Steigende Kosten

Vitesco-Aktie dreht klar in die Gewinnzone: Vitesco geht vorsichtig ins Jahr

25.03.22 15:38 Uhr

Vitesco-Aktie dreht klar in die Gewinnzone: Vitesco geht vorsichtig ins Jahr | finanzen.net

Der Autozulieferer Vitesco gibt sich für das neue Jahr wegen des Chipmangels und steigender Kosten vorsichtig.

Zwar dürfte sich die Knappheit bei Halbleitern im zweiten Halbjahr langsam normalisieren, hieß es am Freitag von dem Antriebsspezialisten aus Regensburg. Dennoch werde die Situation zunächst noch die Produktion belasten. Das Management rechnet zudem mit massiv steigenden Kosten, unter anderem für Material und Löhne. Für die Vitesco-Aktie ging es am Morgen zunächst klar abwärts, dann fing sich das Papier aber wieder.

Insgesamt will das im SDAX notierte Unternehmen deutlich von einem steigenden Produktionsvolumen in der Autoindustrie und dem Trend zu Elektroantrieben profitieren. Effekte aus dem Ukraine-Krieg hat Vitesco in seinem Ausblick noch nicht berücksichtigt. Die Entwicklung sei nicht abschließend abschätzbar, sagte Vorstandschef Andreas Wolf.

"Bisher rechnen wir für das Geschäftsjahr 2022 sowohl in unseren Kernmärkten als auch global mit einer moderaten Erholung der Produktion von Pkw und Nutzfahrzeugen", sagte der Firmenlenker. In Europa und Nordamerika kalkuliert Vitesco mit einem Anstieg des Produktionsvolumens von Pkw und leichten Nutzfahrzeugen im Rahmen von 15 bis 19 Prozent. In China hingegen dürfte die Produktion laut den Erwartungen des Unternehmens lediglich um bis zu 2 Prozent zulegen oder im ungünstigen Fall stagnieren. Die Annahmen seien insgesamt zu optimistisch, meint jedoch Branchenexperte David Lesne von der Schweizer Großbank UBS.

Der Analyst geht auch davon aus, dass die Markterwartungen für das operative Ergebnis nun spürbar um bis zu ein Fünftel sinken könnten. Denn Finanzchef Werner Volz erwartet für dieses Jahr eine um Sondereffekte bereinigte Ergebnismarge vor Zinsen und Steuern von 2,2 bis 2,7 Prozent. Das ist weniger, als Experten im Schnitt auf dem Zettel hatten.

Volz schätzt gleichzeitig den Anstieg der Bruttokosten auf einen mittleren dreistelligen Millionen-Betrag. Vitesco plane jedoch, so viel wie möglich davon an die Autobauer weiterzugeben, sagte er.

Die Vitesco-Aktie war am Morgen einer der größten Verlierer im Kleinwerte-Index SDAX. Zuletzt lag das Papier wieder mit einem Prozent im Plus bei 35,70 Euro. Der Autozulieferer Continental hatte das Unternehmen im September via Spin-Off abgespalten. Der erste Kurs lag damals bei 59,80 Euro. Nach einer zwischenzeitlichen Flaute notierte die Aktie Mitte Januar wieder über der 50-Euro-Marke. Mit dem Börsenabsturz infolge des russischen Angriffs auf die Ukraine sackte der Kurs aber deutlich ab. An der Börse wird Vitesco aktuell mit gut 1,4 Milliarden Euro bewertet.

Den Umsatz will Vitesco von 8,35 Milliarden Euro im vergangenen Jahr auch dank weiter anziehender Geschäfte mit Elektrifizierungsprodukten auf 8,6 bis 9,1 Milliarden steigern. Von den 11,2 Milliarden Euro an Auftragseingängen entfielen bereits knapp 5,1 Milliarden auf E-Teile. Im Auftragsbestand stehen die Elektrokomponenten für ein Drittel der abzuarbeitenden Bestellungen insgesamt. Im März kam ein Großauftrag über 2 Milliarden Euro noch hinzu.

Von den 2 Milliarden Euro Umsatz, die sich das Management in der Sparte Electrification Technology für 2025 verspricht, seien bereits 90 Prozent durch Aufträge unter Dach und Fach, sagte Wolf. Die Sparte konzentriert sich im engeren Sinne auf Hochvoltelektronik, E-Antriebe und Batterietechnik.

