thyssenkrupp-Aktie verlustreich: Nettoergebnis unter Prognosen

Der Stahl- und Technologiekonzern thyssenkrupp hat dank des guten Geschäfts mit Aufzügen und Autokomponenten zwar ein solides Erstquartal abgeliefert, blieb aber beim Nettoergebnis deutlich unter den Erwartungen.
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Zwar schrieb der Konzern wieder einen Nettogewinn von 8 Millionen nach einem Verlust von 23 Millionen Euro im Vorjahr. Analysten hatten aber mit 92 Millionen Euro deutlich mehr gerechnet und zeigten sich enttäuscht. Sie verwiesen auf höhere Sonderposten und Steuern. Zudem stiegen die Verbindlichkeiten wegen des negativen Cash-Flows weiter an. Die thyssenkrupp-Aktie schloss unter den wenigen Verlierern im DAX 0,88 Prozent tiefer bei 23,05 Euro. Zwischenzeitlich waren die Papiere noch um bis zu 4,77 Prozent abgesackt.
In der europäischen Stahlsparte und im Anlagenbau mussten die Essener im ersten Quartal mit Einbußen kämpfen, während sich das Problemkind Steel Americas mit dem jahrelang Verluste schreibenden Werk in Brasilien besser präsentierte.
Vorstandschef Heinrich Hiesinger, der seit seinem Amtsantritt 2011 den Umbau des Konzerns anschiebt, erklärte, thyssenkrupp baue den Anteil der Industriegüter- und Dienstleistungsgeschäfte aus. "Das ermöglicht uns, in Zukunft stabilere Ergebnisse zu erwirtschaften und profitabel zu wachsen", sagte der Manager. Auch die Notwendigkeit einer europäischen Stahlfusion sieht Hiesinger nach wie vor. Allerdings wird es wohl keine schnelle Lösung geben. Ein mögliches Risiko für die Geschäfte seines Konzerns könnten sich aus der Handelspolitik der neuen US-Regierung ergeben.
Gespräche für europäische Stahlfusion dauern an
Auf die Frage, ob, wann und mit wem es zu einem Konsolidierungsschritt kommen wird, sagte Finanzchef Guido Kerkhoff während der Telefonkonferenz: "Das ist weiterhin offen." Er fügte an, "wir sprechen mit Tata, das ist bestätigt". Seit der Hauptversammlung gebe es nichts Neues.
Hiesinger hatte erst vor wenigen Tagen während der Hauptversammlung betont, dass ein Konsolidierungsschritt gründlich vorbereitet sein müsse. Deshalb führe der Konzern die Gespräche mit "großer Sorgfalt". Tata müsse zum Beispiel eine tragfähige Lösung für die hohen Pensionsverpflichtungen in Großbritannien finden. Außerdem müsse jedem möglichen Joint Venture ein überzeugendes industrielles Konzept mit entsprechenden Synergien zu Grunde liegen.
Würden sich thyssenkrupp und Tata zur Fusion ihrer Stahlgeschäfte entscheiden, entstünde der zweitgrößte Stahlkonzern Europas nach Arcelormittal. Eine Hürde bei den Gesprächen sollen die Pensionsverpflichtungen von Tata in Großbritannien im Volumen von rund 15 Milliarden Pfund sein. Kerkhoff erklärte, dass Tata gerade dabei sei, Hindernisse aus dem Weg zu räumen und man müsse dem Konzern Zeit einräumen. "Wir werden sehen, welche Schritte Tata unternehmen wird", sagte der Manager weiter.
Die europäische Stahlindustrie leidet unter dem enormen Preisdruck durch Importe aus Asien und strukturellen Überkapazitäten in Europa. Seit Jahren verdient der Konzern im europäischen Stahlgeschäft die Kapitalkosten nicht. Und das, obwohl Steel Europe zu den zwei profitabelsten Herstellern in Europa gehört. Sparprogramme verschaffen dem Konzern nur kurzfristig eine Atempause. "Ohne grundlegende Änderungen würden wir unweigerlich ein Restrukturierungsprogramm nach dem anderen anstoßen müssen", sagte Hiesinger auf der Hauptversammlung vor wenigen Tagen. In einer solchen Situation spreche jeder mit jedem. "Unter anderem sprechen wir mit Tata Steel.".
Für Hiesinger kommt im Stahlbereich nur eine Lösung in Frage, mit der die Zukunftsfähigkeit der Stahlproduktion in Deutschland und Europa ermöglicht werde.
thyssenkrupp warnt vor Importzöllen in USA
Mit Blick auf das laufende Geschäftsjahr erklärte der Konzern, man sehe Risiken aus den zahlreichen geopolitischen Krisenherden und den zunehmende Volatilitäten auch durch das Brexit-Votum in Großbritannien. thyssenkrupp stellt ein bereinigtes Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) von 1,7 Milliarden Euro in Aussicht. Der Jahresüberschuss soll sich deutlich verbessern.
Genau beobachten wollen die Manager auch die Entwicklung in den Vereinigten Staaten. "Importzölle für Waren aus Mexiko könnten bestehende Wertschöpfungsketten zwischen USA und Mexiko gefährden", sagte der Finanzchef. In den Vereinigten Staaten habe der Konzern einige Werke zur Aufzugsmontage, aber auch einige Fertigungsstätten in Mexiko. Der Manager betonte aber, die Situation sei noch sehr "unreif". Das Unternehmen beobachte kontinuierlich die handelspolitischen Maßnahmen der neuen Regierung von US-Präsident Donald Trump.
DJG/cbr/kla Dow Jones Newswires
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