Lufthansa schlägt mit Rekordgewinn die Erwartungen - Ausblick wird konkreter
Die Lufthansa steuert nach einem Rekordergebnis im zweiten Quartal auf eines der drei lukrativsten Jahre ihrer Geschichte zu.
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Dank guter Nachfrage und höherer Ticketpreise rechnet Vorstandschef Carsten Spohr im Tagesgeschäft (bereinigtes Ebit) jetzt mit einem Gewinn von mindestens 2,6 Milliarden Euro. Nur 2017 und 2018 - rund um die Pleite der kleineren Rivalin Air Berlin - hatte die Lufthansa noch mehr verdient. Unterdessen bietet der Konzern in diesem Sommer und im Gesamtjahr immer noch weniger Flüge an als im Vor-Corona-Jahr 2019, wie er am Donnerstag in Frankfurt mitteilte.
An der Börse wurden die Neuigkeiten allerdings mit einem Kursrutsch quittiert. Die Lufthansa-Aktie verlor am Morgen mehr als sechs Prozent auf 8,28 Euro und war damit größer Verliererin im MDAX, dem Index der mittelgroßen Werte.
Marktteilnehmer fokussierten sich auf die negativen Aspekte der Zwischenbilanz - darunter den bereinigten freien Barmittelzufluss. Dieser lag mit 589 Millionen Euro nur rund halb so hoch wie von Analysten im Schnitt erwartet. Dies überlagere die positive Überraschung beim operativen Gewinn, erklärte ein Aktienhändler am Morgen. Branchenexperte Harry Gowers von der US-Bank JPMorgan monierte die gestiegenen Kosten des Airline-Konzerns, wertete die Quartalszahlen aber als insgesamt solide.
Mit ihrer konkretisierten Jahresprognose stößt die Lufthansa wieder in frühere Gewinnsphären vor. 2017 hatte der Konzern vor Zinsen, Steuern und Sondereffekten (bereinigtes Ebit) knapp 3 Milliarden Euro verdient, nachdem die bis dahin wichtigste heimische Konkurrentin im August des Jahres Insolvenz angemeldet hatte. Ein Jahr darauf waren es noch gut 2,8 Milliarden Euro.
Nach den Milliardenverlusten aus den Pandemie-Jahren 2020 und 2021 hatte die Lufthansa 2022 operativ immerhin wieder rund 1,5 Milliarden Euro verdient. Für 2023 hatte der Vorstand noch im Mai nur allgemein einen "deutlichen" Anstieg in Aussicht gestellt.
Dass Konzernchef Spohr und Finanzchef Remco Steenbergen jetzt mindestens 2,6 Milliarden Euro anpeilen, liegt auch an glänzenden Geschäften im zweiten Quartal. Da steigerte die Lufthansa ihren Umsatz dank mehr Passagieren und höherer Ticketpreise im Jahresvergleich um 17 Prozent auf knapp 9,4 Milliarden Euro. Der bereinigte operative Gewinn verdreifachte sich nahezu auf knapp 1,1 Milliarden Euro und lag damit so hoch wie noch nie in einem zweiten Quartal. Unter dem Strich blieb ein Gewinn von 881 Millionen Euro und damit dreieinhalbmal so viel wie ein Jahr zuvor.
Hatten die Passagier-Airlines Lufthansa, Swiss, Austrian, Brussels und Eurowings im zweiten Quartal 2022 kurz nach dem Abklingen der Omikron-Welle noch mit insgesamt 86 Millionen Euro in den roten Zahlen gesteckt, verfehlten sie diesmal mit einem bereinigten operativen Gewinn von 965 Millionen Euro nur knapp die Milliardenschwelle. Alle Airlines des Bereichs lieferten schwarze Zahlen ab.
Zwar mussten die Konzern-Airlines im Zuge der Inflation höhere Kosten für Flugsicherung, Flughäfen, Wartung und Ersatzteile schultern, sodass ihre Stückkosten im Jahresvergleich um sieben Prozent stiegen. Allerdings zogen die Ticketpreise - gemessen an den Durchschnittserlösen - sogar um 13 Prozent an und machten die gestiegenen Kosten damit mehr als wett. Im Vergleich zum zweiten Quartal 2019 lagen die Durchschnittserlöse sogar ein Viertel höher.
