Staatsverschuldung

ifo-Chef erwartet höhere Steuern und Leistungskürzungen nach der Corona-Krise

29.04.20 07:58 Uhr

ifo-Chef erwartet höhere Steuern und Leistungskürzungen nach der Corona-Krise | finanzen.net

Der Präsident des Münchner ifo-Instituts, Clemens Fuest, rechnet mit Steuererhöhungen und Kürzungen von staatlichen Leistungen zur späteren Gegenfinanzierung der stark steigenden Staatsausgaben in der Corona-Krise.

"Es wird künftig entweder höhere Steuern oder geringere staatliche Leistungen geben. Vermutlich beides", sagte ifo-Chef Fuest der Rheinischen Post. Die Grenze für den derzeitigen Anstieg der Staatsverschuldung liege dort, wo die Gläubiger das Vertrauen in die Bonität des Staates verlören.

"Bei niedrigen Zinsen und ohne attraktive Alternativen kann man die Staatsverschuldung sicherlich über eine Schuldenquote von 90 Prozent hinaus ausdehnen. Japan ist dafür ein Beispiel", sagte der Wirtschaftsforscher. Die Arbeitslosigkeit werde im laufenden Jahr deutlich steigen. "Viele Szenarien führen zu einer Arbeitslosenzahl über drei Millionen. Es kann aber auch mehr werden", sagte Fuest.

Wie die Bundesregierung in ihrer an diesem Mittwoch vorgestellten Konjunkturprognose mit wahrscheinlich minus 6,3 Prozent beim Bruttoinlandsprodukt in diesem Jahr zu planen, "finde ich in Ordnung, aber natürlich kann es auch anders kommen", erklärte der Ökonom. Es sei "eher optimistisch" zu erwarten, dass der Rückgang der Wirtschaftsleistung bereits bis Ende 2021 wieder aufgeholt werden könne.

"Der Exit-Prozess muss dafür eher zügig und ohne Rückschritte verlaufen, und wir brauchen bald eine Impfung oder ein wirksames Medikament für die Behandlung", sagte Fuest. "Nicht nur bei uns, auch im Rest der EU und in den USA müsste die Epidemie überwunden sein." Nur wenn diese Voraussetzungen erfüllt seien, sei ein Aufholen bis Ende 2021 jetzt noch möglich.

DJG/pso/smh

Dow Jones Newswires

Bildquellen: Axel Griesch fuer Finanzen Verlag