Bayer-Aktie steigt: Crop Science-Sparte könnte abgespalten werden - JPMorgan senkt Kursziel
Ein Medienbericht über eine etwaige Abspaltung der Sparte Crop Science durch den Bayer-Konzern treibt den Aktienkurs am Montag an.
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Auslöser ist nach Angaben von Börsenhändlern ein am Freitag veröffentlichter Bericht im Platow-Brief, wonach der neue Vorstandschef Bill Anderson "bereits eifrig an Plänen für eine Abspaltung der Agrochemie-Sparte" arbeite. Das sei ein vergleichsweise schnelles und reibungsloses Verfahren, heißt es in dem Börsenbrief, der allerdings keinerlei Quellen für seine Behauptung anführt. Aus Kreisen des Bayer-Konzerns ist zu hören, der Bericht entbehre jeder Grundlage.
Anderson hat auf Druck einzelner Investoren Anfang Juni den glücklosen Werner Baumann als CEO abgelöst. Ihm wird zur Last gelegt, dass er die Nebenwirkungen massiver Kursturbulenzen nach der von ihm eingefädelten Übernahme des US-Saagtgutriesen Monsanto nicht in den Griff bekam. Bis heute ist die massive Klagewelle wegen angeblicher Krebsgefahren des Monsanto-Unkrautvernichter Roundup in den USA nicht erledigt.
Ob der Amerikaner Anderson, der vom Finanzmarkt mit erheblichen Vorschusslorbeeren bedacht wurde, Bayer tatsächlich filetieren wird, wie das etwa der aktivistische Investor Bluebell Capital Partners fordert, ist bislang unklar. Er werde alles in Betracht ziehen, sagte er Anfang April im Gespräch mit Journalisten, nur wenige Tage, nachdem er in den Konzernvorstand aufgenommen worden war. Er sei aber auch zu Bayer gekommen, weil der Konzern "drei sehr gute Geschäfte" unter seinem Dach habe.
Bernstein belässt Bayer auf 'Outperform' - Ziel 89 Euro
Das US-Analysehaus Bernstein Research hat die Einstufung für Bayer auf "Outperform" mit einem Kursziel von 89 Euro belassen. Die Phrase "Diesmal ist es anders" könnte unter dem neuen Konzernchef Bill Anderson tatsächlich zutreffen, schrieb Analyst Gunther Zechmann in einer am Montag vorliegenden Studie. Aktivistische Anteilseigner machten Druck, jüngste Ergebnisse hätten enttäuscht, da könne Anderson durchaus ernsthaft über den Abschuss der "Silberkugel Consumer Health" nachdenken, so Zechmann. Er sieht einige strategische Optionen für das Geschäft mit der Selbstmedikation. Der Optimalfall sei ein Zusammenschluss mit dem Konkurrenten Haleon. "Zum Tangotanz gehören aber zwei", so Zechmann.
Spekulationen um Agrarsparte treiben Bayer an
Die Aktien von Bayer waren am Montag wegen Fantasie rund um die Agrarsparte gefragt. Via XETRA ging es für die Bayer-Aktie im Montagshandel schlussendlich 1,59 Prozent auf 49,54 Euro nach oben.
Unter Marktteilnehmern wurde über die Option einer Aufteilung in der Vergangenheit immer wieder spekuliert. Skeptiker halten dem allerdings entgegen, dass mit dem Unkrautvernichter Glyphosat noch immer Risiken verbunden seien, die einer Alleinstellung der Agrarsparte entgegenstünden. Unter Analysten fielen die ersten Reaktionen denn auch gemischt aus. Während vom Analysehaus Jefferies lobende Töne angestimmt wurden, äußerte sich der JPMorgan-Experte Richard Vosser eher relativierend.
Bei Bayer üben große Anteilseigner schon lange Kritik am Wert des Unternehmens aus, das aktuell an der Börse nur mit rund 49 Milliarden Euro kapitalisiert ist. Das ist weniger als der Konzern 2016 mit 63 Milliarden Dollar für die Monsanto-Übernahme gezahlt hat, die sich später wegen einer Klagewelle gegen den Unkrautvernichter Glyphosat als Desaster herausstellte.
Den Konglomeratsabschlag durch eine Aufspaltung in das Pharma- und Agrargeschäft aufzuholen, wäre nach Ansicht des Jefferies-Experten Charlie Bentley der größtmögliche Kurstreiber. Er betonte, die Überschneidung der beiden hochspezialisierten Bereiche sei ohnehin gering. Als dritter Geschäftsbereich existiert außerdem noch die Konsumsparte, die frei verkäufliche Gesundheitsprodukte herstellt. Er hat die Einstufung für Bayer auf "Buy" mit einem Kursziel von 68 Euro belassen. Laut dem Bernstein-Experten Gunther Zechmann ist auch diese Sparte ein vielversprechender Kandidat für strategische Optionen.
Was die Agrarsparte betrifft, äußerte sich der JPMorgan-Experte Richard Vosser am Montag allerdings skeptisch zu einer Abspaltung. Seiner Einschätzung nach ist es sinnvoller für Bayer, den Wert zu steigern, indem die Pharma-Sparte wieder auf Kurs gebracht wird. Er bewerte diese in seinem Modell mit einem fast 50-prozentigen Abschlag gegenüber Wettbewerbern in diesem Bereich. Dies demonstriere, dass das Potenzial zur Wertschöpfung dort größer sei als im Agrarbereich. Er hat das Kursziel für Bayer von 60 auf 55 Euro gesenkt und die Einstufung auf "Neutral" belassen.
Der JPMorgan-Experte senkte in seinem Ausblick auf den Bericht zum zweiten Quartal zudem seine Schätzungen und befürchtet, dass die Jahresziele weiter gestutzt werden. Er begründete dies mit erwartetem Preisdruck bei Glyphosat, unter Druck stehenden Margen im Pharmabereich und zunehmendem Gegenwind durch die Wechselkurse im Jahr 2023.
Durch die Kursgewinne am Montag wagt der Aktienkurs von Bayer nach langer Durststrecke einen Stabilisierungsversuch. Nach einem starken Jahresauftakt geht es seit Februar wieder bergab mit den Aktien, seit Mitte April sogar stetig. Das Jahresplus, das in der Spitze mehr als ein Drittel betrug, ist damit fast wieder ausgelöscht worden. In der DAX-Jahreswertung tauchen die Bayer-Papiere nur noch im hinteren Mittelfeld auf.
/bek/he
FRANKFURT (dpa-AFX) / NEW YORK (dpa-AFX Broker) / FRANKFURT (Dow Jones)
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