thyssenkrupp-Aktie schwächelt: thyssenkrupp profitiert von Stahlerholung
Der Industriekonzern thyssenkrupp hat zum Jahresauftakt dank besserer Stahlgeschäfte mehr verdient.
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Auch Einsparungen machten sich positiv bemerkbar. Wermutstropfen blieb das schwächelnde Geschäft im Großanlagen- sowie Marineschiffbau. Hier ist die Auslastung weiterhin zu gering. Besserung verspricht Finanzvorstand Guido Kerkhoff in der zweiten Geschäftsjahreshälfte. Die Arbeiten zur Fusion des Stahlgeschäfts mit der Europa-Sparte von Tata Steel verlaufen unterdessen nach Plan.
Das bereinigte operative Ergebnis (Ebit) nahm im ersten Geschäftsquartal (bis Ende Dezember) um gut ein Drittel auf 444 Millionen Euro zu, wie das Unternehmen am Mittwoch in Essen mitteilte. Unter dem Strich blieben 78 Millionen Euro stehen, nach 8 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum. Dabei wurde das Nettoergebnis durch die US-Steuerreform mit 87 Millionen Euro belastet.
Umsatz und Auftragseingang gingen leicht zurück. Allerdings waren im Vorjahresvergleich noch die Zahlen des mittlerweile verkauften amerikanischen Stahlgeschäfts enthalten. Zudem machte dem DAX-Konzern der starke Euro zu schaffen. Währungs- und portfoliobereinigt stiegen der Auftragseingang um 4 Prozent auf 9,7 Milliarden und der Umsatz um 3 Prozent auf 9,8 Milliarden Euro.
Den Löwenanteil zum Gewinn trug die Aufzugsparte bei, die ihr Ergebnis um 3 Prozent auf 220 Millionen Euro steigerte. Das Komponentengeschäft profitierte weiterhin vom Boom der Autoindustrie. Der Anlagenbau hingegen verzeichnete einen Ergebnisrückgang von 42 Millionen auf 12 Millionen Euro. Dem Bereich fehlen die Großaufträge - kleinere und mittlere Aufträge können dies nicht ausgleichen - die Werke bleiben nicht genügend ausgelastet.
Die Sparte, zu der auch der Marineschiffbau gehört, erfährt gerade eine Sanierung, in deren Zusammenhang rund 1500 Stellen gestrichen werden sollen. Im Marineschiffbau steht etwa das Werk in Emden auf der Kippe. Der Schließung wollen die Mitarbeiter mit einem Alternativkonzept für den Standort zuvorkommen, welches derzeit "geprüft" werde, sagte Kerkhoff. Ein Verkauf des Marinegeschäfts steht aktuell nicht zur Debatte. Ansonsten komme thyssenkrupp mit dem Sanierungsprogramm voran, der Stellenabbau laufe "nach Plan". Der Konzern erwartet daher noch im laufenden Jahr eine "spürbare" Ergebnisverbesserung. Die größten Effekte dürften jedoch erst in der zweiten Jahreshälfte anfallen.
Die vor der Fusion mit dem europäischen Stahlgeschäft von Tata Steel stehende Stahlsparte profitierte von Preiserhöhungen sowie der laufenden Restrukturierung. Der Bereich erhöhte das bereinigte operative Ergebnis deutlich von 28 auf 160 Millionen Euro. Auch Wettbewerber wie ArcelorMittal oder Salzgitter verdienten dank der Markterholung zuletzt deutlich mehr. Dennoch nannte thyssenkrupp das volatile Marktumfeld mit anhaltenden Überkapazitäten weiter "herausfordernd". Dies ist einer der Gründe, warum der Konzern sich entschieden hat, sein Stahlgeschäft mit dem von Tata Steel Europe zusammenzuschließen.
