Schweizer Banken wollen mit Studie ihre Stärke beweisen - es bleiben jedoch Zweifel
Die Schweizer Banken wollen dem Eindruck entgegenwirken, dass sie an Bedeutung für die heimische Wirtschaft verlieren.
Werte in diesem Artikel
• Schweizerische Bankiersvereinigung betont eigene Bedeutung
• Zahlreiche Dienstleistungen wurden ausgelagert
• Schwaches Wachstum erwartet
Es scheint, die Schweizerische Bankiersvereinigung mache sich Sorgen um ihr Ansehen bei der Bevölkerung. Deshalb hat sie beim Wirtschaftsprognoseinstitut BAK eine Studie in Auftrag gegeben, in der die Bedeutung des Finanzsektors unter die Lupe genommen wurde.
Auslagerung von Dienstleistungen
Dabei offenbare sich die Stärke des Bankensektors aber erst auf den zweiten Blick, erklärte die Vereinigung. So habe die Wertschöpfung der Banken in der Vergangenheit aus statistischer Sicht zwar stagniert, dies sei jedoch zum Teil auch einem dynamischen Strukturwandel geschuldet. Allein fünf Milliarden Franken an Wertschöpfung fielen nämlich durch die Auslagerung von einzelnen Geschäftsbereichen der Großbanken an konzerninterne Dienstleistungsgesellschaften, welche statistisch nicht mehr zu den Banken zählten, weg. Auch ein verstärkter Bezug von externen Vorleistungen, z.B. im IT-Bereich, schmälert die Wertschöpfung der Banken.
Laut der BAK-Studie erwirtschafteten in 2018 mehr als 218.000 Beschäftigte eine Wertschöpfung von 63 Milliarden Franken. Und nahezu jeder zehnte Franken, der in der Schweiz erwirtschaftet wird, komme direkt vom Finanzsektor. Unter Einbezug der vorgelagerten Wertschöpfungsschritte sowie der Wirtschaftsimpulse durch die Konsumausgaben der Angestellten belief sich die gesamte Wertschöpfung sogar auf 83 Milliarden Franken - das waren 12,4 Prozent der Gesamtwirtschaft. Damit verbunden waren 2018 insgesamt 364.900 Arbeitsplätze.
"Diese beeindruckenden Zahlen lassen erkennen, dass der Finanzsektor wesentlich zum Wohlstand der Schweiz beiträgt. Er übt dabei eine zentrale Infrastrukturfunktion aus", heißt es in einer Mitteilung der Bankiersvereinigung.
Andere Interpretation möglich
Die "Neue Zürcher Zeitung" (NZZ) weist jedoch darauf hin, dass auch eine andere Interpretation der Daten möglich ist. Demnach lagern die Banken eben deshalb Dienstleistungen aus, weil sich das eigentliche Finanzgeschäft - wie die Kreditaktivitäten oder der Kommissionserfolg - schwach entwickelt und sie deshalb ihre Effizienz verbessern müssten. Ein Beleg für die Stärke des Bankensektors ist diese Entwicklung demnach nicht.
Blick in die Zukunft
Für die kommenden Jahre zeichnet das BAK ein eher pessimistisches Bild. Demnach dürfte der Finanzsektor von 2020 bis 2024 gemessen an der Wertschöpfung langsamer wachsen als die gesamte Wirtschaft. Während für die Branche nur ein durchschnittliches, jährliches Wachstum von 0,9 Prozent prognostiziert wird, dürfte die Gesamtwirtschaft gleichzeitig um 1,4 Prozent zulegen. Innerhalb des Finanzsektors schneiden Banken dabei sehr schlecht ab, für sie wird in den nächsten fünf Jahre gerade mal ein Wachstum von 0,3 Prozent pro Jahr erwartet.
Redaktion finanzen.net
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