Stagflation voraus

Nouriel Roubini warnt vor massiver Schuldenkrise und rät Anlegern zu diesen Assets

20.10.22 23:16 Uhr

Nouriel Roubini warnt vor massiver Schuldenkrise und rät Anlegern zu diesen Assets | finanzen.net

Der als Dr. Doom bekannt gewordene Wirtschaftsexperte Nouriel Roubini sieht die aktuellen wirtschaftlichen Entwicklungen mit Sorge. Weder werde sich die Lage seiner Ansicht nach schnell noch nachhaltig stabilisieren. Anleger sollten vor diesem Hintergrund umdenken.

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• Nouriel Roubini sieht Kombination aus Schuldenkrise und Inflation voraus
• Stagflation mit Herausforderungen für Anleger
• Traditionelles Portfolio mit Problemen



"Die nächste Krise wird nicht wie ihre Vorgänger sein", schreibt Nouriel Roubini, Professor an der NYU Stern School of Business in einem Essay für "Time", der aus "MegaThreats: Ten Dangerous Trends That Imperil Our Future, and How to Survive Them" adaptiert wurde.

Schuldenkrisen verschärfen die Situation

Dabei verweist der Marktexperte insbesondere auf die Situation in den 1970er-Jahren, als es zwar zu einer Stagflation gekommen sei, aber aufgrund niedriger Verschuldung keine massiven Schuldenkrisen auftraten. 2008 sei es schließlich zu einer Schuldenkrise gekommen, die aber von niedriger Inflation oder sogar Deflation begleitet worden sei, weil die Kreditklemme einen negativen Nachfrageschock ausgelöst habe. Die aktuelle Lage verbinde aber beides: Stagflation, also wirtschaftliche Stagnation und hohe Inflation mit hohen Schuldenständen. Dies bedeute, "dass wir auf eine Kombination aus einer Stagflation im Stil der 1970er-Jahre und einer Schuldenkrise im Stil von 2008 zusteuern - d. h. auf eine stagflationäre Schuldenkrise", so der Experte.

"Der Anteil der privaten und öffentlichen Verschuldung am globalen BIP ist heute viel höher als in der Vergangenheit und ist von 200 % im Jahr 1999 auf heute 350 % gestiegen. Unter diesen Umständen werden eine schnelle Normalisierung der Geldpolitik und steigende Leitzinsen Haushalte, Unternehmen, Finanzinstitute und Regierungen in den Bankrott und Zahlungsausfall drängen", erklärte Roubini.

Harte Landung voraus?

Für den Experten steht zudem fest, dass die Währungshüter ihr angepeiltes Inflationsziel nicht erreichen können, ohne eine so genannte harte Landung zu provozieren. Dies halte er für die USA und die meisten fortgeschrittenen Volkswirtschaften für "viel wahrscheinlicher als eine sanfte Landung". Eine Rezession wird sich also nicht vermeiden lassen, wobei sich die Frage stelle, ob sich die USA möglicherweise bereits in einer solchen befänden.

Wichtig sei vor diesem Hintergrund auch die Frage, ob die Rezession mild und kurz oder schwer und von tiefer finanzieller Not geprägt sein wird. Seiner Ansicht nach dürfte letzteres eintreffen, er geht fest von einer langen Rezessionszeit mit hoher Inflation aus. "Es wird keine kurze und flache Rezession sein, sondern eine schwere, lange und hässliche", warnte der Experte kürzlich im Interview mit Bloomberg.

Und auch in seinem Time-Essay stützte er diese Argumentation und erklärte: "Das kommende Jahrzehnt könnte durchaus eine stagflationäre Schuldenkrise sein, wie wir sie noch nie zuvor gesehen haben".

Traditionelles Anlegerportfolio mit Problemen

Für Anleger sind dies alles andere als gute Nachrichten, insbesondere für jene, die ein traditionelles Anlageportfolio besitzen, das zu 60 Prozent aus Aktien und zu 40 Prozent aus Anleihen besteht, glaubt Roubini.

"Es ist wahrscheinlich, dass beide Komponenten eines traditionellen Anlageportfolios - langfristige Anleihen sowie US-amerikanische und globale Aktien - leiden und potenziell massive Verluste erleiden werden. Bei Anleiheportfolios treten Verluste auf, da eine steigende Inflation die Anleiherenditen erhöht und ihre Preise senkt. Und Inflation ist auch schlecht für Aktien, da steigende Zinsen die Bewertung von Firmenaktien beeinträchtigen", fasst er in seinem Essay die Lage am Markt zusammen.
Dabei verweist er auch auf das deutlich gestiegene Kurs-Gewinn-Verhältnis bei S&P 500-Unternehmen, das das Risiko eines langwierigen und schweren Bärenmarktes verstärke.

Anleger müssten daher Vermögenswerte finden, die sie gegen Inflation, politische und geopolitische Risiken sowie Umweltschäden absichern. Konkret nennt Roubini in diesem Zusammenhang kurzfristige Staatsanleihen und inflationsindexierte Anleihen. Zudem rät der Experte zu Gold und anderen Edelmetallen sowie Immobilien, die gegen Umweltschäden widerstandsfähig sind.

Redaktion finanzen.net

Bildquellen: Vivien Killilea/Getty Images for Berggruen Inst., Immersion Imagery / Shutterstock.com

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