenden Aktienkursen führe, hängt seiner Meinung nach primär davon ab, wie die Reaktion der Notenbank ausfalle. Sollten die Währungshüter daran interessiert sein, den Geldwert langfristig stabil zu halten, würde eine Anhebung der Zölle mit einem Anstieg der Leitzinsen einhergehen, so Muir. Es stelle sich also insbesondere die Frage, ob die Notenbank in den verhängten Strafzöllen eine Entwicklung sieht, die höhere Zinsen nach sich ziehen muss.

Doch Leitzinsanhebungen stehen für die kommenden Monate ohnehin auf dem Plan der Federal Reserve. Muir glaubt daher nicht, dass sich Fed-Chef Powell von seinem Zeitplan abbringen lässt, falls sich die Wirtschafts- oder Finanzlage der USA nicht dramatisch ändert. "Wenn ich recht habe, werden Trumps Strafzölle keinen Einfluss auf die Geldpolitik haben. Daher werden seine Zölle inflationär sein", argumentiert der Experte.

Vor diesem Hintergrund würde er daher dazu raten, Aktien zu kaufen und Anleihen zu verkaufen.

Shortet den Dollar

Dies setze allerdings voraus, dass die USA in der Lage sind, die Situation zu kontrollieren. Denn Trumps protektionistische Politik bringe noch weitere Folgen mit sich. "Wenn Trump darauf beharrt, alle Handelsdefizite der USA durch protektionistische Handelspolitik zu beseitigen, beschleunigt er die Aufgabe des US-Dollars als Weltleitwährung". Schließlich sei die Nation mit der Leitwährung "fast per definitionem" in den roten Zahlen, erklärt Muir. Eine Aufgabe der Weltleitwährung würde den US-Dollar schwächen - und bietet zeitgleich eine Handelsoption für Finanzmarktakteure: "Beginnen Sie, den Dollar zu shorten", rät der Experte. "Manchmal sind die besten Verkäufe die, bei denen man einer der wenigen Verkäufer ist".

Dieser Rat basiere allerdings auf der Annahme, dass die Märkte unaufgeregt auf Trumps jüngste Schritte reagieren und diese als Taktik einordnen, im Rahmen derer er bald zurückrudern wird, so Muir weiter.

Doch zwischenzeitlich macht sich an den Parketts Panik breit: Sowohl die Börsen in Asien als auch die Märkte in Europa und den USA reagieren mit Abschlägen auf die neuesten Entwicklungen.

Redaktion finanzen.net

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