Seltenes Phänomen

Gold auf Rekordniveau - sollten sich Aktienanleger deshalb Sorgen machen?

11.08.20 22:42 Uhr

Gold auf Rekordniveau - sollten sich Aktienanleger deshalb Sorgen machen? | finanzen.net

Gold und Aktienkurse entwickeln sich in der Regel in unterschiedliche Richtungen. Doch während der Corona-Krise geht es für beide steil nach oben. Was bedeutet das für Aktienanleger?

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• Rally bei Gold und Aktien gleichzeitig ist selten
• Corona-Hilfsmaßnahmen stützen beide
• Dollar-Schwäche hilft zusätzlich

Gold genießt den Ruf, ein "sicherer Hafen" zu sein. In unsicheren Zeiten trennen sich deshalb üblicherweise viele Investoren von ihren Aktien und parken ihr Geld in Goldanlagen. Für die Sicherheit, die sich davon versprochen wird, nehmen sie in Kauf, dass sie für diese Vorgehensweise keine Zinsen oder Dividenden erhalten. Deshalb weist das gelbe Edelmetall typischerweise eine negative Korrelation zu Aktien aus: Wenn die Aktienkurse fallen, dann verteuert sich Gold und umgekehrt.

Rally bei Gold und Aktien

Doch die Corona-Krise stellt diese gängige Wahrheit auf den Kopf. So konnten der US-Leitindex Dow Jones sowie der S&P500, der den breiten US-Aktienmarkt widerspiegelt, seit ihren am 23. März erreichten Corona-bedingten Tiefständen bisher schon wieder um jeweils über 40 Prozent zulegen.

Doch gleichzeitig kletterte auch der Goldpreis um rund 30 Prozent. Knapp neun Jahre nach dem letzten Allzeithoch hat er die Marke von 2.000 US-Dollar überschritten und neue Rekordhochs erreicht. Das macht viele Anleger sehr nervös. Aufgrund des Rekord-Einbruchs der US-Wirtschaftsleistung im zweiten Quartal um (aufs Jahr hochgerechnet) 32,9 Prozent fragen sie sich ohnehin schon, ob Aktien derzeit überteuert sind. Die Rally beim Goldpreis bestärkt diese Sorge noch.

Seltenes Phänomen

Doch Ryan Detrick, oberster Investmentstratege beim unabhängigen Broker-Dealer LPL Financial beschwichtigt in einem Blog-Beitrag: "Es wird weithin angenommen, dass eine Stärke des Goldes wahrscheinlich darauf hindeutet, dass etwas im Markt nicht stimmt und Investoren defensiver eingestellt sind, aber so einfach ist es womöglich nicht."

Weiter schreibt er: "2020 ist das erste Jahr seit 1979 in dem sowohl Gold als auch der S&P500 im gleichen Kalenderjahr neue Höchststände erreichten. Was passierte danach? Gold kletterte im Jahr 1980 um 17 Prozent und der S&P500 um 26 Prozent."

Dass sowohl Gold als auch Aktien derzeit kräftig steigen, ist somit eher selten, muss demnach aber nicht bedeuten, dass die weiteren Aussichten für Aktien düster seien. Vielmehr könnte es mit beiden Assetklassen weiterhin aufwärts gehen.

Zuletzt hatte außerdem eine Dollar-Schwäche die Nachfrage verstärkt. Weil Gold auf dem Weltmarkt in Dollar gehandelt wird, macht eine schwache US-Währung das Edelmetall in Ländern außerhalb des Dollarraums günstiger.

Corona-Maßnahmen stützen Gold und Aktien

Um die wirtschaftlichen Auswirkungen der Corona-Krise abzumildern, haben die internationalen Notenbanken und Regierungen milliardenschwere Stimulierungsmaßnahmen beschlossen. Doch die gelockerte Geldpolitik und die Hilfspakete nähren bei Anlegern auch Inflationssorgen, wovon Gold profitieren kann, gilt es doch traditionell als Inflationsschutz.

Unter anderem hat die Fed ihren Leitzins nahe null Prozent gesenkt und signalisiert, dass er dort noch für längere Zeit bleiben wird. Die lockere Geldpolitik der Währungshüter und die verstärkte Schuldenaufnahme der Regierung hat jedoch zu einem merklichen Renditerückgang bei Staatsanleihen geführt.

Von diesem Umfeld können sowohl Gold als auch Aktien profitieren. Denn zum einen haben Anleger, die auf Rendite Wert legen, immer weniger Alternativen. So könnten Anleger, denen die Rendite bei Staatsanleihen inzwischen zu gering geworden sind, auf Aktieninvestments ausweichen, obwohl diese risikobehafteter als Anleihen sind.

Zum anderen wächst das Interesse an Gold, denn aufgrund der geringen Rendite bei Bonds spielt der große Nachteil des gelben Edelmetalls - seine Zinslosigkeit - im Vergleich zu Staatsanleihen kaum noch eine Rolle.

Schwacher Dollar hilft beiden

Hinzu kommt, dass infolge des ausufernden US-Haushaltsdefizits das Anlegervertrauen in die US-Wirtschaft abnimmt. Dies belastet den Dollar. So notierte der Dollar-Index, der den Kurs zu wichtigen Währungen widerspiegelt, zuletzt um ein Zwei-Jahres-Tief.

Diese Dollar-Schwäche stärkt jedoch die Nachfrage nach Gold, schließlich wird das Edelmetall auf dem Weltmarkt in Dollar gehandelt. Ein schwacher Greenback macht somit Gold für Investoren außerhalb des Dollarraums günstiger. Aber auch Aktien von exportorientierten Unternehmen können von einer schwachen Landeswährung profitieren, schließlich werden ihre Produkte für Kunden in anderen Währungsgebieten billiger.

Redaktion finanzen.net

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