Springer: "Marktgerücht"

ProSieben und Springer sondieren angeblich Fusion - Aktien ziehen an

07.07.15 12:47 Uhr

ProSieben und Springer sondieren angeblich Fusion - Aktien ziehen an | finanzen.net

In Deutschland bahnt sich möglicherweise eine Umwälzung der Medienlandschaft an. Demnach loten die Senderkette ProSiebenSat.1 und der Verlag Axel Springer einen Zusammenschluss aus.

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Das berichten mehrere Informanten. Eine Transaktion würde ein Unternehmen mit einer Marktkapitalisierung von 14,4 Milliarden Euro hervorbringen und den Mediensektor in Europas größter Volkswirtschaft grundlegend verändern. Die Aktionäre der beiden Konzerne stehen einer möglichen Fusion offenbar positiv gegenüber: Die Aktien von Axel Springer gewinnen am Dienstag auf Xetra zeitweise rund sieben Prozent, während es für die Papiere von ProSiebenSat.1 rund drei Prozent nach oben geht.

   Laut den Informanten prüfen die beiden Medienkonzerne derzeit einen Zusammenschluss, bei dem ProSieben die Rolle des Senior-Partners spielen würde, hieß es bei den Quellen. Die Gespräche befänden sich noch nicht in einem vorangeschrittenen Stadium und könnten auch noch scheitern. Die mögliche Transaktion hätte zahlreiche Hürden zu nehmen, darunter auch kartellrechtliche.

Der Medienkonzern Axel Springer hat in der Zwischenzeit jedoch Spekulationen dementiert, dass die Verlegerin Friede Springer die Kontrolle über das Unternehmen abgeben könnte. Berichte über eine mögliche Fusion mit ProSiebenSat.1 wollte Springer am Dienstag jedoch nicht kommentieren. Der Konzern äußere sich "zum Wahrheitsgehalt von Marktspekulationen grundsätzlich nicht", teilte eine Sprecherin mit. Dies könnte auch bedeuten, dass eine Fusion mit Axel Springer als Senior-Partner möglich wäre.

Die Axel Springer SE arbeite unverändert an der Umwandlung der Rechtsform des Unternehmens in eine KGaA. Das Ziel sei, die Kontinuität der Kontrolle durch die Axel Springer Gesellschaft für Publizistik GmbH & Co./Friede Springer langfristig sicherzustellen und Wachstumsoptionen zu erschließen, hieß es aus dem Medienkonzern weiter.

   Mit ihrem Zusammenschluss könnten sich die beiden Medienkonzerne besser dem Wettbewerb durch neue Internetunternehmen stellen. Banker und Anwälte rechnen jedoch mit Bedenken der Kartellwächter, denn es würde sich Europas größter Zeitungsverlag mit dem marktführenden privaten Fernsehsender zusammentun.

   Branchenweit liegen beide Medienhäuser aber abgeschlagen hinter Marktführer Bertelsmann, der im vergangenen Jahr einen Umsatz von 16,7 Milliarden Euro erzielte. ProSiebenSat.1 und Axel Springer kommen zusammen nur auf rund 5,9 Milliaren Euro.

   Springer und ProSieben kennen sich gegenseitig gut. Der Bild-Herausgeber hatte im Jahr 2005 ein Übernahmeangebot für die Münchener Senderkette vorgelegt, das ProSieben mit 4 Milliarden Euro bewertete. Die Transaktion wurde aber ein Jahr später vom Bundeskartellamt und von der Medienüberwachungsbehörde KEK abgelehnt.

   Im vergangenen Jahr erklärte jedoch das Bundesverwaltungsgericht die Ablehnung der Transaktion durch die KEK für unbegründet. Zumindest eine der beiden behördlichen Hürden wäre damit jetzt deutlich einfacher zu nehmen als vor zehn Jahren. Banker und Anwälte gehen zudem davon aus, dass der Wettbewerb durch digitale Angebote im Internet auch kartellrechtlich zu einer neuen Situation geführt hat, weil die Medienlandschaft inzwischen anders aussieht. Um eine Genehmigung zu erhalten, müssten Springer und ProSieben aber vielleicht einige Unternehmensteile verkaufen.

   ProSieben ist in den vergangenen zehn Jahren deutlich größer geworden und hat nun eine Marktkapitalisierung von 9,7 Milliarden Euro. Axel Springer kommt an der Börse auf 4,7 Milliarden Euro.

   Axel Springer ist Herausgeber der in Deutschland meistgelesenen Zeitung Bild und auch der Tageszeitung Welt. Auch im Fernsehgeschäft ist Springer vertreten, nachdem die Berliner vergangenes Jahr den Nachrichtensender N24 von ProSieben gekauft haben.

   Beide Unternehmen bemühen sich intensiv darum, neue Wettbewerber abzuwehren und alternative Umsatzquellen zu erschließen. So hat etwa ProSieben erst im Juni für 170 Millionen Euro 80 Prozent am Verbraucherportal Verivox übernommen.

   Axel Springer hat im vergangenen Jahr einige Zeitungen verkauft, darunter das Hamburger Abendblatt, um stattdessen in Online-Plattformen zu investieren, wie die Jobbörse Stepstone oder die Immobilienplattform Immonet.

   Ein Zusammenschluss mit ProSieben müsste auch Friede Springer absegnen, die Witwe von Unternehmensgründer Axel Springer. Frau Springer hält 57 Prozent der Anteile an dem Medienhaus. Springer-Chef Mathias Döpfner kommt auf 3,1 Prozent, der Rest liegt im Streubesitz.

   Angesichts des Preises müsste die ProSiebenSat.1 Media AG wohl ihr Kapital erhöhen und könnte dann kombiniert in Euro und in eigenen Aktien bezahlen. Frau Springer und Herr Döpfner hätten dann eine Beteiligung an dem fusionierten Unternehmen.

   ProSiebenSat.1 hatte im ersten Quartal einen Marktanteil von 28,9 Prozent am deutschen Fernsehmarkt. Verfolger RTL kam im Juni auf 28,6 Prozent.

   FRANKFURT (Dow Jones)

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Bildquellen: Axel Springer, Holger Rauner © ProSiebenSat.1 Media AG

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