DIW: Deutsches BIP schrumpft im ersten Quartal um 3 Prozent
Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) erwartet angesichts des Corona-Lockdowns für das erste Quartal einen deutlichen Rückgang des deutschen Bruttoinlandprodukts.
Die Wirtschaft dürfte von Januar bis März um 3 Prozent schrumpfen nach einer Stagnation im Schlussquartal 2020.
"Insbesondere im Dienstleistungsbereich sinkt die Wertschöpfung deutlich und liegt weit unter der des vergangenen Sommers - und selbst damals war das Vor-Corona-Niveau noch ein ganzes Stück entfernt", sagte DIW-Konjunkturchef Claus Michelsen. "Derzeit gehen wir davon aus, dass der harte Lockdown bis Ende Februar aufrechterhalten und dann allmählich aufgehoben wird - und das ist das optimistische Szenario. Vor der deutschen Wirtschaft liegt also ein langer und steiniger Weg, bevor sie wieder wachsen kann."
Ein längerer Lockdown würde das Wachstum im ersten Quartal weiter belasten, sich vor allem aber auf das zweite Quartal negativ auswirken, erwartet das DIW. Lasse sich indes das Infektionsgeschehen eindämmen, bestehe die Hoffnung auf eine rasche Erholung, wie sie auch im dritten Quartal des vergangenen Jahres eingesetzt habe.
"Die neuerlichen Lockdowns haben jedoch die Substanz vieler Unternehmen weiter verschlechtert, was das Risiko einer Insolvenzwelle - zumindest in den besonders betroffenen Branchen - erhöht" so das Fazit des DIW.
Konjunkturbarometer noch vergleichsweise hoch
Das DIW-Konjunkturbarometer stehe mit aktuell 113 Punkten dennoch vergleichsweise gut da, obwohl es im Vergleich zum dritten Quartal um 17 Punkte gefallen sei. Allerdings betonte das DIW, dass es als statistisches Modell, das vor allem langfristige Zusammenhänge erfasse, die Lage überschätze. Vor allem die nach wie vor robuste Industriekonjunktur täusche.
Die Unternehmen sind laut DIW auf die aktuelle Situation wohl besser vorbereitet gewesen als während des ersten Lockdowns im Frühjahr vergangenen Jahres und können daher weiter produzieren. Lieferketten scheinen bislang nicht so gravierend gestört und die Exportnachfrage ist nicht eingebrochen. Amtliche Zahlen zur Industrieproduktion liegen allerdings nur bis November vor, als lediglich der "Lockdown light" in Kraft war.
Bis dahin hatte sich die ausländische Nachfrage günstig entwickelt und auch die Kfz-Produktion, die im vergangenen Jahr besonders getroffen war, wurde ausgeweitet. Vorzieheffekte aufgrund des vorübergehend reduzierten Mehrwertsteuersatzes dürften ebenfalls eine Rolle gespielt haben.
Die anhaltenden Einschränkungen würden nach und nach aber wohl auch die Industrie beeinträchtigen, erklärt Simon Junker, DIW-Experte für Deutschland: "Insbesondere in der Automobilindustrie hat sich die Stimmung jüngst merklich eingetrübt."
DJG/aat/hab
BERLIN (Dow Jones
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