Unterdessen profitierte die Wartungssparte Lufthansa Technik von der gestiegenen Nachfrage. Ihr bereinigter operativer Gewinn stieg um 39 Prozent auf 156 Millionen Euro und lag damit so hoch wie noch nie in einem zweiten Quartal.
Ganz anders erging es der Frachtsparte Lufthansa Cargo, die den operativen Gewinn des Konzerns im gesamten Vorjahr quasi allein eingeflogen hatte. Denn die Sonderkonjunktur aus den Pandemiejahren mit knappen Kapazitäten und hohen Transportpreisen ist inzwischen sichtbar zu Ende. Im Vergleich zum zweiten Quartal des Vorjahres brach der bereinigte operative Gewinn der Sparte nun von 482 Millionen auf nur noch 37 Millionen Euro ein.
Beim Ausbau des Flugangebots auf das Niveau der Vor-Corona-Zeit kommt die Lufthansa indes langsamer voran als manch andere Airline. Nach 83 Prozent im zweiten Quartal sollen es im wichtigen Sommerquartal von Juli bis September immerhin 88 Prozent sein. Für das Gesamtjahr hat der Vorstand jetzt nur noch 85 Prozent auf dem Zettel. Noch im Mai hatte das Management 85 bis 90 Prozent in Aussicht gestellt.
Unterdessen beginnt unter den Stammpiloten der Lufthansa die Abstimmung über das Verhandlungsergebnis im laufenden Tarifkonflikt. Die Mitglieder der Vereinigung Cockpit (VC) sind zu einem Votum bis zum 10. August aufgerufen, wie Unternehmen und Gewerkschaft am Donnerstag intern ankündigten. Laut VC ist die Zustimmung von mindestens der Hälfte der Stimmberechtigten notwendig, um das Paket anzunehmen. Im anderen Fall würden erneut Streiks drohen./stw/ceb/ngu/jha/
Lufthansa deutlich im Minus - Fokus auf die negativen Aspekte
Die Aktien der Lufthansa sind am Donnerstag im XETRA-Handel auf den tiefsten Stand seit Anfang Januar gerutscht. Zum Handelsschluss verloren sie noch 5,01 Prozent auf 8,38 Euro. Der seit März laufende Abwärtstrend verfestigte sich damit.
Marktteilnehmer fokussierten sich zunehmend auf die negativen Aspekte der vorgelegten Quartalszahlen. Ein Händler sagte, der und den Erwartungen liegende freie Barmittelfluss überlagert die positive Überraschung beim bereinigten operativen Ergebnis.
Die US-Bank JPMorgan hat die Einstufung für Lufthansa nach Quartalszahlen auf "Overweight" mit einem Kursziel von 14,10 Euro belassen. Die Kennziffern der Fluggesellschaft hätten die Erwartungen leicht übertroffen und seien insgesamt solide ausgefallen, schrieb Analyst Harry Gowers in einer am Donnerstag vorliegenden Studie. Die verschlechterte Kostensituation könnte aber den Aktienkurs einbremsen.
Lufthansa bietet Piloten mindestens 25 Prozent mehr Geld an
Die Lufthansa bietet ihrem Cockpit-Personal nach dem mit der Pilotengewerkschaft VC ausgehandelten Tarifpaket deutliche Gehaltserhöhungen an.
In den nächsten drei Jahren steigen die Grundvergütungen in drei Stufen um mindestens 18 Prozent, wie aus einem Reuters am Donnerstag vorliegenden Schreiben des Arbeitgebers an die Beschäftigten hervorgeht. Einschließlich der bereits im vergangenen Jahr zugesagten Pauschalen und der Inflationsausgleichsprämie ergäbe sich für Kapitäne ein Anstieg um mindestens 25 Prozent, für Copiloten von 33 bis über 50 Prozent.