Für Investoren ist wichtig, wie schnell Vitesco mit dem Elektrogeschäft Gewinn machen kann. Wolf will hier im Jahr 2024 die operative Gewinnschwelle erreichen. Die Sparte wuchs 2021 aus eigener Kraft - sprich ohne Wechselkursschwankungen und Übernahmen - um knapp 45 Prozent. Die bereinigte operative Marge verbesserte sich zwar spürbar, aber immer noch macht das Unternehmen hier einen operativen Verlust in der Höhe von fast der Hälfte des Umsatzes.

Das Unternehmen hatte bereits Eckdaten für das vergangene Jahr vorgelegt. So stieg der Umsatz um 4 Prozent. Das bereinigte operative Ergebnis drehte nach einem Verlust von 94,5 Millionen Euro auf einen Betriebsgewinn von 148,6 Millionen Euro, die entsprechende Marge lag bei 1,8 Prozent. Unter dem Strich fiel allerdings ein Nettoverlust von 122 Millionen Euro an. Im Vorjahr hatte das Minus mit 376,7 Millionen Euro aber noch deutlich höher gelegen. Eine Dividende soll es nicht geben.

Vitesco hatte zwar für das vierte Quartal einen positiven Bucheffekt aus Wertaufholungen in Höhe von 120 Millionen Euro vermeldet. Allerdings musste das Unternehmen auch eine Rückstellung über 80 Millionen Euro im Zusammenhang mit Untersuchungen gegen die ehemalige Konzernmutter im Dieselskandal bilden - gegenüber Conti ist Vitesco hierfür ausgleichspflichtig. Hinzu kamen noch hohe Sonderkosten für die Abspaltung und den Börsengang.

Finanzchef Volz blieb im Gespräch mit der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX auch zurückhaltend, einen Nettogewinn in Aussicht zu stellen. In diesem Jahr stünden noch Belastungen aus der Trennung von Conti an, zudem könnten Umbauten noch mit Restrukturierungskosten zu Buche schlagen, räumte er ein. Das Management erwartet insgesamt eine Belastung durch Sondereffekte in Höhe von 100 bis 150 Millionen Euro.

UBS belässt Vitesco auf 'Buy' - Ziel 80 Euro

Die Schweizer Großbank UBS hat die Einstufung für Vitesco nach endgültigen Jahreszahlen und einem Ausblick für 2022 auf "Buy" mit einem Kursziel von 80 Euro belassen. Die 2022er-Zielsetzung des Autozulieferers für das operative Ergebnis habe die Markterwartung verfehlt, obwohl noch keine Auswirkungen durch den Krieg in der Ukraine berücksichtigt seien, schrieb Analyst David Lesne in einer am Freitag vorliegenden Studie. Seiner Einschätzung nach sind die darin enthaltenen Marktannahmen von Vitesco zu optimistisch.

Vitesco-Aktie schüttelt Verluste ab

Die Aktien von Vitesco haben am Freitag nach zunächst deutlichen Verlusten ins Plus gedreht. Am Nachmittag stiegen sie nach einem Tief am Morgen von 33,30 Euro im erweiterten Favoritenkreis des Nebenwerteindex SDAX um 3,5 Prozent auf 36,60 Euro. Damit konnten sie sich über der 21-Tage-Linie fangen.

Der Autozulieferer plant für das neue Jahr wegen des Chipmangels und steigender Kosten vorsichtig. Das Unternehmen geht von einer um Sondereffekte bereinigten Ergebnismarge vor Zinsen und Steuern von 2,2 bis 2,7 Prozent aus. Der Umsatz soll von 8,35 Milliarden im vergangenen Jahr auf 8,6 bis 9,1 Milliarden Euro steigen.

Analyst David Lesne von der schweizerischen Bank UBS rechnet nun mit sinkenden Markterwartungen. Auch Experte Philipp Konig von der Investmentbank Goldman Sachs verwies auf den überraschend schwachen Margenausblick. Positiv hob er im Gegenzug aber einen soliden Auftragseingang mit Blick auf das Geschäft rund um Teile für Elektroautos hervor.

Der Aktienkurs von Vitesco war in den letzten Monaten schon stark gefallen. Der Autozulieferer Continental hatte das Unternehmen im September via Spin-Off abgespalten. Der erste Kurs lag bei 59,80 Euro.

Anschließend ging es abwärts. Mit dem Börsenabsturz infolge des russischen Angriffs auf die Ukraine sackte der Kurs nochmals deutlicher ab, bis auf 25,65 Euro Anfang März. Seither hat er sich um mehr 40 Prozent erholt.

REGENSBURG / FRANKFURT (dpa-AFX)

Bildquellen: Vitesco Technologies

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