EZB fühlt sich wohl missverstanden bei Draghi-Äußerungen
Die Europäische Zentralbank (EZB) sieht sich bei den jüngsten Äußerungen ihres Präsidenten Mario Draghi nach Informationen aus Notenbank-Kreisen missverstanden.
Seine Aussagen von der Notenbankkonferenz in Sintra vom Dienstag seien als ausgewogenes Statement gedacht gewesen, das einerseits das solide Wachstum im Euroraum und andererseits die Notwendigkeit einer weiteren geldpolitischen Unterstützung herausheben sollte, zitierte die Nachrichtenagentur Bloomberg am Mittwoch mehrere mit der Sache vertraute Personen. Die EZB wollte den Bericht nicht kommentieren.
Draghis Bemerkungen vom Dienstag hatten für starken Auftrieb beim Euro und bei den Kapitalmarktzinsen gesorgt, weil sie als Hinweis auf eine weniger lockere Geldpolitik verstanden worden waren. Draghi hatte sich zuversichtlich für das Wachstum im Euroraum und - in geringerem Maße - für die Inflationsentwicklung gezeigt.
CONSTANCIO: DRAGHI BESTÄTIGTE BISHERIGE POLITIK
EZB-Vizepräsident Vitor Constancio zeigte sich überrascht über die Marktreaktion. Die Aussagen von Draghi hätten "total" die bisherige Politik bestätigt. Es sei immer schwer, die Marktreaktionen zu verstehen, sagte er dem Fernsehsender CNBC.
"Dass sich die EZB in Richtung geldpolitischer Ausstieg bewegt, ist keine große Überraschung", sagte Joachim Fels, Berater beim Vermögensverwalter Pimco. Die scharfe Reaktion der Märkte sei deshalb um so überraschender gewesen und ein Hinweis darauf, dass die Zentralbanken ihren Kurswechsel vorsichtig vornehmen müssten.
EUROKURS GIBT NACH
Auf den Bloomberg-Bericht reagierte der Euro nun mit deutlichen Verlusten - zeitweilig fiel er unter die Marke von 1,13 US-Dollar. Zuletzt erholte er sich jedoch etwas. Auch die Renditen europäischer Staatsanleihen gaben merklich nach. Besonders deutlich gingen die Risikoaufschläge für spanische, portugiesische und italienische Anleihen zurück./jsl/bgf/jha/
FRANKFURT (dpa-AFX)
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