Die Lufthansa wirbt in dem Schreiben um Zustimmung der rund 5200 Cockpit-Beschäftigten bei der Hauptmarke Lufthansa und der Frachttochter Lufthansa Cargo, um einen Streik in der Hauptreisezeit abzuwenden. Die Beschäftigten könnten ab sofort bis 10. August abstimmen. Die Tarifkommission der Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) will über das Mitgliedervotum ein Mandat für einen Tarifabschluss einholen.
Aus Unternehmenssicht seien das spürbare Kostenbelastungen und weniger Flexibilität im Betrieb als bisher, hieß es in dem Schreiben von Lufthansa-Betriebschef Karl Brandes weiter. "Dennoch halten wir das Ergebnis für vertretbar, denn es bietet die Chance auf eine Lösung ohne Konflikt." Eine weitere Erhöhung des Gesamtvolumens sei aus Sicht des Managements nicht möglich.
Die VC äußerte sich bisher nicht über Details des Tarifpakets und war nicht unmittelbar zu einer Stellungnahme zu erreichen. Sollte die kampfkräftige Gewerkschaft einschlagen, blieben die Lufthansa und ihre Kunden zumindest an dieser Front für drei Jahre von Arbeitskampf verschont.
Rückruf von Airbus-Triebwerken trifft auch die Lufthansa
Die jüngsten Probleme mit Triebwerken von Airbus-Jets aus der A320neo-Familie dürften in den kommenden Monaten auch Maschinen der Lufthansa am Boden halten. Von der ersten Rückrufwelle des Triebwerksbauers Pratt & Whitney seien bei den Konzern-Airlines Lufthansa und Swiss insgesamt 13 Turbinen betroffen, sagte Vorstandschef Carsten Spohr am Donnerstag in einer Telefonkonferenz zu den Quartalszahlen. Diese Antriebe müssten bis September in die Wartung. Man werde voraussichtlich einige Flugzeuge am Boden lassen müssen. Im Zuge der zweiten Rückrufwelle müssten dann weitere 50 Triebwerke von Jets aus dem Konzern inspiziert werden, erklärte Spohr.
Pratt & Whitney (P&W) hatte Kunden und Öffentlichkeit Ende Juli über die Rückrufaktion informiert. Hintergrund sind Probleme mit einem Metallpulver, das bei der Produktion der Turbinenscheiben verwendet wurde. Weltweit sind etwa 1200 Triebwerke betroffen. Davon müssen 200 bis Mitte September in die Wartung - oder vorübergehend außer Betrieb genommen werden. Die Inspektion der restlichen 1000 Turbinen dürfte sich über viele Monate hinziehen.
Wie viele Flugzeuge dies betrifft, ist noch unklar. Bei manchen der betroffenen Jets stammt nur ein Exemplar aus der fraglichen Produktion, bei anderen beide. Pratt & Whitneys Triebwerkstyp PW1100G-JM kommt bei etwa jedem zweiten Airbus-Jet der Modellfamilie A320neo zum Einsatz. P&W gehört zum Luftfahrt- und Rüstungskonzern Raytheon Technologies, der sich bis vor kurzem Raytheon Technologies nannte. An dem Triebwerk ist auch der deutsche Triebwerksbauer MTU beteiligt. Er betreibt in München auch eine der weltweit drei Endmontagelinien für den Antriebstyp.
Schon in den vergangenen Monaten hatten ein Wartungsstau und fehlende Ersatzteile viele Maschinen mit P&W-Antrieben am Boden gehalten. Im Juni räumte der Hersteller ein, dass etwa jedes zehnte Flugzeug mit diesem Triebwerkstyp außer Betrieb sei. Neben Jets der A320neo-Familie waren davon auch die kleinsten Airbus-Typen der A220-Reihe betroffen. Laut Spohr musste die Lufthansa-Tochter Swiss deshalb immer wieder einige ihrer Maschinen am Boden lassen und Ersatzmaschinen samt Personal von anderen Airlines mieten. FRANKFURT (dpa-AFX / Reuters)
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