Mit dem Schritt will sich thyssenkrupp stärker auf seine Industriegeschäfte konzentrieren. Mit dem Umbau "kommen wir weiter gut voran", erklärte Konzern-Chef Heinrich Hiesinger. Der Ergebnisanstieg zeige zudem, dass die eingeläuteten Sparprogramme wirkten. Hiesinger steht unter Druck, nach sieben Jahren an der Spitze des Konzerns die erwünschten Ergebnisse zu liefern. Einigen Investoren, etwa dem Großaktionär Cevian, geht der Umbau nicht schnell genug voran. Cevian äußerte daher jüngst mehrfach den Wunsch einer weiteren Aufspaltung - was die thyssenkrupp-Spitze um Hiesinger ablehnt.
Der Manager sieht thyssenkrupp auf gutem Weg, seine Ziele für das Geschäftsjahr 2017/18 zu erreichen. Die Jahresprognose hat daher weiter Bestand. Der Umsatz soll im niedrigen bis mittleren einstelligen Prozentbereich steigen und das bereinigte operative Ergebnis von 1,7 Milliarden Euro im Vorjahr auf 1,8 bis 2,0 Milliarden Euro zulegen. Für das zweite Quartal peilt der Konzern hier einen Anstieg in Richtung 500 Millionen Euro an. Der Jahresüberschuss wird im Gesamtjahr deutlich positiv erwartet.
Die Börsianer haben sich auf die Quartalszahlen von thyssenkrupp am Mittwoch nur schwer einen Reim machen können. Mit den Papieren des im Umbruch stehenden Industriekonzerns ging es im frühen Handel auf und ab. Zum Handelsende setzten sich die Skeptiker durch, die Aktie wies einen Abschlag von 0,69 Prozent auf 22,94 Euro aus. !-- sh_cad_9
Die Ansatzpunkte zur Kritik an den Ergebnissen im ersten Quartal 2017/2018 waren zahlreich. So wiesen Ingo Schachel von der Commerzbank und Seth Rosenfeld vom US-Broker Jefferies auf einen starken Rückgang der Barmittel hin. Bei Thyssenkrupp sind ivon September bis Dezember 1,5 Milliarden Euro an Barmitteln abgeflossen. Das sei allerdings "keine große Überraschung", merkte Rosenfeld gleichzeitig an. Denn Wettbewerber hätten jüngst bereits über einen ähnlichen Druck auf das Betriebskapital geklagt.
Der Experte nannte zudem das Gewinnziel der Essener für das Geschäftsjahr "konservativ". Die Zielspanne für den bereinigten operativen Gewinn von 1,8 bis 2 Milliarden Euro liege unter seiner Annahme von 2,1 Milliarden Euro. Negativ falle zudem eine unverändert schwache Profitabilität im klassischen Anlagenbau auf. In der unter "Industrial Solutions" firmierenden Sparte habe der Konzern nur etwa ein Drittel von dem verdient, was er prognostiziert hatte.
Rochus Brauneiser vom Investmenthaus Kepler Cheuvreux beklagte ferner einen schwachen Auftragseingang in diesem Segment. Hier habe Thyssenkrupp im ersten Quartal "nur kleine und mittlere Orders verbucht". In der Folge liege der gesamte Auftragseingang mit 9,7 Milliarden Euro unter seiner Schätzung von 10,2 Milliarden Euro. Für Brauneiser selbst nach den jüngsten Kurseinbußen der Aktie ein Grund, diese nur zu "halten".
Investoren waren schon im Vorfeld der Quartalsergebnisse in Deckung gegangen: Der Thyssenkrupp-Kurs war zuletzt von 26,50 Euro Ende Januar um fast 13 Prozent gefallen, deutlich stärker als der Dax oder der europäische Sektor der Industriegüterproduzenten.
Die zwischenzeitlichen Kursgewinne der Aktie im frühen Handel könnten dem Fakt geschuldet gewesen sein, dass der bereinigte operative Gewinn die Konsensprognose übertroffen hat. Allerdings fanden Analysten auch hier das Haar in der Suppe. Diese Kennziffer habe von einem Einmalertrag aus einem Immobilienverkauf sowie von saisonal bedingt niedrigeren IT-Kosten profitiert. "Bereinigt um diese Effekte lag das erste Quartal unter der Konsensschätzung", sagte Kepler-Analyst Brauneiser./bek/nas/das
/nas/tav/jha/ESSEN (dpa-AFX)
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