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ING: Deutsche Unternehmensgewinne tragen signifikant zu Inflation bei

30.03.23 11:52 Uhr

ING: Deutsche Unternehmensgewinne tragen signifikant zu Inflation bei | finanzen.net

Höhere Unternehmensgewinne haben nach Aussage von ING-Europa-Chefvolkswirt Carsten Brzeski in Deutschland in den vergangenen drei Jahren "signifikant" zur Inflation beigetragen.

Brzeski schreibt in einer Analyse: "Hätten die Unternehmen einfach nur die höheren Erzeugerpreise weitergegeben, wären die Gewinne kaum gestiegen. In der Praxis lässt sich aber ab der zweiten Hälfte des Jahres 2021 ein erheblicher Teil des Preisanstiegs durch höhere Unternehmensgewinne erklären."

Zwar gibt es in Deutschland keine offiziellen Daten zu den Unternehmensgewinnen, doch behilft Brzeski sich mit der Bruttowertschöpfung abzüglich der Arbeitnehmerentgelte. Die Bruttowertschöpfung ergibt sich aus den Arbeitnehmerentgelten und den Unternehmensgewinnen und ist bereits indirekt um die Preise der Vorleistungsgüter bereinigt. Ein Unsicherheitsfaktor besteht laut Brzeski allerdings darin, dass die Bruttowertschöpfung auch die schwer zu quantifizierenden Abschreibungen auf Maschinen und Investitionen enthält.

Die Anwendung der genannten Methodik zeigt nach Brzeskis Aussage, dass der Anteil der Gewinne an der gesamten Bruttowertschöpfung in den vergangenen drei Jahren in einigen Branchen deutlich gestiegen ist - "ein Hinweis darauf, dass deutsche Unternehmen die Inflation weiter anheizen könnten", wie er meint. "Im Baugewerbe zum Beispiel ist der Anteil der Gewinne an der Bruttowertschöpfung zwischen dem vierten Quartal 2019 und dem vierten Quartal 2022 um 22 Prozent gestiegen." Im Bereich Handel, Verkehr und Gastgewerbe waren es demnach 19 Prozent und in der Landwirtschaft 14 Prozent.

"Ob es sich um eine 'Gierinflation' im eigentlichen Sinne des Wortes handelt oder ob es andere Gründe gibt, können wir nicht genau wissen", räumt der Ökonom ein. Klar sei jedoch, dass die Kerninflation angesichts der sich derzeit stark drehenden Gewinn- und Lohn-Preis-Spirale hartnäckig hoch bleiben und die EZB die Zinsen zumindest bis zum Sommer weiter anheben werde, bevor sie in eine Phase des "Hochs für länger" eintrete.

FRANKFURT (Dow Jones)

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