Zwischentöne: Welche Details Anleger im Fed-Report ignoriert haben
Die US-Notenbank Federal Reserve hat in ihrem jüngsten Sitzungsprotokoll deutliche Hinweise darauf gegeben, noch mehrfach an der Zinsschraube drehen zu wollen. Andere Details des Reports fanden neben der restriktiven Zinspolitik kaum Beachtung.
Der längste Bullenmarkt der Geschichte macht vielen Anlegern und auch den Währungshütern der US-Notenbank Sorgen. Daher haben die Mitglieder der US-Notenbank bei ihrem letzten Treffen über eine weitere Verschärfung der Geldpolitik diskutiert. Eine Reihe von Mitgliedern sah die Notwendigkeit, den Leitzins künftig zeitweise über das aus ihrer Sicht langfristige Niveau anzuheben, wie aus dem am Mittwoch veröffentlichten Protokoll (Minutes) hervorgeht.
Damit will man die Inflation dämpfen. Die anhaltend robuste Entwicklung und eine Inflationsrate in der Nähe von zwei Prozent sprechen laut den Minutes für weitere "graduelle" Leitzinsanhebungen. Ein gradueller Ansatz vermindere das Risiko, zu schnell oder zu langsam voranzuschreiten. Es bestehe die Aussicht, dass das Inflationsziel von zwei Prozent nachhaltig erreicht werde, hieß es in dem Report weiter.
Fed fürchtet Überhitzug des Aktienmarktes
Was viele Anleger aber ignorierten: Die von den Währungshütern diskutierten Maßnahmen sollen nicht nur auf die Inflation wirken, die Fed will zeitgleich einer Überhitzung der Finanzmärkte entgegenwirken. Marktteilnehmer scheinen zu ignorieren, dass die Währungshüter offenbar verhindern wollen, dass die Aktienmärkte aus dem Ruder laufen. Entsprechend bewegten sich die Börsen nach Veröffentlichung des Fed-Protokolls auch kaum vom Fleck, offenbar teilen Börsianer die Sorgen der Fed vor einer Überhitzung der Märkte nicht - oder haben entsprechende Signale der Notenbank ignoriert.
Dabei hatte sich der Chef der US-Notenbank, Jerome Powell, bereits im August besorgt über die Entwicklungen am Aktienmarkt gezeigt. "Was auch immer die Ursache gewesen ist: Im Vorfeld der letzten beiden Rezessionen zeigten sich destabilisierende Exzesse hauptsächlich an den Finanzmärkten und nicht in der Inflation", so der Vorsitzende der Federal Reserve. Daher rate das Risikomanagement, über die Inflation hinaus nach Anzeichen von Exzessen zu suchen, hieß es weiter.
Bullenmarkt weiter intakt
Noch scheinen Anleger die Sorgen der US-Notenbank nicht zu teilen. Der längste Bullenmarkt der Geschichte läuft weiter, auch wenn jüngst Korrekturtendenzen und kleinere Rückschläge Aktienkurse zeitweise belastet hatten. Über den Fortgang der Rally sind sich Experten unterdessen uneins. Während Yves Lamoureux, Präsident und Makroökonom bei Lamoureux & Co, kürzlich warnte, auf die Märkte komme ein "Panik-Ereignis" zu und Anlegern riet, 2019 keine Aktien mehr zu halten, sehen viele andere Experten keine Gefahr für einen breit gefassten Aktiencrash. Nobelpreisträger Shiller meint unterdessen, beunruhigende Parallelen zur Situation in den 20er Jahren, die 1929 in einem legendären Börsenkrach endeten, ausgemacht zu haben.
Redaktion finanzen.net
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